…lese ich recht häufig als Begründung dafür, dass Hannes sein Futterrechner für viele Menschen nicht nutzbar sei. Natürlich schreckt diese häufig wiederholte Aussage potentielle Nutzer davon ab, sich mit Hundefutter im Detail zu beschäftigen und das auch noch zahlenbasiert überhaupt zu probieren.
Mit diesem Artikel (ganz ohne Zahlen und Grafiken!) möchte ich transportieren, welche Voraussetzungen ein Nutzer mitbringen und welche Grundkenntnisse er sich aneignen sollte, um überhaupt etwas davon zu haben.
1. Werkzeug
Der Rechner ist nur ein Werkzeug, das man selber bedienen muss, um irgendetwas bestimmtes zu erreichen. Man braucht also ein Ziel, um ein Werkzeug überhaupt zu benutzen zu wollen. Und man braucht einen Plan, wie man daraus Nutzen zieht, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen.
Um es greifbar zu machen:
Mit dem Taschenrechner im Titelbild kannst Du ziemlich vieles ausrechnen, wie z.B. den Kilopreis für die 375g-Packung im 6,50€-Angebot. Für die meisten Anwendungen benutzt Du lediglich die hellgrauen Zahlentasten und dann noch die gelben, um die Zahlen zu verknüpfen. Was war doch gleich mal ein Logaritmus? Oder ∏? Wie gebe ich 120,75 ein?
Mehr als der Taschenrechner im Bild kann Hannes sein Futterrechner auch nicht berechnen und theoretisch hast Du das alles mal in der Schule gelernt. Wenn Du es schaffst, dem Taschenrechner ein Ergebnis wie im Bild zu entlocken und es nicht verstehst, wirst Du kaum behaupten, dass Du mit dem Taschenrechner nicht klar kommst, oder? (Spoiler: Versuch es mal mit 73÷10.000.000=7,3e-6.)
Wenn Du im Baumarkt einen Hammer kaufst, wird Dir kein Bauplan für ein Einfamilienhaus mitgeliefert. Hast Du einen solchen Plan und geeignete Baumaterialien und ein Grundstück, kannst Du mit dem Hammer ein Haus bauen. Aber der Hammer alleine reicht nicht. Den Plan erstellt ein Architekt gegen teures Geld und für Baumaterial und deren Verarbeitung gibt es zahllose Vorschriften, die Du auch kennen solltest.
Zusätzlich ist ein Hammer gefährlich: Du kannst Dir damit auf den Daumen hauen, Nägel krumm statt in ein dickes Brett nageln, den Putz von der Wand weghauen oder das dünne Brett mit dem Nagel spalten. Würdest Du sagen, Du kommst mit dem Hammer nicht klar, wenn Du Dir auf den Daumen gehauen hast oder es nicht mal zum Aufbau einer Hundehütte gereicht hat?
Wenn Du keine Lust hast, Bedienung und Möglichkeiten des Werkzeugs zu lernen – dann engagier einen Profi, der nicht nur mit dem Werkzeug umgehen kann, sondern gleich die ganze Arbeit für Dich macht. Beim Thema Hundefutter sind das fundiert ausgebildete und erfahrene professionelle Ernährungsberater. Man muss wirklich nicht alles selber machen!
Wichtiger Hinweis: Gassi-Freunde, Vertriebler, Konzept-Berater, Foren und Facebook-Gruppen, Influencer und Fans von irgendwas sind zwar oft meinungsstark und wortgewaltig – haben aber in der Regel keine Ahnung und sind keine Ernährungsberater, schon gar keine ernst zu nehmenden Profis.
Wenn Du jetzt aussteigst, kannst Du den Rest überspringen und direkt beim Fazit weiterlesen.
2. Hannes sein
Du musst weder Hannes noch sein Frauchen sein. Aber Du solltest einen Grund haben, dich überhaupt rechnerisch dem Futter nähern zu wollen und die Ausdauer haben, es verstehen zu wollen.
Bei Hannes war es so, dass er hintereinander zwei verschiedene Erkrankungen hatte, die es erforderlich machten, dass ich mich pingelig um bestimmte Mineralstoffe und Aminosäuren kümmern musste, weil ich Fertigfutter einfach nicht schön für seine tägliche Ernährung fand – erst recht kein Medizinalfutter. Ich musste mich also erst aufschlauen, was ein Hund so braucht im Allgemeinen, warum er das braucht, wo das drin ist, wie ich es überhaupt in den Hund bringe und dann noch, wie ich es auf seine spezifischen Anforderungen abstimme. Je mehr ich las, desto mehr wollte ich es verstehen. Je mehr ich es verstand, desto mehr wollte ich das Gelernte anwenden, überprüfen und vertiefen. Dieser Prozess hört nicht auf.
Ich musste das weltweit gesammelte Wissen selber finden – aber um es anderen etwas leichter zu machen, habe ich mal eine Literaturliste für meine Leser zusammen gestellt. Damit kannst Du Dich selber fundiert aufschlauen, ohne bei Deiner Recherche im Internet von irgendwelchen Ideologen oder Scharlatanen vom Wesentlichen abgelenkt zu werden. Zumindest die Werke 2 und 3 solltest Du inhalieren (= genau lesen und verstehen), um Hannes seinen Futterrechner sinnvoll verwenden zu können.
Wenn Dir generell Neugierde, Komplexität, Logik und Wissenschaft fremd sind, und Du nur schnelle und handliche Antworten auf kurze Fragen zum Thema Futter suchst, dann wirst Du tatsächlich keinen Nutzen aus der Verwendung von Hannes seinem Futterrechner haben.
Falls Du in dem Fall keinen professionellen Welterklärer (gut ausgebildeten und erfahrenen Ernährungsberater) engagieren möchtest, wirst Du mit zufälligen Erkenntnissen aus Marketing-Botschaften sowie populären Konzepten bis hin zu haarsträubendem Unsinn überschüttet und kannst an das glauben, was Dir gefällt oder alles einfach ablehnen und böse Konzerne für alles verantwortlich machen. In dem Fall kannst Du den Rest hier überspringen und direkt beim Fazit weiter lesen.
3. Futter
Als erwachsener Mensch kann ich meine Bedürfnisse eigenverantwortlich decken. Ich verspüre selten ein Bedürfnis, Kupfer oder Linolsäure zu essen – aber häufig gelüstet mir nach Linsensalat mit Olivenöl und Estragon, Joghurt & Haferflocken, Back-Camembert, frischem Karottensalat mit Knoblauch, Chili und Ingwer oder Gouda oder Fischstäbchen mit Remoulade. Fleisch mag ich mit zunehmendem Alter gar nicht mehr so gerne und gönne mir nur noch gelegentlich einen reichlich bezwiebelten Mettklops auf Kürbiskernbrot. Und ich weiß es sehr zu schätzen, wenn jemand für mich kocht und ich nicht alles in Einzelteilen selber besorgen und zubereiten muss. Das kann sowohl ein lieber Freund wie auch ein Gastronom oder eine Fertigfraß-Kühltruhe im Supermarkt sein. Unverhandelbar sind für mich lediglich ein fruchtiges Olivenöl und die Eigenröstung meiner Espressobohnen sowie Malzbier – alles ohne jeden Nährwert. Wahrscheinlich bin ich damit ganz gut mangelernährt. Ich kann mir das leisten, weil ich jede Verzehrentscheidung jederzeit selber treffen kann und die Folgen meiner Entscheidungen selber zu tragen bereit bin.
Jeder mündige Mensch kann das ebenfalls für sich selber entscheiden. Der eine bevorzugt TK-Pizza aus Bequemlichkeit, die andere Bio für Tierwohl und Gesundheit, der nächste vegan für das Weltklima oder den Tierschutz, eine andere Schweinebraten mit kräftiger Soße oder perfekt medium gegrilltes sorgsam mariniertes Filetsteak als Gaumenerlebnis, wieder andere essen angesagte Superfoods und Kräuter gegen vorhandene oder imaginäre Zipperlein (oder wenigstens zur Vorbeugung derselben) oder auch einfach nur Nudeln, um für eine neue Waschmaschine oder die Ölrechnung zu sparen und wieder andere versuchen ihre Figur mit Low-Carb, High-Protein oder Low Fat und allerlei Pulvern oder Konzepten in Form zu bringen oder ihr Essen im Garten selber zu produzieren. Für viele wird die Küche zum Tempel und Rezepte zur Leidenschaft, während andere nicht wirklich wissen, was sie in einer nicht nur dekorativen Küche alles machen könnten. Das alles kann jeder für sich selber halten, wie er will.
Als Kind wurde mir diese Verantwortung abgenommen. Traumatisch war es, als Kleinkind im Winter wöchentlich auf die Arbeitsplatte gesetzt zu werden und einen Teelöffel Lebertran schlucken zu müssen. Heute weiß ich: Es war für Vitamin D im Wachstum in der dunklen Jahreszeit und sehr vernünftig. Ebenso gab es jede Woche gebratene Leber. Immerhin wurde sie großzügig unter einem Berg aus saftig-süßen geschmorten Zwiebel- und Apfelringen begraben und konnte mit fluffigem Kartoffelbrei unsichtbar gemacht werden. Auch das war sehr vernünftig im Hinblick auf Spurenelemente und B-Vitamine. Nur halt sehr, sehr eklig. Und gut katholisch war Freitag ein Fischtag – ernährungsphysiologisch gab’s damit Omega-3-Fettsäuren und/oder Jod bzw. Vitamin D. – oder halt noch Krabben selber pulen… Aber Fisch mochte ich schon immer gern. Keine Ahnung, ob Kinder heute noch so aufgezogen werden oder hauptsächlich mit Quetschies, Kinder-Pinguis und Bärchenwurst ernährt werden.
In jedem Fall bin ich meiner Mama sehr dankbar, dass sie etwas Ernährungswissen hatte, ihre Verantwortung wahrgenommen und mir schon mal ein paar Grundkenntnisse mitgegeben hat – auch wenn ich das damals echt gemein fand.
Heutzutage sieht das wohl anders aus: Man wird bombardiert mit Werbung, Kochshows und Ernährungs-Docs, Influencern oder Fitness-Trainern. Täglich sprießt eine neue Ideologie der Ernährung aus dem Boden und deren Erfinder werden im wesentlichen reich durch ihre Follower. Je mehr unwissende Menschen auf einen Trend aufspringen, desto lukrativer wird auch der hirnloseste Schwachsinn. Der örtliche Drogeriemarkt hat ein 10m-Regal auf 5 oder 6 Ebenen nur mit Nahrungsergänzungen bestückt und im Supermarkt gibt es bis auf ein paar wenige Gemüsesorten und (frisch fertig gebackenem) Brot nichts unverpacktes im Angebot während verarbeitete Convenience-„Lebens“mittel und Snacks eindeutig in der Mehrheit sind.
Wenn man in der heutigen Konsumwelt selber die Verantwortung für die Ernährung eines Hundes übernehmen will, muss man sich wirklich mit Fakten aus der Lebens- und Futtermittelkunde befassen. Da geht es nicht mehr um Trends, Marken und Gesinnung – da geht es um Nährstoffe, nicht um Zutaten.
Wir sind uns hoffentlich einig, dass der Hund (der seine eigene Kotze frisst oder die 💩von Nachbars Katze genussvoll als Delikatesse abgreift, als ob sein zweibeiniger Gourmet Trüffel verehrt) keine ständige Abwechslung braucht oder ein Futter vom Sternekoch – genauso wenig wie Phantasiezutaten à la Lichtwurzeln oder angesagte „Superfoods“ fragwürdiger Herkunft und Qualität sowie unklarem Nutzen. Das kann man mit dem Hund machen, wenn man als Mensch das gut findet – aber das ist nur Lifestyle und darum geht es nicht beim Stichwort Nahrung.
Was nährt den Hund? Also was hält ihn gesund und lange am Leben neben geistiger Beschäftigung, ausdauernder Bewegung und angemessener Kalorienzufuhr?
Genau: Amino- und Fettsäuren, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Und diese eben auch angemessen. Das heißt, mindestens ausreichend aber ohne Exzesse und in einer Form, dass Hund es verwerten kann. Das ist lebenswichtig (übrigens nicht nur für den Hund, sondern auch für den Menschen!). Hingegen ist es weder erforderlich, dem Hund ein Maximum an tierischen Zutaten einzuwerfen noch bringen Getreide, Gegartes, industriell Getrocknetes oder gar synthetisch hergestellte Nährstoffe ihn um – im Gegenteil!
Um den Hund richtig füttern zu können oder wenigstens ein Fertigfutter jenseits von Marketing, fahrlässig vereinfachten Konzepten und Hundewiesen-Talk beurteilen zu können, muss man sich einfach schlau machen, welche dieser Stoffe welche Funktion haben, wie sie verstoffwechselt werden, welche Wechselwirkungen sie mit anderen Stoffen haben, welche Symptome Mangel oder Überfluss auslösen können und wo sie überhaupt vorkommen.
Falls Du jetzt aussteigen willst, weil Dir das zu kompliziert, langwierig und mühsam ist, dann engagiere eine professionelle Ernährungsberatung, die Dich da abholt, wo Du gerade stehst und Dir alles Nötige in mundgerechten Häppchen erklären wird. Du wirst in diesem Fall nicht von Hannes seinem Futterrechner profitieren, weil Du die Ergebnisse ohne Hintergrund-Wissen nicht interpretieren und optimieren können wirst. Überspringe den Rest hier und lies weiter im Fazit.
Ein guter Startpunkt für diese grundlegenden Fragen ist das Vitalstoff-Lexikon in Ergänzung zu den oben verlinkten Literaturhinweisen. Dies ist zwar am Menschen ausgerichtet – aber bei den meisten Nährstoffen und Vorgängen in der Ernährungsphysiologie sind sich Mensch und Hund ähnlicher als Wolf und Hund.
Lass Dich von chemischen, physikalischen und medizinischen Fachvokabeln nicht abschrecken – sondern im Gegenteil: sauge sie auf und lerne sie wie eine Fremdsprache! Gehe den jeweils angegebenen Quellen nach, um mehr zu verstehen. Denn nicht ohne Grund ist Ernährungswissenschaft sowohl in der Human- als auch in der Tierermedizin ein mehrjähriges universitäres Aufbaustudium mit Facharzt-Bezeichnung auf die Allgemein-Medizin. Und es ist nicht in einem Wochenend-Seminar zu vermitteln oder zu erlesen.
Und dann ist es sehr erhellend, wenn man sich mal mit dem Bundeslebensmittelschlüssel auseinander setzt. Dieser kann kostenlos über die Österreichische Nährwert-Tabelle eingesehen werden. In dieser Datenbank sind so ungefähr alle Grundnahrungsmittel komplett analysiert mit allen Nährstoffen enthalten – auch die, die nicht essentiell sind. Es lohnt sich sehr, mal nachzuschlagen, wie viele ach so wichtige Vitamine tatsächlich in Obst und Gemüse enthalten sind (Spoiler: Kalium und Faserstoffe, die Vitamine spielen angesichts des hündischen Bedarfs keine Rolle) oder wie viele Nährstoffe im begehrten Muskelfleisch (Spoiler: kaum welche, außer Aminosäuren im Überfluss) vs. oft in als „Nebenprodukte“ abgelehnten Innereien (Spoiler: Phosphor, Kupfer, Eisen und B-Vitamine) sowie Getreide (Spoiler: [Phytin-]Phosphor und Mangan) steckt.
Zusätzlich ist es recht hilfreich, wenn man versteht, wie Verdauung und Verwertung von Nahrung funktioniert. Für Menschen mit Englisch-Kenntnissen kann es sogar sehr unterhaltsam sein, sich diesen einzigartigen Kurs über Physiologie und Anatomie des Menschen (!) anzuschauen. Zumindest sollte man zum Thema Ernährung die Folgen 36 & 37 anschauen – da ticken Mensch und Hund nicht sehr unterschiedlich. Kleiner Tipp am Rande: Man kann bei YouTube die Sprechgeschwindigkeit mit dem Zahnrad einstellen. Bei 0,75 kann zumindest ich einigermaßen folgen.
4. Rechner
Jeder Rechner rechnet genau das, was der Benutzer vorgibt. Und das Ergebnis ist eine Zahl. Das ist ein Grundprinzip, das schon beim Zahlenschieber galt. Viele Zahlen können Genies mit Kopf, Zettel und Stift handhaben, ein halbwegs Computer-affiner Mensch mit einem Tabellenkalkulationsprogramm und die meisten Menschen durch grafische Visualisierung. Letzteres gibt es nur mit einer intelligenten Programmierung.
Zur Beurteilung von Menschen- wie Hundenahrung braucht es sehr viele Parameter. Menschen, die es mit Zahlen und strukturierter Analyse nicht so haben, überspringen diesen Teil und lesen direkt im letzten Kapitel weiter.
Erst mal muss man die Rechengrundlagen für den Hund schaffen. Das sind Alter, Gewicht, Haltungsform, Hormonstatus, Aktivität und Rasse. Aus diesen Informationen kann man dann den spezifischen Bedarf an Energie und Nährstoffen für den einzelnen Hund ableiten. Wie man das tut und welche Werte dabei rauskommen, kann bei der FEDIAF und Melanie Thes nachgelesen werden (übrigens kann man inzwischen auch geballtes Wissen & Erfahrung von Frau Dr. Thes als Ernährungsberatung buchen, aber das nur am Rande).
Damit Du nicht alle 37 Nährstoffbedarfe selber ausrechnen musst, wählst Du die Parameter für Deinen Hund aus und Hannes sein Futterrechner nimmt Dir das (Kopf-)Rechnen oder das Ausfüllen eines Excel-Blattes ab. Das ist kein Hexenwerk und neben „Gewicht hoch 0,75“ braucht man nur Taschenrechner-übliche Grundrechenarten – es sind nur einfach viele Werte, die nach demselben Schema berechnet werden und für die weitere Verarbeitung eine Struktur haben müssen.
Gegen diesen Bedarf stellt man dann die Deckung aus den zu verfütternden Lebens- und Futtermitteln sowie Zusätzen, also den Zutaten. Das ist nichts anderes als eine Deckungsbeitragsrechnung, die jeder Controller eines Wirtschaftsunternehmens hauptberuflich macht – nur heißen die Einheiten hier nicht €, £ oder $, sondern g, mg und µg.
Dazu wählst Du eine Reihe an Lebensmitteln aus dem Bundeslebensmittelschlüssel und/oder Futtermittel sowie ggf. Zusätze aus den Feedtables bzw. nach Hersteller-Angaben, weist ihnen die Menge zu, die Hund davon futtern soll, prüfst (musst Du nicht selber ausrechnen) die vorhandenen Mengen an Nährstoffen und schaust, ob unterm Strich von allen Nährstoffen wenigstens so viel wie nötig drin ist.
Das ist wie bei Deckungsbeitragsrechnung: Hast Du alle Kosten (Bedarfe) gedeckt, entsteht kein Verlust (Mangel) und Du kannst aufatmen. Bleibt Geld übrig, entsteht Gewinn und Du kannst Dir auch was zu Essen kaufen (Reserve). Ist der Gewinn zu groß, musst Du viel Steuern (ungesunder Exzess) zahlen – das versuchst Du zu vermeiden. Das Ziel ist es dabei immer, nicht bloß Draufzahlen zu vermeiden, sondern gut vom Geschäft leben zu können – aber Gewinnmaximierung im Sinne von „viel hilft viel“ ist hier nicht sinnvoll.
Es wäre ziemlich viel Arbeit, die ganzen Informationen zu den gewünschten Zutaten rauszusuchen und dann mit der Fütterungsmenge abzugleichen. Zudem können bei der Menge an zu übertragenden Zahlen und der weiteren Formelanwendung leicht Flüchtigkeitsfehler passieren, die die ganze Berechnung versauen und zu falschen Ergebnissen führen.
Aus diesem Grunde enthält Hannes sein Futterrechner eine eigene Datenbank, in der mehr als 750 voll analysierte Lebens- und Futtermittel aus den genannten und weiteren internationalen „offiziellen“ Datenbanken bereits mit den nötigen Nährstoffgehalten zur Verfügung stehen sowie zusätzlich von Herstellern veröffentlichte Nährstoffgehalte von über 10.000 Fertigfuttersorten (davon über 6.000 Alleinfuttermittel) von bald 500 Marken. Nein, die kann man in keinem Portal oder sonstwo irgendwie herunterladen und sind unverkäuflich. Die sind alle von Hand recherchiert und übertragen worden.
Und damit der Nutzer schon bei der Rationserstellung unterstützt wird, gibt es erst mal schon bei der Auswahl der Zutaten sowohl eine strukturierte mehrstufige Eingabemöglichkeit als auch einen flexiblen Zutaten-Finder sowie einen sehr ausführlichen FeFu-Finder zum Auffinden und Mengenbestimmung von Fertigfutter nach Futterart, Verwendungszweck und freitextlich (ab)wählbaren Zutaten sowie weiteren Eigenschaften.
Zusätzlich kann man sich in der Rationsliste, im Zutaten- und FeFu-Finder die genauen (bekannten!) Beiträge des Lebensmittels zur Bedarfsdeckung des spezifischen Hundes mit Hilfe des Fragezeichen(?)-Buttons in der jeweiligen Zeile anzeigen lassen. Somit kann man Unsinn im Plan schon von vornherein abwenden.
Allein die Auswahl an Lebens- und Futtermitteln sowie Fertigfutter ist einmalig in der (üblicherweise kostenpflichtigen) Rechnerlandschaft!
Einzig die von erstaunlich vielen ach so beliebte und in Wahrheit völlig unnötige Pferdemilz und -niere sowie BARF-Mischungen aus Lebensmitteln können nicht in die Datenbank aufgenommen werden, denn zu Pferdeinnereien gibt es weltweit keine Analysewerte (aus Gründen!) und zu BARF-Mischungen liegen lediglich rudimentäre und wenig verlässliche Analysen vor, die man besser durch Nachbau aus Lebensmitteln analysierbar macht.
Selbst zur Entwicklung eines Futterplans auf dem leeren Blatt gibt es eine ausführliche Video-Anleitung.
Wenn Du Deine Ration erstellt hast, unterstützt Dich der Rechner weniger mit einer Zahlenwüste (die kann man sich bei Bedarf trotzdem anschauen) sondern in erster Linie mit recht einfachen Grafiken zur Analyse und Optimierung.
Zunächst wird mit einem Balkendiagramm festgestellt, ob Hund mit den Zutaten die passende Menge Energie, Protein und Fett aufnimmt und in drei Torten wie sich die Komponentengruppen (zur Orientierung) und Makronährstoffe in der Trockensubstanz (zum Vergleichen) sowie zur Energiegewinnung (zur Beurteilung der Enzymbeanspruchung) auf die Ration verteilen. Dieser Teil ist auf jeden Fall immer vollständig und aussagekräftig.
Sofern Du kein (!) Fertigfutter in Deiner Ration hast, findest Du darunter drei Diagramme, mit deren Hilfe Du zuverlässig feststellen kannst, ob alle Nährstoffe ausreichend enthalten sind. Jeder graue Balken, der mindestens die 100%-Marke erreicht, ist ausreichend drin. Graue Balken, die unter 100% aufweisen, sind ziemlich knapp und grenzwertig – ein Aufschlag wäre besser. Rote Balken unter der 100%-Linie sind defizitär und müssen aufgestockt werden. Zusätzlich gibt es einige Stapelbalken-Diagramme mit Kennzahlen, die zur weiteren Optimierung zu beachten sind. Auch hier gibt es rote Bereiche, die zu vermeiden und graue Bereiche, die in Ordnung sind. Gibt es keinen roten Berich (Purin), kann die überwiegende Mehrheit der Hundehalter dies ignorieren – betroffene Halter wissen, was damit anzufangen ist.
Aktuell zeigt der Rechner keine Überdosierungen irgendwie markiert an. Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Meinungen, dass Hund tot umfällt, wenn der Jodbedarf minimal überschritten wird oder die Vitamin-A-Deckung geometrisch unschön aussieht, sind eher Kalzium oder Vitamin D in leicht erhöhten Konzentrationen schädlich und noch dazu sehr leicht zu erreichen! Wo die Grenzwerte wirklich liegen, kannst Du hier nachlesen und dann mit Deinem Plan abgleichen!
Enthält Deine Ration Fertigfutter, ist die rot-Kennzeichnung mangels Nährstoffdaten meist zu ignorieren und die Orientierung anhand der zusätzlichen schwarzen Linie vorzunehmen.
Der wesentliche Vorteil von Hannes seinem Futterrechner gegenüber Kopf-Zettel-Stift-Rechnungen oder Tabellenkalkulationen besteht darin, dass die Balken „intelligent“ sind (nein, dahinter steckt keine KI, sondern einfach nur eine Filter-Funktion nebst banalem Dreisatz):
- Klickst Du auf einen grauen Balken, wird Dir aufgelistet, welche Zutaten in der Ration welchen Mengenanteil an der Nährstoffbedarfsdeckung hat (funktioniert auch im grauen Bereich der Stapelbalken)
- Klickst Du auf einen roten Balken (oder unteren roten Stapelbereich), wird Dir angezeigt, mit welchen Lebensmitteln Du mit welcher hinzuzufügenden Menge von welchen Lebensmitteln Bedarfsdeckung erzielen kannst.
Du siehst, wenn Du Dir ein wenig Ahnung zum Thema Hundefutter anliest und Dich unterm Strich nährwerttechnisch in einem akzeptablen Rahmen bewegst, kann Hannes sein Futterrechner Dich sehr gut dabei unterstützen, Deinen Hund artgerecht zu ernähren. Und ganz sicher ist Dir jetzt auch klar, warum ein Konzept der Hundeernährung mit den zwei Parametern Gewicht und Prozente davon keineswegs artgerecht sein kann und Dich zielsicher an langfristig bedarfsdeckender Ernährung vorbeiführt.
5. Fazit
Wer gar keinen Bezug zu Listen und Zahlen hat und sich in das Thema nicht weiter reinknien will oder muss, der braucht Hannes seinen Futterrechner gar nicht!
Es ist nicht „normal“ oder „Standard“, das eigene oder das Futter für den Hund zu berechnen – das macht man nur aus Gründen! Und selbst dann gibt es Profis, die Dir Zusammenstellung, das Rechnen und das Optimieren abnehmen und alles erklären können und werden. Das sind gute ausgebildete, erfahrene und somit professionelle Ernährungsberater.
Die findet man natürlich idealerweise unter den Fachtierärzten für Ernährung. Allein durch die mehrjährige praktische und theoretische akademische Vollzeit-Zusatz-Ausbildung haben sie einen unbezahlbaren Wissens- und Erfahrungsschatz – auch wenn die Ergebnisse völlig unspektakulär daherkommen. Die „Platzhirsche“ hier sind sicherlich Futtermedicus und Napfcheck – wo man auch gleich passende perfekt abgestimmte Ergänzungen erwerben kann – aber es gibt auch sehr gute Einzelpraxen wie z.B. die sehr diskrete aber profunde Susan Kröger, Stephanie Schmitt mit ihrem Talent, komplexe Sachverhalte einfach und nachvollziehbar zu beschreiben oder Melanie Thes, deren wissenschaftliche Ausarbeitung zum Kalorienbedarf des Hundes den Futterrechner maßgeblich beeinflusst hat. Und dann gibt’s in Österreich noch die großartige Stefanie Handl, die sich insbesondere in Aufklärung der Hundehalter und Fortbildung von tiermedizinischem Fachpersonal engagiert.. Die Beratung muss hier natürlich nach GOT abgerechnet werden und das kann ziemlich ins Geld gehen.
Günstiger wird es bei anderen Ernährungsberatern, deren Schule eher dem Freizeit-Segment zuzurechnen ist. Das bedeutet nicht, dass sie keine Ahnung haben – aber da Ernährungsberater keine geschützte Berufsbezeichnung ist und diese Aufgabe meist als Nebenberuf in der Freizeit ausgeführt wird, ist es da schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Man sollte sehr genau schauen, wo die „Ausbildung“ stattgefunden hat, wie viele Ausbildungs-Stunden diese umfasst, wie lange sie her ist und welche Fortbildungen seitdem besucht wurden. Frage vorab, ob die Beratung eine eingehende Nährstoffberechnung umfasst und ob Dir erklärt wird, welche Funktionen die einzelnen Komponenten im Plan haben, wie sie vorzubereiten und wo sie zu beschaffen sind. War die „Ausbildung“ nur ein Wochenkurs oder basiert ein Plan nur auf Prozentangaben oder enthält mehr „Unterstützung“ für irgendwas als Lebensmittel – dann such Dir jemand anders!
Frag auch nicht Hinz & Kunz oder Social Media, wie sie ein Futter oder Deinen Plan finden oder was sie empfehlen können. Schon gar nicht, wenn Du und Dein Hund Hinz & Kunz nicht bekannt sind. Und erst recht nicht, wenn Dein Hund irgendeine Erkrankung mit besonderen Ernährungsbedürfnissen hat. Ein professioneller Ernährungsberater wird vor jeglicher fachlichen Äußerung erst mal eine gründliche Anamnese des Hundes samt Halter vornehmen, sich dann etwas spezifisch passendes fachkundig überlegen und auf Dich und Deinen Hund zugeschnitten ausführlich erläutern. Kostet zwar Geld aber bringt Dich und Deinen Hund weiter, als zig nutzlose Tipps ohne Fachkenntnis abzuarbeiten und dann doch zur Ernährungsberatung zu gehen.
- Falls Du nur mal wissen willst, ob ein Hundefutter bedarfsdeckend ist, benutze den Schnell-Check. Ganz ohne Zahlen und Daten und Rechnen. Reine Textfragen.
- Wer nur wissen möchte, wie viel Fertigfutter der Hund so täglich braucht und was das täglich kostet, benutze den Fertigfutter-Rechner. Nur wenig Parameter und kein großer Wissensbedarf für die Ergebnis-Interpretation.
Falls Du bereit bist, Dich mit Ernährung, Nährstoffen, Physiologie und anderen wichtigen Teilaspekten der Ernährung, speziell im Krankheitsfall, im Detail und aus seriösen Quellen zu befassen und Zahlen über Meinung und Mythen stellen kannst und außerdem bereit bist, Dich in den Rechner und die Grundlagen der Ernährung einzuarbeiten, was Bedienung und Interpretation angeht – dann (und nur dann!) kann Hannes sein Futterrechner Dir sehr nützlich sein. Du wirst dann recht schnell dahinter kommen, wo Mythen erzählt werden, wo rumgeschwurbelt wird und worauf es wirklich ankommt. Das wird Dich unabhängig machen von dem unerträglichen Gelabere in der Hundefutter-Szene und darüber hinaus Seele und Geldbeutel spürbar entlasten. Und es kann wirklich unglaublich viel Spaß machen, selber zu rechnen, an wichtigen Stellhebeln mit großer Wirkung zu drehen, selber die Kontrolle zu übernehmen und sicher zu werden, was gut für den Hund ist und was nicht.
Mal eben im Vorbeigehen an der Oberfläche kratzen und dadurch alles verstehen ist nicht möglich. Dann gib lieber ein bedarfsdeckendes Fertigfutter (kenntlich an der Bezeichnung „Alleinfuttermittel“ und dem Vorhandensein von Zusatzstoffen für mindestens Jod, Zink und Vitamin D sowie Verwendung von Fisch- und Pflanzenölen) oder suche eine gute Ernährungsberatung auf anstatt einen Plan bestehend aus Hühnerhaut und Gemüse zu erstellen, weil Dein Fertig-BARF-Mix von irgendeinem Frostfleisch-Versender mehr Fett enthält, als man in einem einfachen Suppenhuhn vorfindet.
Die Aussage „Ich komm damit nicht klar“ ist jedenfalls gleichbedeutend mit „nicht meine Wellenlänge und nicht mein Fachgebiet“ und nicht zu verwechseln mit „ist ungeeignet“!