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#pseudoalleinfuttermittel – was ist das und was soll das?

Nudeln Bolognese

„Alleinfuttermittel für Hunde“ – diese Art von Hundefutter muss in jedem einzelnen Gebinde alle Nährstoffe enthalten, die Hund braucht. Manche Menschen füttern ihren Hund lebenslang mit einer einzigen Sorte Hundefutter. Aus diesem Grund ist es Verbrauchertäuschung, wenn essentielle Nährstoffe gänzlich fehlen oder nur defizitär enthalten sind. Solche Futter sind nicht schlecht, oft sogar sehr gut – aber es sind eben nur „Pseudo“-Alleinfuttermittel, weil dem Verbraucher der Hinweis fehlt, dass noch was zu ergänzen ist, um den Hund auf Dauer gesund zu erhalten. Dieser Artikel beschreibt, warum und wie ich Alleinfutter nachrechne und ggf. als „Pseudo-Alleinfutter“ tituliere.

Inhalt

  1. Verbraucherwahrnehmung
  2. Rechtlicher Rahmen
  3. Hundebedarf ist keine Geschmackssache – Bedarfsdeckung schon?
  4. Was ist nun Pseudo-Alleinfutter und wie erkennt man das?
  5. Welche Nährstoffe sind drin im Hundefutter?
  6. Pseudo-Alleinfuttermittel-Kampagne

1. Verbraucherwahrnehmung: unfassbar viel Meinung – unfassbar wenig Ahnung!

Wer seinen Hund gesund ernähren will, hat hierzulande eine unermessliche Auswahl an fertigen Produkten. Dennoch ist keines gut genug für den geliebten Vierbeiner:

  • Hund muss ernährt werden wie ein Wolf – wie ein Hund – wie ein Mensch – wie ein Fabelwesen
  • Zu wenig Fleisch – unbekanntes Fleisch – das falsche Fleisch – zu viel Fleisch – kein Fleisch drin
  • Federn, Krallen, altes Frittierfett – tierische Nebenerzeugnisse – Fleisch und Organe – nur Skelettmuskelfleisch – nur feinstes Filet drin
  • Kohlenhydrate – Getreide – Monsanto-Mais – Pseudogetreide – kein Getreide drin
  • Gensoja – Hülsenfrüchte – keine Hülsenfrüchte drin
  • Pflanzliche Nebenerzeugnisse – Obst und Gemüse – Superfoods drin
  • Deklarierter Zucker – „versteckter Zucker“ – diätetische Faser drin
  • Exotische Zutaten – Bio-Erzeugnisse – Lebensmittel – heimische Erzeugnisse – Abfälle drin
  • Künstliche Zusatzstoffe – natürliche Zusatzstoffe – keine Zusatzstoffe drin
  • extrudiert – dehydriert – hydrolysiert – gefriergetrocknet – gebacken – gekocht – dampfgegart – druckgegart – püriert – gewolft – roh

Egal, was drin ist: Es gibt immer was zu meckern an den Zutaten. Wer endlich ein Produkt gefunden hat, das Mensch akzeptabel findet, das der Hund verträgt, das den Output handhabbar macht, das den Hund augenscheinlich nicht direkt krank macht und obendrein auch noch verfügbar und bezahlbar ist, wird „seine“ Fütterung gefragt oder ungefragt jedem anderen Hundehalter weiter empfehlen und alles andere strikt ablehnen. Es werden nächtelange Gesinnungsdebatten bis hin zu Glaubenskriegen geführt. 

Ich kann verstehen, dass Verbraucher Produkte wie Fleisch und tierische Nebenprodukte gepaart mit einer langen Liste an chemischen Verbindungen, die Vitamine und Spurenelemente darstellen sollen, nur mit Unbehagen oder gar nicht an den besten Freund verfüttern wollen. Ich kann auch verstehen, dass Wildschwein mit Roter Bete, Marone und Chiasamen sich so liest, als ob es lecker und nahrhaft für mich ist und damit auch gut für den Hund. Auf beiden steht „Alleinfuttermittel für Hunde“ drauf.

2. Rechtlicher Rahmen: Gefühlsfütterung durch Verbraucher ist ok – Gefühlsmischung durch Hersteller nicht.

Es ist normal, dass der Hundebesitzer die Nährstoffbedarfe seines Hundes nicht kennt und auch nicht weiß, wie sie zu decken sind. Braucht Mensch als Verbraucher auch nicht, denn es gibt ja Alleinfuttermittel für Hunde, „das wegen seiner Zusammensetzung für eine tägliche Ration ausreicht“. So ist es definiert in der EU-Verordnung Nr. 767/2009 über das Inverkehrbringen und die Verwendung von Futtermitteln

Dies bedeutet, dass der Verbraucher sich von Gesetzes wegen darauf verlassen kann, dass Hund alles bekommt, was er zum Leben benötigt, wenn er ausschließlich mit Alleinfuttermitteln ernährt wird. Jede einzelne Alleinfuttermittel-Packung muss an sich ohne weitere Ergänzung oder Abwechslung geeignet sein, den Hund sein Leben (oder einen definierten Lebensabschnitt) lang bedarfsgerecht zu ernähren.

Anders sieht es aus mit Ergänzungsfuttermitteln: Dies sind Mischfuttermittel, die einen hohen Gehalt an bestimmten Stoffen aufweisen, aber aufgrund ihrer Zusammensetzung nur mit anderen Futtermitteln zusammen für die tägliche Ration ausreichen. Hier muss der Hundebesitzer noch weitere Komponenten füttern, um den Hund gesund zu erhalten – welche das sind, steht aber nicht dabei. Das muss der Hundehalter selber herausfinden.

Mit der Deklaration als Alleinfutter oder Ergänzungsfutter muss der Hersteller den Verwendungszweck angeben. Weglassen der Angabe Allein- oder Ergänzungsfuttermittel ist keine Option! Eine falsche Angabe ist Irreführung des Verbrauchers.

Futtermittel dürfen nur in Verkehr gebracht werden, wenn sie u.a. zweckgeeignet sind. 

Wenn die Dose oder der Sack allein nicht geeignet ist, den Hund vollumfänglich mit allen nötigen Nährstoffen zu versorgen, ist das Alleinfutter nicht als Alleinfutter geeignet und gehört aus dem Verkehr gezogen!

Die für die Futtermittelkennzeichnung verantwortliche Person stellt den zuständigen Behörden alle Informationen über […] die behaupteten Eigenschaften des Futtermittels zur Verfügung [… ], so dass die Richtigkeit der durch die Kennzeichnung gemachten Angaben überprüft werden kann

Eine ausführliche Laboranalyse der jeweiligen Futtermittel dürfte den Behörden demnach vorliegen. Also reicht es wohl nicht aus, ein Alleinfuttermittel durch „Erfahrung“ oder „gutes Gefühl“ als Alleinfuttermittel zu deklarieren. 

Die für die Kennzeichnung verantwortliche Person legt auf Anfrage der zuständigen Behörde eine wissenschaftliche Begründung für die Angabe [des Merkmals] vor, entweder über öffentlich zugängliche wissenschaftliche Belege oder durch dokumentierte Forschungsarbeiten des Unternehmens. Die wissenschaftliche Begründung muss zu dem Zeitpunkt vorliegen, zu dem das Futtermittel in Verkehr gebracht wird. Die Käufer haben das Recht, der zuständigen Behörde ihre Zweifel in Bezug auf die Richtigkeit einer Angabe mitzuteilen. Kommt diese zu dem Schluss, dass die Angabe nicht ausreichend begründet ist, gilt die betreffende Angabe in der Kennzeichnung als irreführend

Muss man als Verbraucher also erst den Weg über die zuständigen Behörden gehen, um Auskunft über die Gehalte an essentiellen Nährstoffen in Alleinfuttermitteln zu erhalten? Muss man sich als Verbraucher von Herstellern als dumm abstempeln lassen nach dem Motto Beim Metzger gibt’s auch keine Analysen?

Nun gut – es geht auch anders!

3. Hundebedarf ist keine Geschmackssache – Bedarfsdeckung anscheinend schon

Es gibt massenhaft wissenschaftliche Studien zum Bedarf des Hundes an Energie und essentiellen Nährstoffen. Es wird permanent weiter geforscht. Der NRC hat in 2006 die relevanten Studien zusammengetragen und das Puzzle zu einem Gesamtbild zusammen gesetzt über die Ernährung und die speziellen Bedarfe des Hundes an Nährstoffen. Weltweit ist dieses Werk Basis der Ernährungsempfehlungen für Hundefutter, so wie die WHO-Empfehlungen für die Humanernährung. Man könnte sagen: die wissenschaftliche Begründung für Nährstoffbedarfe des Hundes ist erbracht.

Die FEDIAF – Verband der europäischen Heimtierfutter-Industrie – hat die Erkenntnisse des NRC aufgegriffen und in konkrete Formulierungsempfehlungen für Hundefutterhersteller weiter entwickelt. Die Empfehlungen berücksichtigen sowohl natürliche Schwankungen an Nährstoffgehalten als auch individuelle Schwankungen der Verdaulichkeit von Nährstoffen von Hund zu Hund und enthalten somit teilweise auch Sicherheitszuschläge zu den NRC-Werten. Mindestens jährlich werden neuere wissenschaftliche Erkenntnisse eingearbeitet. Die IVH wiederum vertritt die deutsche Heimtierfutterindustrie und hat immerhin die Empfehlungen der FEDIAF von 2018 ins Deutsche übersetzt, so wie die DGE die WHO-Leitlinien für die bundesdeutsche Menschen-Ernährung konkretisiert.

Man kann also sagen: Welche Nährstoffe in welcher Menge im Hundefutter drin sein sollten, ist nicht nur wissenschaftlich untermauert, sondern auch bekannt und für jedermann kostenlos öffentlich zugänglich. Natürlich gibt es unterhaltsame Einzelmeinungen, dass diese Erkenntnisse für die eigene Fütterungsphilosophie nicht gelten – die herrschende Lehrmeinung hält aber diese Angaben für maßgeblich. Ich folge einfach der überwiegenden Lehrmeinung.

Wie werden diese Bedarfe der Hunde in Fertigfutter denn nun gedeckt? 

Üblicherweise mit einer Basis aus mehr oder minder naturbelassenen Lebensmitteln, die wir Menschen auch essen, ergänzt um eine Menge Produkte, die wir Menschen nicht essen wollen aber könnten (Nebenerzeugnisse aus der Lebensmittelproduktion tierischer oder pflanzlicher Herkunft) und wenn noch Lücken drin sind, werden einzelne oder viele Nährstoffe als synthetische oder natürliche Nahrungsergänzung eingemischt. Diese Mischungen werden dann mehr oder weniger nährstoff-schonend haltbar gemacht und als Alleinfuttermittel für Hunde vertrieben.

Und genau darüber streiten sich die Geister: 

Da wird „der Industrie“ gerne mal unterstellt, unermessliche Gewinne aus Müll (Nebenprodukten) ziehen zu wollen, und diese noch mit billigen Füllstoffen zu steigern, Tierärzte bereits in der Ausbildung mit Forschungsaufträgen und Forschungsergebnissen zu „kaufen“, Hunde mit offensichtlichen Abfällen wie Federn, altem Frittierfett, oder Schnäbeln und Kot von toten oder gar Teilen von kranken Tieren umbringen zu wollen und das Ganze dann noch mit Lockstoffen zu maskieren und mit Chemie zu ruinieren, um unsere geliebten Vierbeiner qualvoll umzubringen.

Fakt ist: Die weltweiten Konzerne leisten sich wissenschaftliche Forschung zum Thema Hundeernährung und geben ihre Forschungsergebnisse an die Welt weiter. Sie testen Verdaulichkeiten und Wechselwirkungen von neuen Zutaten, bevor sie diese ins Futter mischen – und deshalb wird man so manche gehypte Zutat darin nicht finden. Sie analysieren ihre fertigen Produkte auf Bedarfsdeckung und Zweckeignung und geben diese Informationen auf Anfrage auch raus. Sie produzieren tatsächlich nachgewiesenermaßen bedarfsdeckendes Alleinfutter für Hunde. Allerdings lesen sich die Zutaten- und Zusatzstoff-Listen selten so, wie Mensch sich eine gesunde und artgerechte Ernährung des Hundes vorstellt. Sie werfen in der Regel mehr Fragen auf, als sie beantworten.

Dagegen sprießen die kleinen und kreativen Manufakturen für Hundefutter – bevorzugt Nassfutter – wie Pilze aus dem Boden. Oft gehen sie hervor aus Metzgereien, deren Besitzer zunächst nur die eigenen vermeintlich „industriegeschädigten“ Hunde durch naturnahe Ernährung gesund fütterten und das dann in großem Stil ausbauen. Ebenso oft sind es einfach Start-Ups, die Geld verdienen wollen. Besondere Markenzeichen: liebevolle Markengestaltung, lecker klingende Menüs, jede Menge Erklärungen, warum diese Form der Hundeernährung besonderes artgerecht ist, persönliche Betreuung der Kunden. 

Hinzu kommt: Dahinter steht kein Konzern, keine anonyme Private-Label-Produktion – dahinter stehen gestandene Handwerker in Person oder junge engagierte Hundeliebhaber. Denen kann man vertrauen und man traut ihnen direkt zu, sich mit Fleisch, Hygiene und guter Küche absolut auszukennen und nur beste Zutaten in erlesenes Futter zu mischen. Die Zutatenlisten sind für jedermann so verständlich und akzeptabel, dass der zweibeinige zahlende Kunde dem Vierbeiner sein Essen klauen möchte.

Fakt ist: Viele Manufakturen basteln sich ihre eigene Ernährungsphilosophie des Hundes und lehnen jedweden Zusatz von essentiellen Nährstoffen ab – auch wenn sie in den Zutaten einfach nicht vorkommen. 

Der Fachmann für Hundeernährung weiß ganz genau, dass man einen Hund allein mit Fleisch, Gemüse und Öl nicht dauerhaft gesund erhält. 

Mit solchen Hundefuttersorten mag der versierte Ernährungsberater Menschen mit Allergikerhunden glücklich machen, indem er „reine“ Nahrung plus gezielte Supplemente empfehlen kann – der unkundige Verbraucher kauft hingegen bloß eine Dose „Alleinfuttermittel für Hunde“ und wundert sich nach einigen Jahren über eine Schilddrüsenunterfunktion durch Jodmangel, über klapprige Knochen und Gelenke durch Vitamin-D- und Kalzium-Mangel, über seltsame Immunreaktionen von Haut & Fell durch Mangel an Linolsäure, Zink und Vitamin E sowie Verdauungs- und Stoffwechselstörungen durch Manganmangel. 

Nachweise der Bedarfsdeckung werden dem Kunden nicht erbracht – selbst mehrfache laboranalytische Mängelnachweise z.B. durch Stiftung Warentest werden ignoriert und nicht bedarfsdeckende Alleinfuttermittel werden unverändert munter weiter produziert und als Alleinfuttermittel vertrieben. Dem (potentiellen) Kunden werden auf Nachfrage in der Regel keine Analysewerte der Nährstoffgehalte zum Nachweis der Bedarfsdeckung ausgehändigt – erst recht keine Hinweise darauf, was dem Futter fehlt und wie der Kunde es natürlich ergänzen kann.

4. Was ist nun Pseudo-Alleinfutter und wie erkennt man das?

Pseudo-Alleinfuttermittel für Hunde sind Futtermittel, die als Alleinfutter deklariert sind – aber nicht alle Bedarfe an Nährstoffen des Hundes abdecken. Sie sind also irreführend deklariert und damit werden Verbraucher getäuscht.

Üblicherweise fehlen Mischungen ohne Zusätze die folgenden Nährstoffe: Vitamine E + D, Jod, Zink, Mangan sowie häufig Kupfer, Magnesium und Kalzium.

Findet man auf der Packung Angaben zu Mineralstoffe sowie entsprechende Zusätze, kann man von Bedarfsdeckung ausgehen.Findet man diese Zusätze nicht, sollten folgende Komponenten auf der Zutatenliste zu finden sein: 

  • Seealgen für Jod,
  • Lebertran oder fetter Fisch für Vitamin D,
  • natürliche Tocopherole oder Weizenkeim- bzw. Distelöl für Vitamin E,
  • Getreide oder andere Kerne (außer Hülsenfrüchte) für Mangan und Magnesium,
  • Austern für Zink,
  • Leber (außer von Schwein, Ziege, Pute oder Huhn) für Kupfer,
  • Eierschalen, knochenhaltige Tierteile oder Knochenmehl für Kalzium.

Findet man also weder entsprechende Zusätze noch die genannten Zutaten auf der Deklaration, handelt es sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit um ein Pseudo-Alleinfuttermittel!

5. Welche Nährstoffe sind nun drin im Hundefutter?

Das kann man nur mit Analysewerten des Futters feststellen. Leider stellen nur wenige Marken diese öffentlich ins Internet. Einige geben sie auf Anfrage heraus. Viele speisen potentielle Kunden mit Ausreden ab, warum Analysen unnötig seien.

Ohne jede Frage: Bei naturbelassenen oder kaum bearbeiteten Zutaten können die innewohnenden Nährstoffe in ihrer Konzentration sehr stark schwanken – nicht nur regional und saisonal. Bei kleinen Chargen ist es sicher schwierig, eine repräsentative Analyse erstellen zu lassen. Aber auch dazu gibt es Regelungen und Empfehlungen. Die Erstellung einer kompletten und aussagekräftigen Analyse ist möglich.

Dies gilt genauso für Lebensmittel. Dennoch werden von Souci-Fachmann-Kraut und dem Max-Rubner-Institut seit Jahrzehnten Lebensmittelanalysen durchgeführt und in Tabellen bzw. Datenbanken veröffentlicht. Der daraus resultierende Bundeslebensmittelschlüssel (BLS) ist so konstruiert, dass repräsentative nationale Verzehrsstudien zur Abschätzung des bundesdeutschen Ernährungsstatus möglich sind.

Man kann also davon ausgehen, dass der BLS den repräsentativen analytischen Durchschnitt der in Deutschland erhältlichen Lebensmittel enthält als wissenschaftliche Grundlage. Geht man ferner davon aus, dass – wie das Gesetz es vorsieht – nur lebensmitteltaugliche Komponenten zu Hundefutter verarbeitet werden, kann man zu Recht davon ausgehen, dass nicht vorliegende Analysen von Alleinfuttermitteln für Hunde ohne Weiteres durch einen Nachbau mit BLS-Daten wichtige Hinweise auf die Nährstoffversorgung des Hundes bieten können.

Neben dem, was Menschen so essen, gibt es relativ wenige Komponenten, die üblicherweise in Hundefutter verwendet werden. Dies sind hauptsächlich Knochen von toten Tieren. Hierzu hat Prof.Dr.Ellen Kienzle vom Institut für Tierernährung an der LMU entsprechende Analysen durchführen lassen. Hinzu kommen einige Futtermittel aus der Nutztierernährung, die ebenfalls klar definiert und einigermaßen analysiert sind oder sogar wie im BLS als Feedtables abgerufen werden können.

Legt ein Hersteller die Analysedaten nicht offen, ist ein rechnerischer Nachbauder Produkte mit BLS-Daten gegen FEDIAF-Mindestgehalte über die Zutatenliste in Verbindung mit der Weender-Analyse ein sehr zielsicherer Indikator dafür, ob alle Mikronährstoffe bedarfsdeckend in einem Futter drin sind oder eben nicht. Natürlich kann es natürliche Schwankungen im Futter gegenüber einzelnen Tabellenwerten geben – aber in den üblichen Futterkomponenten sind diverse Nährstoffe einfach nicht oder nicht bedarfsdeckend vorhanden.

6. Pseudo-Alleinfuttermittel-Kampagne

Seit Jahren befasse ich mich mit der Ernährung des Hundes. Habe sämtliche Literatur und Studien verschlungen, derer ich habhaft werden konnte, mich durch sämtliche europäischen und internationalen Lebensmitteldatenbanken gefräst und einen Futterrechner entwickelt, der mittlerweile von mehr als 4000 registrierten Nutzern kostenlos genutzt wird.

Ich bin nun in der Lage, meinen Hund mit selbst bereitetem Futter bedarfsdeckend zu ernähren. Basis ist der BLS und Maßstab sind die Empfehlungen der FEDIAF (NRC kann der Rechner auch).

Nachdem ich das im Griff hatte, begann ich vor einem Jahr Daten von Fertigfutter zu sammeln. Mittlerweile umfasst die Datenbank mehr als 10.000 Einzelprodukte. Das eine oder andere Futter hat mich interessiert und ich habe es nachgebaut, um den Futterwert abschätzen zu können.

Persönlich finde ich es überaus bedauerlich, dass nur wenige Hersteller überhaupt mehr als die Weender-Analyse-Daten bereitstellen. 

Es tauchen in meiner Datenbank aber immer mehr Alleinfutter ohne Zusatzstoffe auf – und da kann ich im Nachbau in der Regel keine Bedarfsdeckung sondern nur erhebliche ernährungsphysiologische Mängel feststellen. Ebenso tauchen in Facebook-Hundefutter-Gruppen immer mehr Warnungen von fachkundigen Ernährungsberatern für Hunde diesbezüglich auf. Stiftung Warentest hat auch bereits wiederholt Mängel nachgewiesen. Es ändert sich aber einfach nichts!

Nachdem Napfigator nun eines Nachts den Hashtag #pseudoalleinfuttermittel in den Raum geworfen hat, habe ich diesen aufgegriffen und meine Leser aufgefordert, mir Kandidaten zum Durchrechnen zu nennen.

Ursprünglich wollte ich erst die Hersteller anschreiben, bevor ich Analysen veröffentliche – nach den ersten Erfahrungen unterlasse ich dieses. Substantielle Antworten von Herstellern erhalte ich nur, wenn ich erst analysiere und dann Gelegenheit zur Stellungnahme gebe. Die reine Anfrage nach Analysewerten mit der Begründung Zweifel an Bedarfsdeckung scheint nur müdes Abwinken zu provozieren. Die nachträgliche Info an die Herstellere provoziert dämliche Abmahnungen.

Meine Erwartungshaltung an die Hersteller von diagnostiziertem Pseudo-Alleinfutter besteht darin,

  • mir vollständige Analysewerte vorzulegen, die Bedarfsdeckung belegen oder
  • die Rezepturen in bedarfsdeckend zu ändern oder
  • die Futtermittel als Ergänzungsfutter zu deklarieren.

Igrnedwann werde ich ggf. die gesammelten Werke dem Verbraucherschutzministerium zukommen lassen.

Diese Futtermarken werden nach und nach auf „Pseudo-Alleinfutter“ geprüft. 

MarkeStatusBemerkung
Pauls BeutePseudoFirma ist bereits am Analysieren und Optimieren
Herrmannsausgeschlossenbereits amtlich 2x bei Stiftung Warentest durchgefallen
Belcandoausgeschlossengibt Analysewerte auf der Homepage an – jeweils ganz unten in den Produktseiten
PetFitPseudoSchreibt mir „beim Metzger gibts auch keine Analysen“ – aber anderen Kunden haarsträubende Stellungnahmen
Miralskeine Deklaration mehr am Produkt, aber 5 Sortenmix=Alleinfutter
PfoodysPseudoProduktüberarbeitung für 1.Quartal 2020 avisiert – sehr konstruktiver Dialog
PfotenliebePseudoWir halten nichts davon Hunde nach Tabellen zu ernähren, sondern orientieren uns an unseren Erfahrungswerten.
ParibalPseudo
WesterwaldbeuteNassfutter: Pseudo
Trockenfutter: Alleinfutter
LiebesgutNass: Pseudo
Trocken: Alleinfutter
FleischeslustPseudo
Just for DogsPseudo
DefuNass: Pseudo
Trocken: Alleinfutter
NaturavetalPseudo
AnifitNass: unklar
Trocken: Alleinfutter
anbriumdeklariertes PseudoTabellenwerte und FEDIAF sind doof, nach 1 Jahr Verbrauchertäuschung umdeklariert, haltlose Abmahnung gegen mich
Canis Alpha (Balance naturrein)ausgeschlossenIch verstehe Konzept und Produktpalette nicht
AuenlandPseudo
Aniforte
Balf
Fresco
Pollux FertigbarfausgeschlossenIst nicht als Alleinfuttermittel deklariert – nicht mal die Dosen
Lakefields
Dr.Ziegler
Dein Tierfutter
Wolfsblut
Xantara
Terra Canis
Leyen
Edenfood
Dog‘s LoveAlleinfutter
Ritzenberger
Wallitzer Fleischwurst
Lila loves it
ForDogsOnly
BioHundeGenuss
O’Canis
5E
Reico
Herzenshund
Frauli kocht
Mjam Mjam
Granatapet
Escapure
Wildkind
Veröffentlicht unter Blog, Pseudoalleinfuttermittel

16 Kommentare

  1. Lena

    Hallo, ich bin durch die App „Dogorama“ auf Deine Seite gestoßen und finde die Arbeit toll. Unwissenderweise habe ich meiner kleinen Anifit gegeben, das ändere ich nun und möchte gerne in Erfahrung bringen, ob die hier genannten Hersteller noch geprüft werden?
    Kennst Du Lukullus Naturkost? Ich meine mit Deinem Schnell-Check herausgefunden zu haben, dass – bis auf die Sorte Kaninchen & Wild – alle adulten Sorten bedarfsdeckend sind.
    Gerne würde ich auch Deine Meinung zu dem Hundefutter von „the goodstuff“ und „PLATINUM“ erfahren.
    Wie unterscheidet sich der Bedarf für Welpen oder Junghunde? Gibt es hierzu einen eigenen Rechner?
    Danke sehr.
    Ganz viele Grüße
    Lena

    • Hannes Sein Frauchen

      Hallo Lena,

      wahrscheinlich werden die offenen Marken auf der Liste nicht komplett durchgerechnet. Das macht ziemlich viel Arbeit und vor Allem Ärger mit Herstellern und wenig Spaß. Mit Hilfe des Schnell-Checks kann sich inzwischen jeder selber eine Übersicht verschaffen.

      Lukullus dürfte ziemlich viele bedarfsdeckende Alleinfuttermittel herstellen, auch Platinum und The Goodstuff dürften bedarfsdeckend sein. Darüber hinaus habe ich keine Meinung zu den drei Marken. Warum das so ist, kannst Du hier nachlesen: Was ist gutes Futter?

      Hunde im Wachstum müssen im Gegensatz zu erwachsenen Hunden noch Körpermasse aufbauen. Dafür brauchen sie absolut betrachtet schon erheblich mehr Energie als ausgewachsene Hunde. Dieser erhebliche Mehrbedarf an Kalorien führt dazu, dass der Calzium+Phosphor-Anteil im Futter für Hunde im Wachstum geringer ausfallen sollte und zusätzlich das Ca:P-Verhältnis kleiner ausfallen sollte, jeweils im Vergleich zu Adult-Futter. Hannes sein Futterrechner bildet das über das Alter des Hundes bereits ab, das siehst Du am Bezugsrahmen: Bei Welpen ist nicht mehr wählbar, ob FEDIAF, NRC oder AAFCO angewandt werden soll, sondern es wird altersgemäß Welpen bis zu oder über 14 Wochen ausgewählt.

      Maximalwertüberschreitungen werden beim Rechner derzeit gar nicht durch Rotfärbung angezeigt – dies wird im Laufe des Jahres eingebaut. Ebenso hat die FEDIAF den Welpenbedarf an Energie mittlerweile herabgesetzt und um Formeln für Wachstumskurven ergänzt – auch das wird im Laufe des Jahres eingebaut.

      Liebe Grüße, Bettina.

  2. Walter Huber

    Ich finde dieses „bedarfsdeckend“ ist reiner Schwachsinn, denn erstens hat jeder Hund einen anderen Bedarf und zweitens werfen wir Menschen auch nicht künstliche Vitamine ein, um unseren „Bedarf“ zu decken. Dieses „bedarfsdeckend“ wurde von Leuten erfunden, welche glauben, das ganze Leben berechnen zu können. So landen dann bei Stiftung Warentest wirklich miese Hundefutter wie jenes der Firma Aldi auf dem ersten Platz, nur weil alle synthetischen Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt wurden, während tolles Futter aus Manufakturen schlecht bewertet wird, nur weil es nicht mit chemischen Vitaminen vollgestopft ist.

    • Hannes Sein Frauchen

      Natürlich darf jeder eine Meinung haben und die kund und zu wissen geben. Und jeder darf seinem Hund füttern, was er für gut hält. Mach es wie Du willst. Ich für meinen Hund schätze Wissenschaftliche gesicherte Kenntnisse, über die weltweit Konsens herrscht durchaus bedeutsamer ein als Marketing-Botschaften, Gesinnung und Gelabere. Ich schätze Labor-Ergebnisse über den Inhalt aussagekräftiger ein als faktenbefreite Meinungen wie „Schwachsinn“ oder „mies“. Und vor allem finde ich synthetische Nährstoffe besser als fehlende Nährstoffe.

      • Janice

        Hallo, ich habe mir viele Gedanken über ein gutes Alleinfutter gemacht und bin Empfehlungen der Seite Dogorama gefolgt. Dann bin ich über deine Seite gestolpert und habe unser Futter „Granatapet“ durchgespielt. Leider konnte ich keine Angaben zum Vitamin E finden. Kannst du etwas dazu sagen? Ist Vitamin E in der zugesetzten Grünlippmuschel enthalten? Wenn nicht, würde es ausreichen Vitamin E als Ergänzung zu geben und gibt es empfehlenswerte Produkte? Oder gibt es noch weitere „Schwachstellen“ bei dem Futter von Granatapet?
        Liebe Grüße

        • Hannes Sein Frauchen

          Hallo Janice,

          Bei Granatapet habe ich Grund zu der Annahme, dass es bedarfsdeckend ist. Vitamin E ist nicht deklarationspflichtig – es kann also zugesetzt sein, ohne dass es separat erwähnt wird. In der Grünlippmuschel würde ich auf natürliche Weise kein Vitamin E erwarten. Klarheit bekommst Du nur, wenn Du Granatapet direkt fragst.

          LG Bettina mit Hannes.

  3. Annika

    Hallo,
    eine Frage habe ich zu dem Artikel 🙂 Warum ist Belcando ausgeschlossen, wenn sie die Zusatzstoffe angeben?
    Mit freundlichen Grüßen

    • Hannes Sein Frauchen

      Hallo Annika,

      zum Zeitpunkt der Veröffentlichung hatte Belcando auf ihrer Seite noch die Analysewerte veröffentlicht und war somit öffentlich nachlesbar bedarfsdeckend. Hier brauchte man nicht nachbauen, um Bedarfsdeckung festzustellen.

      • Patricia

        Hallo, ich wollte wissen wie es mit Olymp von Reico aussieht? Leider kann ich nichts finden auf der Verpackung, um es in Ihren Rechner einzugeben ,außer das Calcium
        Liebe Grüße

  4. Conny

    Hallo Hannes mit Frauchen,

    ich wollte mal nachfragen wie es mit Reico Maxidog Champion aussieht. Reico nutzt für für dieses kaltgepresste Futter keine ernährungsphysiologischen Zusatzstoffe. Vitamine E, D, Jod, Zink, Mangan, Kupfer, Magnesium, etc. sind nicht angegeben. Ich bin mir unsicher wie dies zu bewerten ist.
    Ganz liebe Grüße
    Conny

  5. Regina

    Mittlerweile hängt mir diese Sucherei nach dem geeigneten Trocken-/Nassfutter zum Hals heraus…
    DAS ultimativeFutter gibt’s m.E. nicht. Abstriche müssen einfach in Kauf genommen werden, so lange die gesetzlichen Vorgaben nicht explizierter gefasst und Kontrollen durchgeführt werden sowie entsprechend sanktioniert wird…

  6. Anda

    Hallo,Hallo,
    Ich greife mal Conny s Frage auf und wollte Fragen ob du schon mal bei Reico nach Analysedaten gefragt hast. Explizit die Würste würden mich interessieren aber auch das TF Champion oder Dynamic. Gerne auch via PN

  7. Frank Meiser

    Hallo, ich finde es mehr als grenzwertig, gute Nassfutter wie das von Lakefields die laut Analyseergebnisse bedarfsdeckend sind als nicht bedarfsdeckend auf deiner Seite zu deklarieren. Des Weiteren bei anderen Herstellern das Nassfutter als nicht bedarfsdeckend zu deklarieren und gleichzeitig von der gleichen Firma das Trockenfutter als Alleinfuttermittel gut zu heißen, obwohl mittlerweile klar bewiesen ist das durch Trockenfutter egal wie gut es ist die allermeisten Nierenproblem einhergehen.

    • Hannes Sein Frauchen

      Hallo, ich finde es mehr als grenzwertig zu behaupten, ich hätte zu Lakefields auf meiner Seite irgendetwas deklariert. Das Futter steht ohne jede Einstufung auf der Prüfliste. Ebenso grenzwertig ist Deine Behauptung, es sei „klar bewiesen“, dass es einen Zusammenhang zwischen Trockenfutter und den „allermeisten Nierenproblemen“ gibt. Übrigens ist Dein Satzbau genauso unklar wie auf der Seite von Jutta Ziegler, der Du dies – so vermute ich – unbelegt nachplapperst.

      • Barbara Zagler

        Wegen Satzbau oder Grammatik musst gerade du dich nicht aufregen- siehe oben. Jeder der diese unprofessionellen Analysen und die Verdammung toller Hersteller wie z.B Naturavetal in Frage stellt, wird als Ziegler-Jünger diffamiert. „Bedarfsdeckend“ ist ein schwachsinniges Modewort der „Ernährungsberater“ und sagt nichts über die Qualität des Futters aus.

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