Paribal produziert seit 2008 u.a. Nassfutter für Hunde als Alleinfutter ohne Zusatzstoffe. Die Tiere stammen aus eigener Schlachtung, die übrigen Zutaten bestehen weitgehend aus Lebensmitteln, sind offen deklariert und lesen sich lecker.
Leider offenbaren sich auch hier jedoch dem versierten Kunden ganz klare Mängel schon in den Grundannahmen. Dazu erschweren fehlerhafte Analysewerte die konkrete Futterwertbestimmung.
Inhalt
1. Paribal: So einfach – so gut?
2. Menü-Übersicht
3. Menü in Dosen: Ente & Gemüse
4. Menü im Sterildarm: Lammwurst
5. Fazit: Hier muss dringend nachgebessert werden!
1. Paribal: So einfach – so gut?
Seit 2008 produzieren Metzgermeister und Tierheilpraktikerin Ebbinghaus in Werne zwischen Münster und Dortmund Hundefutter, aus eigener Schlachtung und mit frischem Obst & Gemüse.
Den besten Überblick über die Philosophie kann man sich im Imagefilm verschaffen:
Nach Meinung der Hersteller folgt man mit dem Paribal-Futter dem Vorbild der Natur:
„Der Hund verfügt über einen kurzen Darm, was ihn als Fleischfresser kennzeichnet. Ernährt man den Hund nicht seiner Art gerecht, sprich mit einem hohen Anteil an Pflanzen (Getreide), würde er um diese optimal verdauen zu können einen langen Darm benötigen. Da er diesen nicht besitzt ist diese Art der Nahrung für den Organismus viel schwerer zu verarbeiten und führt unter Umständen zu massiven Verdauungsproblemen oder anderen Erkrankungen wir z. B. Diabetes, Allergien, Adipositas, Gelenkerkrankungen etc. Das Hundefutter der Firma Paribal folgt diesen Gesetzmäßigkeiten der Natur. Alle Produkte enthalten einen sehr hohen Fleischanteil, das macht sie leicht verdaulich und versorgt den Hund optimal mit Nährstoffen, die der Organismus einfach aufspalten und verarbeiten kann.
[…] Wichtig ist die beste Bioverfügbarkeit aller Nährstoffe für den Hund, deshalb beschränkt sich die Zusammensetzung aller Paribal Produkte auf wenige hochwertige Einzelkomponenten.
[…] Der Hauptinhaltsstoff aller Produkte ist selbstverständlich Fleisch und zwar Muskelfleisch und ein kleiner Anteil Innereien. […] Da wir über eine eigene Schlachterei verfügen, können wir garantieren […] absolute Frische der Inhaltsstoffe, denn das Fleisch wird sofort weiterverarbeitet. […] Das von uns verwendete Gemüse und Obst stammt vom Großmarkt, der hauptsächlich Produkte aus der Region anbietet.“
Das liest sich sehr fachmännisch und Vertrauen erweckend – bereits die Grundannahme teile ich nicht: Der Darm des Hundes ist in Relation zu den Körpermaßen genauso lang wie beim Menschen.
Das Angebot umfasst neben Menüs in Dosen und Sterildärmen als Alleinfutter auch Reinfleischdosen sowie BARF-Mischungen, Kauartikel und Kekse als Ergänzungsfutter sowie Komplett-Pulver und andere Ergänzungen, die BARFer und Selberkocher sicher kennen.
Dieser Artikel befasst sich mit der Analyse des Dosen-Menüs Ente Gemüse und des Menüs Lammwurst im Sterildarm mit Hannes seinem Futterrechner zur Ermittlung der Bedarfsdeckung und mit Hannes seinem Fertigfutter-Rechner zur Bestimmung der energieentsprechenden Wassergehalte.
2. Menü-Übersicht
Im Angebot befinden sich acht Dosen sowie sieben Hundewürste in verschiedenen Fleisch-/Gemüsemischungen basierend auf Hirsch, Lamm, Pferd, Pute, Rind, Ente und Fisch. Zunächst ein Überblick über die recht offen deklarierten Rezepte:
Produkt | Zusammensetzung | deklarierte Feuchte | wahrscheinliche Feuchte | |
---|---|---|---|---|
Hirsch-Gemüsewurst | Fleischanteil 70% – Hirschfleisch (90%Muskelfleisch, 5% Herz, 5% Leber) Süßkartoffeln, Fenchel, Pastinake, Sellerie, Kanne Brottrunk Eierschalen, Meersalz | 50 | 61,5 | |
Lammwurst | Fleischanteil 70% – Lammfleisch (90%Muskelfleisch,5% Herz,3% Schlund-ohne Kehlkopf und Schilddrüse-2%, Leber) Karotte, Apfel, Fenchel, Buchweizen, Original Kanne Brottrunk, Eierschalen, Meersalz | 50 | 69,7 | |
Pferd-Gemüsewurst | Fleischanteil 70% – Pferdefleisch (90%Muskelfleisch,6% Herz,2% Schlund – ohne Kehlkopf und Schilddrüse-,2% Leber), Pastinake, Fenchel, Zucchini, Amaranth, Original Kanne Brottrunk, Eierschalen, Meersalz | 50 | 74,2 | |
Pferd-Gemüsewurst mit Nudeln | Fleischanteil 70% – Pferdefleisch (90% Muskelfleisch,6% Herz, 2% ohne Kehlkopf und Schilddrüse, 2%Schlund, Leber), Karotte, Zucchini, Endiviensalat, Gurke, Nudeln, Original Kanne Brottrunk, Eierschalen, Meersalz | 50 | 68,5 | |
Putenwurst | Fleischanteil 70% – Putenfleisch (90%Muskelfleisch,5%Herz,5%Magen) Karotte, Zucchini, Gurke, brauner Vollkornreis, Original Kanne Brottrunk, Eierschalen, Meersalz | 50 | 70,3 | |
Rind-Gemüsewurst | Fleischanteil 70% – Rindfleisch (90% Muskelfleisch, 4% Pansen, 2% Herz, 2% Schlund – ohne Kehlkopf und Schilddrüse – 2% Leber), Karotte, Zucchini, Gurke, Amaranth, Eierschalen, Seealge, Meersalz | 50 | 69,7 | |
Rind-Getreidewurst | Fleischanteil 70% – Rindfleisch (90%Muskelfleisch,4% Pansen,2% Herz,2% Schlund ohne Kelkopf und Schilddrüse 2%, Leber) Karotte, hafer, Gerste, Hirse, brauner Vollkornreis, Original Kanne Brottrunk, Eierschalen, Seealge, Meersalz | 50 | 60,2 | |
Ente Gemüse | Fleischanteil 70% – Entenfleisch 70% (Muskelfleisch), rote Bete, Fenchel, Birne, Amaranth, Rapsöl,Seealge, Eierschalen, Meersalz | 72,6 | 77,4 | |
Fisch | Fischanteil 70% – Hering 70%, Karotte, Staudensellerie, Johannisbeeren, Petersilie, Buchweizen, Rapsöl,Seealge, Eierschalen,Mersalz | 79,9 | ?? | |
Hirsch Gemüse | Fleischanteil 70% – Hirschfleisch 70% (Muskelfleisch), Pastinaken, Apfel, Staudensellerie, Buchweizen, Rapsöl,Seealge Eierschalen, Meersalz | 76,3 | ?? | |
Huhn Gemüse | Fleischanteil 70% – Hühnchenfleisch 70% (Muskelfleisch, Herz, Mägen), Karotte, Zucchini, Chicoree, Gurke, brauner Vollkornreis, Leinöl,Seealge, Eierschalen, Meersalz | 72,5 | ?? | |
Lamm Gemüse | Fleischanteil 70% – Lammfleisch 70% (Muskelfleisch, Herz, Lunge), Karotte, Fenchel, Apfel, Buchweizen, Leinöl,Seealge,Eierschale, Meersalz | 69,6 | ?? | |
Pferd Gemüse | Fleischanteil 70% – Pferdefleisch 70% (Muskelfleisch,Herz,Schlund,Leber), Kürbis, Zucchini, Gurke, Amaranth, Rapsöl,Seealge, Eierschalen, Meersalz | 76,9 | ?? | |
Pute Gemüse | Fleischanteil 70% – Putenfleisch 70% (Muskelfleisch, Herz, Mägen), Karotte, Zucchini, Gurke, brauner Vollkornreis, Leinöl,Seealge, Eierschalen, Meersalz | 74,1 | ?? | |
Rind Gemüse | Fleischanteil 70% – Rindfleisch 70% (Muskelfleisch, Herz, Pansen, Schlund), Karotte, Zucchini, Chicoree, Gurke, Amaranth, Rapsöl,Seealge, Eierschalen , Meersalz | 76,9 | ?? |
Wer Wert auf bedarfsdeckendes Futter legt, sieht direkt:
- Nur in der Sorte Fisch ist mit bedarfsdeckender Menge von Vitamin D durch Hering zu rechnen
- Nur unter der Annahme, dass die verwendeten Öle (Raps und Leinsamen) mit Vitamin E angereichert wurden, kann überhaupt mit nennenswertem Vorkommen von Vitamin E gerechnet werden.
- Nur in den Sorten Pferd sowie in den Würsten vom Rind, Lamm und Hirsch ist überhaupt mit dem Vorkommen von Kupfer in der Leber zu rechnen.
- Nur in den Dosen und den Rinderwürsten ist mit bedarfsdeckender Menge Jod durch Seealgen zu rechnen.
- Zink dürfte durchgängig defizitär enthalten sein – ob bedarfsdeckende Mangan- und Magnesium -Mengen in den Kohlenhydratquellen stecken, darf stark bezweifelt werden.
3. Menü in Dosen: Ente & Gemüse
Wie immer werfe ich in solchen Fällen Hannes Seinen Futterrechner an und baue das Rezept nach mit frischen Zutaten. Dazu suche ich mir entsprechende Lebensmittel aus dem Bundeslebensmittelschlüssel, weise ihnen wahlweise die angegebene Prozentzahl zu oder taste mich über die Reihung der Zutaten und die Summe der Weender-Daten an die wahrscheinliche Mengenaufteilung heran und prüfe dann den Mikronährstoffgehalt.
Es war bei dieser Dose allerdings leider unmöglich, auch nur in die Nähe des undeklarierten 7%-Rests an Kohlenhydraten aus den Angaben von Protein, Fett, Faser, Asche und Wasser zu gelangen. Ich entdeckte die Unstimmigkeit zwischen den angegebenen Energiegehalten und den angegebenen Wassergehalten des gesamten Sortiments mit Hilfe von Hannes seinem Fertigfutter-Rechner. Da das Ganze wieder ziemlich kompliziert ist, zeige ich Euch mein Vorgehen im Video:
Das Phänomen betrifft alle Hundewürste, die dort deklarierten ca. 50% Feuchte kann nicht stimmen! Das Phänomen, dass Energiegehalt und Weender-Werte nicht übereinstimmen, zieht sich auch durch alle Dosen – aber da kann bei angepasstem Wassergehalt die Kohlenhydratmenge ohne genaues Nachrechnen sehr schnell sehr unplausibel werden. Ich gebe diese Aufgabe an den Hersteller zurück, beschränke mich auf die Dose „Ente Gemüse“ und komme zu folgendem Rezept:
Lebensmittel | Gramm | kJ | Prot | Fett | KH | Faser | Asche | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ente, Fleisch (mittelfett) frisch) | 55.2 | 274.6 | 11 | 2.4 | 0 | 0 | 0.7 | ||
Wasser | 14.8 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||
Rote Bete frisch | 8.0 | 15.6 | 0.1 | 0 | 0.7 | 0.2 | 0.1 | ||
Fenchel frisch | 7.0 | 6.8 | 0.1 | 0 | 0.2 | 0.1 | 0.1 | ||
Birne | 6.0 | 14.4 | 0 | 0 | 0.7 | 0.2 | 0 | ||
Wasser | 2.9 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||
Amaranth | 2.9 | 23.6 | 0.2 | 0.1 | 0.9 | 0.1 | 0 | ||
Rapsöl | 4.1 | 151.7 | 0 | 4.1 | 0 | 0 | 0 | ||
Eierschale | 0.4 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0.2 | ||
Ascophyllum nodosum 480mg | 0.1 | 0.2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||
Salz | 0.1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0.1 | ||
Summe | 100.0 | 487.0 | 11.4 | 6.6 | 2.6 | 0.6 | 1.2 | ||
Geschätztes Original | 100.0 | 460.0 | 11.4 | 6.6 | 2.5 | 0.7 | 1.4 | ||
Abweichung | +27.0 | 0 | 0 | +0.1 | -0.1 | -0.2 |
Der geringe Proteingehalt ist nur durch „Verdünnung“ des Enten-Fleisches mit Zusatz von Wasser erreichbar. Dies ist legal und branchenüblich – und wird von anderen Herstellern wahlweise unterschlagen oder beträgt als „Brühe“ knapp 30% des Gesamtfutters. Der zweite Wasser-Posten spiegelt gekochten Amaranth wieder – der BLS hat den Amaranth nur in roh, aber nachrichtlich wird er üblicherweise mit der zweifachen Körner-Menge an Wasser gekocht. Die Eierschalen-Menge passt zwar nicht in die Zutaten-Reihung – macht aber in anderer Dosierung keinen Sinn.
Nun verfüttere ich diese Mischung rechnerisch an einen Durchschnittshund: Ausgewachsen, 15kg schwer, normal aktiv mit einem Energiebedarf von 3,1MJ pro Tag. Dazu skaliere ich die Mischung auf den Energiebedarf mit 642g und schaue mir die Deckungsbeiträge der Nährstoffe in der fast rohen Mischung an.
Es können also noch Garverluste eintreten, die ich hier erst mal außen vor lasse. Nährstoffgehalte aus dem Bundeslebensmittelschlüssel (via ÖNWT) werden gegen den Nährstoffmindestgehalt gemäß FEDIAF (Seite 58) gerechnet. Beide Quellen kann man als Goldstandard der Bedarfsdeckungsrechnung betrachten – zudem sind sie kostenlos öffentlich zugänglich.
Es erstaunt überhaupt nicht, dass alle Aminosäurenbedarfe mehr als gedeckt sind, wenn knapp die doppelte empfohlene Proteinmenge gereicht wird.
Auf der Spurenelement-Seite sieht es bei den üblichen Verdächtigen nicht schön aus:
Phosphor und Magnesium sind knapp, Kupfer, Mangan und Zink defizitär. Dabei könnte man dem Futter einfach eine geringe Menge Entenleber hinzufügen, um den Kupferbedarf zu decken! Wenn die 6fache Menge an Amaranth und stattdessen etwas weniger Gemüse oder Fleisch hinzugefügt würde, könnte der Mangan -Bedarf locker natürlich gedeckt werden. Zu Selen gibt es keine Daten.
An Vitaminen kommt Vitamin A in praktisch nicht in den Hund – mit (wie schon erwähnt) etwas Entenleber, wäre das locker gedeckt. Karotten statt roter Bete wären auch schon ausreichend.
Vitamin E wäre schon wichtig für den Immunstatus des Hundes und könnte mit sogenannten natürlichen Tocopherolen gedeckt werden.
Die B-Vitamine sind nur teilweise so ausreichend vorhanden, dass sie auch nach dem Garprozess in der Dose bedarfsdeckend verbleiben sollten – allerdings sollten sie dafür mindestens den doppelten Bedarf im Rohzustand enthalten. Bei B2, B5 und B12 ist das nicht der Fall. Auch hier wäre ein Zusatz von Entenleber ganz entspannt die Lösung für das B-Vitamin-Problem.
Was völlig fehlt: Vitamin D. Zwar fände sich Vitamin D in Leber – es wird aber auch darin nicht bedarfsdeckend drin sein. Mit ein paar Tropfen Lebertran könnte man das ganz natürlich in das Futter einbringen.
Im Bild nicht dargestellt: Linolsäure – vorrangig erforderlich für die Hautgesundheit – ist mehr als 3fach gedeckt – allerdings nicht aus dem Entenfett, sondern aus dem Rapsöl.
Ich fasse mal zusammen:
- Die Entendose von Paribal ist nicht bedarfsdeckend gemäß herrschender Lehrmeinung.
- Verwendung von Entenleber kann Defizite an Kupfer, Vitamin A und diversen B-Vitaminen beheben.
- Einige Tropfen Lebertran könnten das Fehlen von Vitamin D beheben.
- Weniger Gemüse und deutlich mehr Amaranth könnten zur Deckung des Mangan-Gehalts führen.
- Vitamin E kann über natürliche Tocopherolextrakte zugeführt werden.
- Zu Zink fällt mir keine natürlich Lösung ein – aber dieses Spurenelement ist sehr wichtig u.a. für die Hautgesundheit.
Da fragt man sich als Laie schon, warum die Tierheilpraktikerin diese Basics nicht in das Produkt eingebracht hat:
Prädikat #pseudoalleinfuttermittel redlich verdient!
4. Menü im Sterildarm: Lammwurst
Neben den Dosenmenüs gibt’s bei Paribal auch Nassfutter im Wurstformat. Das gefällt mir sehr gut. Besonders der drastisch verringerte Verpackungs-Müll sowie der auf ca. 50% verringerte – weil unnötige Wassergehalt – gefallen mir gut. Ansonsten kann ich keinen signifikanten Unterschied zum Dosenfutter erkennen, außer in einigen Details: Seealge – die einzige Jodquelle – wird weg gelassen. Das ist echt blöd, weil Hund nun mal Jod braucht! Ebenfalls weggelassen werden die zusätzlichen Öle – da dürfte es per se schon mal knapp werden mit der Linolsäure. Dafür kommt Kanne Brottrunk hinzu, was mir für die Darmgesundheit des Hundes gut gefällt.
Beim Nachbau stehe ich vor noch größeren Herausforderungen als bei der Entendose bezüglich der Inkonsistenz der Analyse-Werte: Es ist nicht nur mehr Wasser drin als angegeben sondern insbesondere mehr Fett ausgewiesen als Protein – bei 70% totes Tier und ohne Zusatz von Ölen. Das ist mehr als unwahrscheinlich. Das wäre überhaupt nur möglich, wenn das Muskelfleisch mehr als 25% Fett enthält, was der gesetzlichen Definition von Fleisch widerspricht.
Nun wird dem Internet-Kunden zu den Menüs im Sterildarm direkt ein passendes Pariballi angeboten: Kleinere Würste als Leckerlis mit derselben Zutatenliste (bis auf Salz und unter Weglassen der Prozentangaben der einzelnen Tierkomponenten) aber mit komplett anderen Analysewerten. Das ist völlig unplausibel! Mir scheint, das Lamm-Pariballi ist identisch mit der Lammwurst (nur halt kleiner abgefüllt) – und dieses zeigt mehr Protein als Fett in den Analyse-Werten. Aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass in der Lammwurst Protein- und Fett-Prozente vertauscht wurden (ohne zu verstehen, warum sich die Zahlen von den Lamm-Pariballi unterscheiden). Dies wurde im Video im vorigen Kapitel bereits angesprochen.
Aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass nicht nur der Feuchtegehalt an die Energie des Futters angepasst werden muss, sondern auch Fett und Protein in der Lammwurst ausgetauscht werden müssen. Danach muss die Feuchte erneut angepasst werden. Jetzt haben wir schon vier Variablen, die nicht plausibel sind in der Deklaration. Die verbleibenden drei (Kohlenhydrate, Faser und Mineralstoffe) scheinen fast unbedeutend – sind sie aber nicht. Ich wüsste jetzt wirklich nicht, wie man noch mehr Dilettantismus in einer einzigen Produktdeklaration unterbringen kann.
Die Zusammensetzung der Lammwurst dürfte ungefähr so aussehen:
Lebensmittel | Gramm | kJ | Prot | Fett | KH | Faser | Asche |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Lamm,Fleisch 16% Fett | 63 | 568.9 | 11.7 | 10.0 | 0.0 | 0.0 | 0.6 |
Mohrrübe frisch | 7.4 | 12.1 | 0.1 | 0 | 0.5 | 0.2 | 0.1 |
Apfel | 7.0 | 19 | 0 | 0 | 1 | 0.1 | 0 |
Fenchel frisch | 6.0 | 5.8 | 0.1 | 0 | 0.2 | 0.1 | 0.1 |
Buchweizen roh | 5.0 | 73.3 | 0.5 | 0.1 | 3.5 | 0.2 | 0.1 |
Brottrunk | 4.0 | 0.8 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Lamm,Herz frisch | 3.5 | 17.3 | 0.6 | 0.2 | 0 | 0 | 0 |
Lamm,Zunge frisch | 2.1 | 17 | 0.3 | 0.3 | 0 | 0 | 0 |
Lamm,Leber frisch | 1.4 | 7.9 | 0.3 | 0.1 | 0 | 0 | 0 |
Eierschale | 0.5 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0.2 |
Salz | 0.1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0.1 |
Summe | 100.0 | 722.1 | 13.6 | 10.7 | 5.2 | 0.6 | 1.2 |
Geschätztes Original | 100.0 | 719.7 | 13.3 | 10.9 | 7.0 | 0.5 | 1.4 |
Abweichung | 0 | +2.4 | +0.3 | -0.2 | -1.8 | +0.1 | -0.2 |
Hinweis: Schlund vom Lamm ist im BLS nicht verfügbar – hilfsweise wurde Zunge als oberster Schlundzipfel verbaut. Aufgrund des geringen Anteils und keinen bekannten besonderen ernährungspysiologischen Eigenschaften des Schlunds ist dies ziemlich unerheblich.
Nun verfüttere ich diese Mischung rechnerisch an unseren Durchschnittshund: Ausgewachsen, 15kg schwer, normal aktiv mit einem Energiebedarf von 3,1MJ pro Tag. Dazu skaliere ich die Mischung auf den Energiebedarf mit 463g und schaue mir die Deckungsbeiträge der Nährstoffe in der fast rohen Mischung an.
Auch hier sind alle Aminosäurenbedarfe gedeckt – kein Wunder, bei mehr als 2,6facher Proteinbedarfsdeckung:
Neben den üblichen Verdächtigen Jod, Mangan, Kupfer und Zink sind auch Phosphor und Magnesium defizitär und obendrein Calcium nur grenzwertig gedeckt:
An der Vitamin-Front finden sich wie erwartet nur Spuren von Vitamin D & E. B2 ist bereits roh grenzwertig und wird gegart zusammen mit B1 und B5 nicht den Bedarf decken:
Im Bild nicht sichtbar: Linolsäure ist mangels Rapsöl wie erwartet defizitär mit nur 67% Bedarfsdeckung.
Prädikat #pseudoalleinfuttermittel redlich verdient!
Zusätzlich gibt es einen Orden für völlig missratene Weender-Analysen.
5. Fazit: Hier muss dringend nachgebessert werden!
Wir haben gesehen, dass keines der betrachteten Menüs auch nur annähernd bedarfsdeckend gemäß der gängigen Literaturempfehlungen formuliert wurde. Wir haben aufgrund der völlig unplausiblen Datenlage gesehen, dass eine Prüfung auf Bedarfsdeckung bei Abwechslung zwischen den Sorten sinnfrei ist. Die Zutaten des Futters haben gewiss eine sehr gute Qualität und bei der Zubereitung gehe ich von höchstmöglichen Hygienestandards aus.
Aber beide intensiv beleuchtete Futter sind weit entfernt von bedarfsdeckend, obwohl die erforderlichen Maßnahmen auf der Hand liegen:
- Leber des Tiers verwenden für Kupfer und A- und B-Vitamine
- Mehr von der Kohlenhydratquelle einsetzen für Mangan und Magnesium
- Lebertran für Vitamin D zusetzen
- Seealge durchgängig verwenden für Jod
- natürliche Tocopherole für Vitamin E zusetzen
Als Ergänzungsfuttermittel deklariert könnte der unkundige Verbraucher wenigstens erahnen, dass er sich selber um Bedarfsdeckung kümmern muss. Der Unterschied zwischen den Arten der Futtermittel ist der Firma bekannt – schliesslich produzieren sie ebenfalls Ergänzungsfuttermittel.
Nein, ich hätte kein gutes Gefühl, diese Futter zur Alleinfütterung meines Hundes zu nutzen und empfinde die Deklarationen im Allgemeinen und als Alleinfutter im Besonderen als Verbrauchertäuschung. Inwieweit sich diese Analysen auf das gesamte Sortiment übertragen lassen, überlasse ich zur Prüfung dem Hersteller.
Ich bitte den Hersteller um
- Widerlegung meiner Erkenntnisse durch Zusendung einer vollständigen Analyse per Mail oder um
- Änderung der Deklaration der Dosen- und Sterildarm-Menüs in „Ergänzungsfuttermittel“ statt „Alleinfuttermittel“ oder
- Änderung der Zusammensetzung der Alleinfuttermittel zu nachweislich bedarfsdeckend.