Oft sind die Nutzer von Hannes seinem Futterrechner entsetzt, wenn sie sehen, dass in irgendeinem der Diagramme irgendein oder gar viele Minimum-Werte der Bedarfsdeckung überschritten werden und fürchten, der Hund würde überversorgt und das sei schlimm – vor allem schlimmer als Mängel. Dieser Artikel beschreibt, warum das komplett unbegründete Panik ist.
Inhalt
- Bedarfswerte sind Minimal- und keine Maximal-Werte
- Es gibt keinen Bedarf an Protein und Fett
- Der Energiebedarf
- Kalzium und Phosphor
- Spurenelemente
- Vitamine
- Zusammenfassung
1. Bedarfswerte sind Minimal- und keine Maximal-Werte
Jedes Lebewesen braucht bestimmte Nährstoffe in ausreichender Menge, um zu überleben. Selbst Pflanzen leben nicht von Luft & Liebe, sondern benötigen neben Sonne und Wasser bestimmte Mengen Stickstoff, Phosphor und Kalium. Fehlen die, kann man anhand der Schwäche-Anzeichen gut feststellen, was fehlt und diese mit einem Düngemittel meist schnell beheben.
Je wichtiger uns Menschen das Lebewesen, desto mehr wird daran geforscht, wie wir es optimal ernähren. Diese Forschung findet rund um den Globus und permanent statt. Am Ende stehen immer begründete Verzehrs-, Fütterungs- oder Düngeempfehlungen.
Diese sind darauf angelegt, trotz schwankender Nährstoffgehalte und individueller Nährstoffverwertung eine ausreichende Nährstoffzufuhr für ein gesundes Leben zu ermöglichen. Wenn also die Nährstoffzufuhr ausreichend ist, hat man Grund zu der Annahme, dass keine Mangelerscheinungen auftreten. (Dennoch ist kein so ernährtes Lebewesen vor nicht alimentär bedingten Krankheiten geschützt und braucht im Krankheitsfall vielleicht davon abweichende Nährstoffmengen – aber das ist ein anderes Thema.)
Während für Nutztiere und Nutzpflanzen inzwischen eine taggenaue Präzisionsernährung nach wissenschaftlichen Werten Standard ist, ernähren sich die meisten Menschen nach Geschmack, Verfügbarkeit, Bequemlichkeit und Budget. Der Hund hängt dazwischen. Er kann sich weder selbstbestimmt ernähren noch haben seine Halter das Wissen von Landwirten um Ernährung oder den Überblick über die eigene und hundliche Nährstofflage. Daher ist es so, dass Mensch und Hund aufgrund der Irrationalität beim Essen häufig einfach nicht genug Nährstoffe aufnehmen – selbst wenn sie so viel Energie aufnehmen, bis sie übergewichtig sind.
Und hier liegt die eigentliche gefährliche Überversorgung: Nimmt Mensch oder Hund zu viel Energie auf, wird er fett. Immer und zuverlässig. Das ist schlecht für den Organismus und hat erhebliche unmittelbare Auswirkungen auf Gelenke, Leber, Entzündungs- und Infektneigung und prädestiniert für diverse andere Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder andere Erkrankungen. Mensch quatscht sich das für sich selber und den Hund so lange schön, bis ein Arzt mal Tacheles spricht. Also bei erhöhter Energiezufuhr ist das Risiko und Eintreten der Überversorgung offensichtlich und wenn man ehrlich zu sich selbst ist, ebenso offensichtlich schädlich.
Anders ist es bei Nährstoffen. Wird mindestens der Bedarf gedeckt, ist es schön – das heißt aber nicht, dass der Organismus sofort durchdreht, wenn etwas mehr als das Minimum an Vitaminen, Spurenelementen oder Mineralien gereicht wird. Natürlich können auch diese überdosiert werden und dann direkt schädlich sein. Da muss man aber meist schon extreme Mengen einwerfen, was mit normalen Lebens- und Futtermitteln schwer möglich ist.
Aktuell meinen viele Menschen angesichts überbordender Werbung, man könne gar nicht genug Vitamin D, Selen und Zink futtern, um gesund zu bleiben. Das ist natürlich haarsträubender und echt gesundheitsgefährdender Unsinn, auch für den Hund. Andere Nährstoffe können (theoretisch) unbegrenzt eingeworfen werden, ohne dem Hund zu schaden – der Überschuss wird dann einfach ausgestrullt wie z.B. B-Vitamine. Das macht dann nur teures Pipi. Wieder andere Nährstoffe sind zwar an sich im Überfluss nicht schädlich, können aber durch Überfluss im Verdauungstrakt die Aufnahme wichtiger anderer Nährstoffe verhindern und somit indirekte Schäden verursachen. So führt z.B. ein Exzess (!) an Zink zu verminderter Kalzium-Aufnahme und das dann zu Knochenproblemen.
Für die meisten Nährstoffe gibt es kein Safe Upper Limit. Jedoch sind Exzesse bei Spurenelementen und Vitamin D garantiert schädlich, und zwar nicht nur für den Hund, sondern für Menschen und alle anderen Tiere auch. Da die meisten Hunde mit Fertigfutter ernährt werden, gibt es gesetzlich geregelte Höchstwerte für die Tierfutter-Industrie, um eben solchen Exzessen vorzubeugen. Zusätzlich hat der Hund besondere Anforderungen an den Kalzium-Phosphor-Haushalt. Dies ist nicht gesetzlich geregelt, sondern lediglich als Empfehlung der FEDIAF geführt.
Wer allerdings das Futter selber zubereitet und womöglich nachrechnet, kennt häufig diese Obergrenzen nicht und glaubt dann gerne bei der leisesten Überschreitung des Mindestbedarfswerts wird der Hund vergiftet. Dem ist nicht so. Dazu im Folgenden die Details.
2. Es gibt keinen Bedarf an Protein und Fett
Der erste Schreck, den meine Nutzer bekommen, sind die Balken zu Protein und Fett. Die werden sowohl für Fertigfutter als auch für selbst zubereitete Rationen ausgeworfen. Üblicherweise werden bei Nassfutter und frischer Ware mindestens 150 oder 200% des Proteinbedarfs und bis zu 500% des Fettbedarfs erreicht. Nun handelt es sich dabei nicht um Bedarfe an Protein und Fett. Sondern es sind Hilfsgrößen, um aus Deklarationen nach Weender-Analysen die Deckung der nötigen Amino- und Fettsäuren einschätzen zu können.
2.1. Der Proteinbedarf
Tatsächlich benötigt der Hund eine gewisse Menge an essentiellen Aminosäuren in bestimmten Verhältnissen, um seine Muskeln, Fell, Enzyme, Hormone etc. zu erhalten und darüber hinaus etwas Stickstoff, der Bestandteil aller proteinogenen Substanzen ist. Was nicht zu diesen Verhältnissen passt oder darüber hinausgeht, wird als Energiequelle genutzt und verbrannt. Mit der Angabe des „Proteinbedarfs“ ist die Menge Protein gemeint, die nötig ist, um darin in üblichen (!) Proteinquellen die nötigen Aminosäuren wahrscheinlich vorzufinden.
Mit „üblichen“ Proteinquellen sind traditionelle tierische Produkte wie Huhn, Rind und vielleicht noch Lamm gemeint. Hat man größere Mengen pflanzliche Proteine im Futter wie Hülsenfrüchte oder Kartoffeleiweiß oder Insekten und Milchprodukte, wird man mit dieser „Bedarfsmenge“ nicht auskommen, denn darin sind nur relativ geringe Mengen schwefelhaltiger Aminosäuren enthalten – es sei denn, es sind Methionin und/oder dessen innerhundliche Folgeprodukte Taurin & Carnitin zugesetzt, damit können diese Defizite ausgeglichen werden. Nutzt man hingegen Ei als Proteinquelle, kommt man sogar mit deutlich weniger Protein aus, aufgrund des hohen Anteils schwefelhaltiger Aminosäuren. Mehr zum Thema Proteinqualität findet sich in diesem Artikel.
Kein Hersteller von Lebens- oder Futtermitteln schreibt die Aminosäurengehalte auf das Etikett, sondern lediglich den Proteingehalt. Anhand dessen kann man dann (mit Hintergrundwissen) schätzen, ob das genug ist oder nicht. Faustregel nach FEDIAF und Zentek: Rund 5g Protein pro Tag pro kg Stoffwechselgewicht (=Körpergewicht 0,75) sollte passen, beim NRC sind sogar 3,28g „genug“.
Für den gesunden Hund ist es üblich und völlig unschädlich, reichlich Protein einzuwerfen. In der Regel freut Hund sich auch darüber. Nein, es schädigt die gesunde Niere nicht (die kranke Niere würde hingegen damit überfordert). Allerdings kann Hund aus dem Überschuss nur Energie gewinnen. Aus Protein Energie zu ziehen, ist die unwirtschaftlichste Form der Energiegewinnung. Es ist nicht nur teuer, es sind auch viele aufwendige stoffwechselinterne Umformungen zur Gluconeogenese nötig und dabei entstehen Abbauprodukte, die von der Niere abtransportiert werden müssen. Das ist der Grund, warum Protein so lange satt hält und ebenso der Grund, warum Proteinexzesse blöd sind.
2.2. Der Fettbedarf
Ähnlich ist es bei Fett. Dies wird in geringen Mengen benötigt, um fettlösliche Vitamine zu transportieren und die Zellmembranen zu schmieren. Es besteht aus vielen Fettsäuren, von denen nur die Omega-6– (für Haut- und Fellgesundheit) und Omega-3-Fettsäuren (fürs Gehirn und gegen Entzündungsneigung) essentiell sind. Als „Fettbedarf“ wird die Fettmenge angegeben, in der sich wahrscheinlich ausreichend Linolsäure (Omega-6) befindet, wenn man die richtigen Fette verwendet.
Hier verhält es sich anders als beim Protein, denn die Linolsäure findet sich in pflanzlichen Ölen (z.B. Sonnenblumen-, Distel- oder Hanföl) viel konzentrierter als in tierischen Fetten – ausgenommen Geflügelfett. Die essentiellen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA finden sich hingegen hochkonzentriert in maritimen Ölen aus Fett-Fisch, Krill oder Algen. Lediglich ALA als Omega-3-Fettsäure findet sich in Pflanzenölen, z.B. in Lein- oder Rapsöl.
Übrigens: Fett ist Fett und wird verbrannt. Es spielt für den gesunden Hund keine Rolle, ob es pflanzlicher oder tierischer Herkunft ist, ob es fest oder flüssig ist, ob es lang-, mittel- oder kurzkettig ist. Lediglich der Mindestanteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren muss drin sein. Nein, tierische Fette können nicht besser verwertet werden. Und im Fett von Weidetieren sind entgegen weit verbreiteter Behauptungen so wenig Linolsäure und Omega-3-Fettsäuren enthalten, dass das Verhältnis völlig irrelevant ist. Wiederkäuer allgemein – auch exklusiv auf der Weide – produzieren einfach kaum mehrfach ungesättigte Fettsäuren (kann man mit Original-Analysewerten in der Dänischen Lebensmitteldatenbank nachschlagen, die zugehörige Studie ist in der Quelle dort verlinkt).
Und wo wir schon am Klarstellen sind: Omega-9-Fettsäuren sind zwar auch mehrfach ungesättigt – aber Hund kann diese selber herstellen und daher sind die so beliebten 3/6/9-Öle in der Regel unnötig und bedürfen zusätzlicher Konservierung mit Vitamin E.
Man könnte also mit sehr wenig Fett alle diesbezüglichen Grundbedürfnisse des Hundes decken. Faustregel nach FEDIAF: 1,5g Fett pro Tag pro kg Stoffwechselgewicht (=Körpergewicht 0,75) ist nötig – also nur ein Drittel des „Proteinbedarfs“. Beim NRC wird 1,8g angesetzt, was etwa der Hälfte des dort ausgewiesenen „Proteinbedarfs“ entspricht. So fettarm zu füttern ist hilfreich bei nahezu allen Störungen im Magen-Darm-Trakt (inkl. Giardien!) – aber dann fehlt Energie.
Ansonsten dient Fett einfach als Energiequelle. Der gesunde Hund kommt auch mit großen Fettanteilen im Futter gut klar und würde es von sich aus ebenso bevorzugen wie die BARFer. Aber die Fettverdauung stresst die Bauchspeicheldrüse und den Magen-Darm-Trakt ziemlich, so dass es insbesondere bei verdauungssensiblen Hunden empfehlenswert ist, einen größeren Anteil Kohlenhydrate als Energiequelle einzubeziehen.
3. Der Energiebedarf
Würden wir jetzt nur die Mindest-Mengen Protein und Fett in den Hund einwerfen und sonst nix, wäre sein Energiebedarf noch lange nicht gedeckt. Das heißt, er muss noch mehr futtern – und das heißt meist: Mehr Protein, mehr Fett und gerne zusätzliche Kohlenhydrate.
Nun ist der Nährstoffbedarf nur vom Idealgewicht abhängig, während der Energiebedarf sehr individuell ist. Je nach Alter, Aktivität, Hormonstatus, Haltungsbedingungen und ggf. Rasse braucht Hund mehr oder weniger Energie. Je älter und inaktiver der Hund ist, desto weniger Energie braucht er.
Bitte unbedingt beachten: Nicht jeder Hund hält sich an das Energie-Bedarfs-Modell im Rechner. (Hannes übrigens auch nicht mehr seit 2 Jahren!) Idealerweise machst Du beim ausgewachsenen Hund, der schon länger bei Dir lebt, erst mal eine Kontrollrechnung mit dem, was Hund bisher gefuttert hat und wie sein Body-Condition Score (BCS) ist. Ist der BCS im ideal-Bereich, dann füttere die Energiemenge, die er vorher bekommen hat und nicht die, die der Rechner errechnet hat. Ist er über- oder untergewichtig, wird der Rechner das berücksichtigen. Für den Hund im Wachstum prüfe das Gewicht auf der Wachstumskurve. Kontrolliere das Gewicht regelmäßig und pass die Energiemenge darauf an – das betrifft nur den kJ-Bedarf – aber nicht den Nährstoffbedarf!
Wir nehmen uns mal eine unkastrierte Durchschnittshündin mit 15kg im Alter von 5 Jahren mit normaler Aktivität und einem Energiebedarf von 3,1MJ/Tag als Modell. Sie bräuchte mindestens 38g Protein und 12g Fett. Werfen wir ihr täglich 161g rohe Hühnerbrust und 7,5g Sonnenblumenöl + 3,5g Lachsöl ein, treffen wir genau diese Werte – aber nur gerade mal knapp 1,1MJ oder rund 1/3 ihres Energiebedarfs:
Das ist jetzt also pures Protein und pures Fett mit etwas Wasser im Huhn. Aber damit ist der eigentliche Bedarf an Aminosäuren und Omega-Fettsäuren gedeckt, letztere in einem guten Verhältnis. Das erkennt man daran, dass nichts im roten Bereich ist:
Was kann man jetzt tun, um den Energiebedarf zu decken? Wir haben die Wahl zwischen
- mehr Protein, was nicht nötig und nur zur Energiegewinnung unwirtschaftlich ist,
- mehr Fett, was „schwer im Magen“ liegen kann,
- Kohlenhydrate, die lediglich leicht verfügbare Energie liefert und für die es keinen „Bedarf“ gibt, oder
- Kombination daraus.
Und so schaut es dann aus, wenn wir unsere Huhn-Öl-Mischung in den vier Varianten mit Kalorien auffüllen:
Diese Variationen als Denk- und Zahlenmodelle zeigen, wie weit die Ausschläge gehen können, wenn die Ernährung einseitig ausgelegt wird.
Derartig proteinlastig zu füttern wie in Variante 1 ist keine gute Idee, denn mit der Masse an magerem Fleisch wird der Hund keineswegs zum Muskelpaket sondern eher matt, weil seine Innereien mit Energiegewinnung und Entgiftung auf Hochtouren beschäftigt sind – nicht sehr empfehlenswert.
Mit der fettlastigen Variante 2 wird der Kot gerne mal weich bis flüssig und über kurz oder lang wird sich die Bauchspeicheldrüse sehr schmerzhaft äußern – auch nicht sehr empfehlenswert, auch wenn es für viele Hunde sehr attraktiv und für BARFer die einzige denkbare Option ist. Auch die weit verbreitete Annahme, dass man bei Giardien Kohlenhydrate möglichst ganz vermeiden und stattdessen Fett füttern sollte, ist komplett falsch!
Interessanterweise ist die Kohlenhydratvariante aus Hühnerbrust mit Reis in gekochter Form die klassische und höchstverdauliche Schonkost bei Magen-Darm-Problemen, die genau dann gegeben wird, wenn die Folgen der fettreichen oder proteinlastigen Ernährung oder die Infektion mit Giardien (!) eingetreten sind. (Hinweis am Rande: 127g trockener Reis entspricht etwa 355g gekochtem Reis.)
Die vierte Variante zeigt, dass auch bei Verteilung der Energielieferanten auf die verschiedenen Enzymsysteme und Organe zwingend Überschüsse bei Protein und Fett gegenüber den Mindestanforderungen entstehen müssen – das ist aber keine Überversorgung!
3.1. Weitere Orientierungshinweise
Wir haben bisher noch gar nicht über die Mikronährstoffe gesprochen, aber dennoch sollte man die wichtigsten Kenngrößen interpretieren können, die sich über die Zutaten ergeben. Sie liefern wertvolle Hinweise zu Fertigfutter, deren Mikronährstoffe wir meist nicht kennen und zu Frischfütterung ohne Detailkenntnisse zu Lebensmitteln bereits grobe Fehleranalyse. Besprechen wir also die Torten, die bei jeder Fütterungsart vollständig ausgegeben werden. Wir nehmen unser Variante-4-Rezept für unsere Beispielhündin bestehend aus 320g Hühnerbrust, 3,5g Lachsöl, 45g ungekochten Reis, 18,7g Schweineschmalz und 7,4g Sonnenblumenöl, in Summe 394,6g pro Tag.
Wenn wir die Zutaten in Gruppen einteilen und die Grammzahlen in Prozente umrechnen, kann man die oft kleinteilige Zusammensetzung visuell grob erfassen, ohne ins Detail zu gehen:
Unser Rezept enthält drei verschiedene Fettsorten, die insgesamt 8% der Zutatenmenge ausmachen, während die Hühnerbrust als einzige tierische Komponente 81% Anteil im Rezept ausmacht und der Reis nur 11% darstellt. Wenn man nur eine einzige Nassfutter-Dose im Rezept hat, besteht das Rezept z.B. aus 100% Alleinfutter. Würden wir den Reis in gekochter Form als 126g ins Rezept einbeziehen, dann sähe die Verteilung so aus: 6% Fette, 67% Fleisch,26% Samen. Es gibt keine Norm, wie man die Komponenten ins Rezept einbindet, aber der Aggregatszustand beeinflusst die Prozentangaben.
Die Prozentangaben hier haben null-komma-null mit den BARF-Prozenten zu tun. Auch wenn unser Rezept zufällig zu 81% aus Fleisch besteht, ist es dennoch kein 80/20-Plan. Selbst bei 80/20-Plänen kommen in diesem Rechner niemals diese Prozente raus, denn bei BARF wird nur Fleisch und Obst/Gemüse einbezogen und Öle, Eier, Milchprodukte, Zusätze und was sonst noch alles in den Hund geht, wird dort separat gerechnet – hier ist 100% die Summe dessen, was tatsächlich verfüttert wird.
Im Endeffekt interessiert nur BARFer diese Prozentaufteilung und genau darin finden die sich nicht zurecht. Wer sich mit Ernährung befasst, schaut sich eher die Nährstoffverteilung an:
Hier wird das Wasser aus den Zutaten rausgerechnet und die in der Trockensubstanz verbleibenden Makronährstoffe in Prozente aufgeteilt. Über die Trockensubstanz kann man Nass- und Trockenfutter bzw. -zutaten einfach vergleichen und stellt dann z.B. recht einfach fest, dass ein Nassfutter mit 6% Fett nach Abzug des Wassers weit fettiger ist als ein beliebiges Trockenfutter. Bezogen auf die Reis-trocken-oder-gegart-Frage wird dies somit einfach nivelliert. Über die Trockensubstanz lassen sich die Makronährstoff-Verteilungen von Nass- und Trocken- sowie Frischfutter gut vergleichen und auf ggf. bestehende gesundheitliche Sonderlagen anpassen.
Extra-Hinweise:
Es gibt Unterschiede zwischen Lebensmittel- und Futtermitteldeklarationen. Bei Lebensmitteln werden als Faser die sogenannten Ballaststoffe ausgewiesen. Diese umfassen lösliche und unlösliche Faserstoffe. Bei Futtermitteln sind unter „Faser“ nur die unlöslichen Faserstoffe enthalten und die löslichen tauchen in Kohlenhydraten auf. Somit ist in Lebensmitteln üblicherweise ein größerer Faser- und kleinerer Kohlenhydratgehalt ausgewiesen als bei Futtermitteln mit gleichen Zutaten. Beim Vergleich von Futter- mit Lebensmitteln sollten also Kohlenhydrate und Faser in Summe betrachtet werden. Hier einige Beispiele der Unterschiede:
Ein weiterer Unterschied findet sich in „Asche„. Hier ist alles enthalten, was nach Verbrennung übrig bleibt. Bei einer Eierschale verbrennt z.B. nur der Rest von Proteinanhaftungen und zurück bleibt das Calciumcarbonat, was zu 36% aus Kalzium besteht. Bei Futtermitteln findet man dann den Anteil Calciumcarbonat, während bei Lebensmitteln nur das Kalzium mitgezählt wird. Somit ist bei Lebensmitteln üblicherweise ein geringerer Aschegehalt ausgewiesen als bei Futtermitteln.
Nun interessiert nicht nur der Protein- und Fettgehalt sondern insbesondere, aus welchen Makronährstoffen wie viel Energie bezogen wird:
Während Protein und Kohlenhydrate jeweils ca. 4kcal bzw. 16,7kJ pro Gramm Energie liefern, kommt aus Fett 9kcal bzw. 37,6kJ. Dies führt dazu, dass aus 21% Fett in der Trockensubstanz 39% der Energie bezogen wird. Während in Nassfutter und bei BARFern in der Regel Fett den größten Energieanteil liefern und Kohlenhydrate bestenfalls ein kleines Käseeckchen darstellt, ist in Trockenfutter meist Kohlenhydrate ein erheblicher Energielieferant. Mir persönlich gefällt am besten ein Drittelmix im Futter – dann ist die obige Torte wie ein Mercedesstern aufgeteilt.
Jetzt bleibt noch eine Frage offen: Wie groß sollte der Proteinanteil im Futter sein?
Die Antwort liefert der mittlere Block unter den Protein-Kennzahlen: Wie viel Gramm Protein ist pro MJ des Futters enthalten. Wird auch gerne als PEQ oder Protein-Energie-Quotient bezeichnet. Ideal gilt der Bereich zwischen 10g und 20g Protein pro MJ, dabei ist unter 15 schon als sehr wenig anzusehen und man muss schon schauen, ob da noch alle Aminosäuren ausreichend drin sind. Über 20 gilt als Exzess – ist aber bei Nassfutter und BARF tatsächlich Standard. Selbst Trockenfutter enthält gelegentlich über 20g Protein/MJ. Hier ist unser Rezept bereits jenseits des idealen Bereichs.
Auch hier gilt – wie bei allen Verhältniskennzahlen – man hat immer zwei Parameter, mit denen das Ergebnis beeinflusst werden kann: Hier sind das Protein und Energie. Für einen Arbeitshund oder Ausdauersportler steigt der Energiebedarf massiv im Vergleich zum Sofahund, selbst für Hunde im Wachstum ist ein niedriger PEQ trotz Aufbau an Körpermasse völlig ausreichend. Hingegen steigt mit zunehmendem Alter und abnehmender Aktivität der notwendige PEQ an und kann bei sehr geringem Energiebedarf auch über 20 erforderlich sein, denn der innerhundliche Proteinumsatz ist immer aktiv und der Bedarf an „frischen“ Aminosäuren zum Erhalt von Muskeln und Knochen sowie die Produktion von Hormonen, Enzymen und Haaren bleibt nach Abschluss der Wachstumsweise lebenslang gleich.
4. Kalzium und Phosphor
Neben der Energie sowie den Amino- und Fettsäuren braucht der Hund ständig eine angemessene Zufuhr an Kalzium und Phosphor – hauptsächlich, um die Knochen im Wachstum gesund zu entwickeln und später zu erhalten.
- Welpen im frühen Wachstum bis 14 Wochen oder, wenn sie erwachsen über 15kg wiegen, bis zu 6 Monaten brauchen hingegen 0,53g Kalzium und 0,47g Phosphor pro kg Stoffwechselgewicht (=Körpergewicht 0,75) um die Knochen zu vervielfachen, während sie in die Höhe wachsen. Dabei sollte das Ca:P-Verhältnis zwischen 1:1 und 1,6:1 liegen.
- Danach bis zu etwa einem Jahr nur noch 0,35g Kalzium und 0,31g Phosphor pro kg Stoffwechselgewicht (=Körpergewicht 0,75), damit die noch weichen Knochen ausreichend mineralisiert und damit stabil genug für den Alltag werden. In diesem Zeitraum darf das Ca:P-Verhältnis auf 1:1 bis 1,8:1 ausgeweitet werden.
- Der ausgewachsene Hund benötigt täglich mindestens 0,14g Kalzium und 0,11g Phosphor pro kg Stoffwechselgewicht (=Körpergewicht 0,75) um seine Knochen zu erhalten. Nun darf das Ca:P-Verhältnis zwischen 1:1 und 2:1 liegen.
4.1. Maximum Kalzium
Es ist tatsächlich gerade im frühen Wachstum sehr leicht möglich, das Kalzium überzudosieren. Und anders als der halbjährige Welpe oder erwachsene Hund, der schon Überschüsse bis zu 50% ungenutzt ausscheiden kann, saugt der junge Welpe die volle Dröhnung auf und verbaut sie in den Knochen. Das führt dann unweigerlich zu einem schnelleren Höhenwachstum als gesund ist und die Knochen und Gelenke sind nicht so schnell ausreichend mineralisiert, um das insgesamt zugelegte Gewicht zu tragen. Das wiederum ist dann häufig die Ursache für allerlei schmerzhafte Gelenkerkrankungen (wie z.B. HD, ED oder OCD) im späteren Leben. Aus diesem Grund ist eine Kalziumbedarfsdeckung im frühen Wachstum ab 160% laut FEDIAF nicht mehr durchgängig als sicher anzusehen.
Wenn im späten Wachstum nach 14 Wochen bzw. 6 Monaten der Kalziumgehalt abgesenkt werden kann, liegt die vertretbare Obergrenze bei 225% des Kalziumbedarfs. Insbesondere bei großen Hunden und davon insbesondere bei deutschen Doggen sollte wirklich auf darauf geachtet werden, die Obergrenzen nicht zu überschreiten!
Für den ausgewachsenen Hund sollte die tägliche Kalziumdosis 431% des Bedarfs nicht übersteigen, denn ab dann ist der Exzess so groß, dass das reaktionsfreudige Kalzium im Zusammenspiel mit Vitaminen als Katalysator schon im Verdauungstrakt Verbindungen mit anderen wichtigen Elementen eingeht oder deren Transportsysteme blockiert und somit die Aufnahme anderer Nährstoffe verhindert.
Dennoch kann es sinnvoll sein, deutlich mehr als das Minimum an Kalzium zu verfüttern, beispielsweise:
- Hund hat zu weichen Stuhl (dann sollte man außerdem auch mal den Magnesium- und Rohfaser-Gehalt prüfen).
- Hund neigt zur Bildung von Calciumoxalat-Steinen und erhält Futter basierend auf Oxalat-reichen Zutaten wie Amaranth oder Süßkartoffel.
4.2. Maximum Phosphor
Für Phosphor gibt es nur einen ausgewiesenen Maximalwert bei erwachsenen Hunden. Dort ist bei rund 350% Schluß.
Für Welpen hingegen ergibt sich der Maximalwert für Phosphor indirekt über das geringstmögliche Ca:P-Verhältnis von 1:1 aus dem maximalen Kalziumwert. Somit sollten Welpen im frühen Wachstum bis 14 Wochen bzw. 6 Monate nicht mehr als 178% und danach bis zu einem Jahr nicht mehr als rund 200% des Phosphorbedarfs bekommen.
Trotzdem kann es sinnvoll sein, weniger als das Minimum an Phosphor zu füttern, z.B.:
- Hund hat chronische Niereninsuffizienz
- Hund neigt zur Bildung von Struvit-Steinen. (Dann sollte insbesondere auch Magnesium sehr knapp bemessen werden, aber das nur am Rande.)
5. Spurenelemente
Neben Kalzium und Phosphor gibt es weitere wichtige Mengenelemente, deren Mengen über den Bedarf hinaus aber keine großen Auswirkungen für den gesunden Hund haben. Ganz anders sieht es bei Spurenelementen aus. Diese werden ohnehin teilweise nur im Mikrogramm(µg)-Bereich benötigt und eine dauerhafte und gar nicht so große Überschreitung der Mindestmengen kann bereits erhebliche Auswirkungen haben. Dies liegt daran, dass die sich gegenseitig bei Aufnahme und Verwertung beeinflussen können.
Besonders Spurenelemente können bereits bei geringen, aber dauerhaften, Mengenüberschreitungen direkt toxisch wirken. Und zwar bei fast allen Tierarten, inklusive Mensch. Daher gibt es gesetzliche Regelungen, wie viel von den jeweiligen Elementen im Tierfutter drin sein darf, falls es zugesetzt wurde. Diese gelten für alle Tierarten und alle Lebensphasen. Wir unterscheiden hier also nicht in Wachstum und Ausgewachsen. Lustigerweise gelten diese Grenzen nicht, wenn kein entsprechender Zusatz drin ist und eine Überschreitung aus den Zutaten herrührt. Auch wenn der Hund vielleicht größere Mengen verträgt als der Gesetzgeber vorsieht, ist es sinnvoll, diese Grenzwerte einzuhalten – denn es gibt eben doch chemische Wechselwirkungen:
Wechselwirkungen zwischen Mineralstoffen
Rechnet man nun die FEDIAF-Empfehlungen der Mindestwerte um in mg (bzw. µg) pro kg Stoffwechselgewicht (=kg Körpergewicht0,75) und vergleicht es mit den Limits des Gesetzgebers (ebenfalls umgerechnet), sieht man Selen bei 186% (=unter dem Doppelten den Bedarfswerts) Überschreitung „überversorgt“ und Mangan bei 2.900% (=>29facher Bedarfswert) Überschreitung überversorgt. Tatsächlich kann die hundliche Toleranz größer sein – wäre sie kleiner, hätte die FEDIAF sich dazu geäußert.
Spätestens beim Welpen ist es nicht mehr konsistent. Generell ist die Datenlage und mithin die Berechnungsgrundlage hinsichtlich Bedarf und Bedarfsdeckung mit Selen ein recht unsicheres Thema – siehe mein älterer Artikel über Selen. Man sollte einfach im Kopf haben, dass
- Kupfer natürlich aus Leber kommt – aber bei Hühner- und Putenleber trotzdem ergänzt werden muss.
- Jod aus Algen kommt – aber der Jodgehalt massiv schwanken kann, so dass es „die“ Algendosierung nicht gibt.
- Eisen aus Blut & Leber kommt und meist nicht ergänzt werden muss – sofern Innereien enthalten sind.
- Mangan aus Getreide kommt und wenn kein Getreide drin ist, ergänzt werden sollte. Negative Folgen einer Überdosierung von Mangan beim Hund ist ebenso wenig bekannt wie durch eine Unterdosierung
- Selen aus Fischen (++) und Landtieren (+) kommt und in der Regel nicht ergänzt werden muss.
- Zink immer ergänzt werden sollte – es sei denn, reichlich Rindermilz oder -niere ist enthalten.
Element | Min Adult/KG0,75 | Min Welpe/KG0,75 | Limit/KG0,75 | % Max Adult | % Max Welpe |
---|---|---|---|---|---|
Cu Kupfer mg | 0,2 | 0,48 | 0,76 | 378 | 158 |
J Jod mg | 0,03 | 0,07 | 0,3 | 1.000 | 429 |
Fe Eisen mg | 1 | 3,85 | 18,47 | 1.847 | 480 |
Mn Mangan mg | 0,16 | 0,24 | 4,61 | 2.881 | 2.195 |
Se Selen µg | 8,25 | 17,51 | 15,35 | 186 | 88 |
Zn Zink mg | 2 | 4,38 | 6,14 | 307 | 140 |
6. Vitamine
Hier mal etwas Entspannung: Wasserlösliche Vitamine werden ausgestrullt, wenn sie nicht benötigt werden, so dass eine Überversorgung quasi unmöglich ist. Das gilt also für die B-Vitamine und C. (Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass man es mit B12 nicht übertreiben sollte und halte es für einlagerungsfähig. Das ist aber nur eine Meinung!)
Vitamin C braucht Hund nicht, weil er das selber herstellen kann – dennoch kann es vor allem beim Senior oder beim zu Entzündungen oder Infektionen neigenden Hund „konservierend“ wirken, während es zugesetzt beim Bildner von Calciumoxalatsteinen kontraproduktiv sein kann.
Hingegen werden fettlösliche Vitamine A, D und E im Zweifel eingelagert.
Vitamin E als Antioxidans kann gar nicht überdosiert werden. Es kann Teile von Selen ersetzen und ist über den Bedarf erhöht sogar nötig, um verfütterte Omega-3-Fettsäuren auch innerhundlich zu konservieren.
Gegenüber Vitamin A ist Hund überaus tolerant. Muss er auch, weil er ja üblicherweise regelmäßig Leber zu futtern bekommt. Zusätzlich kann er aus ß-Carotin bei Bedarf weiteres Vitamin A herstellen, wie wir Menschen auch. Laut diversen Studien treten negative Effekte bis zu den dreifachen gesetzlichen Grenzwerten nicht auf – darüber hinaus wurde es vorsichtshalber wohl nicht erforscht. Allgemein sind „Hypervitaminosen“ aus Vitamin A beim Hund nicht bekannt.
Der erwachsene Hund braucht 50µg pro kg Stoffwechselgewicht (=kg Körpergewicht0,75) und der gesetzliche Maximalwert liegt bei rund 6.500%. Dieser würde beispielsweise erreicht, wenn ein 15kg-Hund ein knappes Kilo Rinderleber pro Woche futtert.
Eigentlich gibt es nur einen aus ernährungsphysiologischer Sicht relevanten Grenzwert bei den Vitaminen, nämlich Vitamin D. Dieses spielt eine ähnlich große Rolle wie Kalzium und Phosphor – und dieses besonders im Wachstum – denn es steuert u.a. den Knochenstoffwechsel. Ist zu viel Vitamin D unterwegs, wird zu viel Kalzium aus den Knochen gelöst und irrt in der Blutbahn rum, bis es sich irgendwo (z.B. in der Niere) absetzt und Kalzifizierung von Gewebe auslöst, das eigentlich weich sein und bleiben sollte.
- Welpen im frühen Wachstum bis 14 Wochen brauchen 0,73µg Vitamin D pro kg Stoffwechselgewicht (=Körpergewicht 0,75) um die Knochen zu vervielfachen, während sie in die Höhe wachsen. So lange der Deckungsgrad 408% nicht übersteigt, ist alles in Ordnung.
- Danach bis zu etwa einem Jahr nur noch 0,55µg Vitamin D pro kg Stoffwechselgewicht (=Körpergewicht 0,75), damit die noch weichen Knochen ausreichend mineralisiert und damit stabil genug für den Alltag werden. Bei 452% hört die gesetzliche Toleranz auf, bei 637% auch die ernährungsphysiologische.
- Der ausgewachsene Hund benötigt täglich mindestens 0,38µg Vitamin D pro kg Stoffwechselgewicht (=Körpergewicht 0,75). So lange der Deckungsgrad 372% nicht übersteigt, liegt die Menge im gesetzlich zulässigen Bereich – ernährungsphysiologisch verträgt der gesunde Hund auch dauerhaft bis zu 524%.
7. Zusammenfassung
- Wenn Du mit Hannes seinem Futterrechner arbeitest, dann achte unbedingt auf die berechnete Energie im Abgleich mit dem beobachteten Energiebedarf!
- Übertreib es nicht mit Protein und Fett – auch Kohlenhydrate ist eine veritable (nicht homöopatische!) Energiequelle!
- Beachte die nachfolgenden Ober-Grenzen der Mikronährstoffe bei Makromineralien, Spurenelementen und Vitaminen:
Nährstoff | Frühes Wachstum | Spätes Wachstum | Ausgewachsen |
Ca Kalzium* | 160% | 225% | 431% |
P Phosphor* | 178% | 225% | 350% |
Ca:P* | 1,6 | 1,8 | 2 |
Cu Kupfer | 158% | 158% | 378% |
J Jod | 429% | 429% | 1.000% |
Fe Eisen | 480% | 480% | 1.874% |
Zn Zink | 140% | 140% | 307% |
Vitamin D | 408% | 452% | 372% |
*Frühes Wachstum sind bei Welpen mit Endgewicht>15kg nicht bloß 14 Wochen sondern 6 Monate für Ca+P!
Während Jod gar nicht so akribisch abgemessen werden muss, wie viele ihr Seealgenmehl abwiegen, gebührt hauptsächlich Kalzium und Phosphor im Wachstum besondere Aufmerksamkeit – aber auch beim Erwachsenen Hund kann ein Zuviel leicht eintreten. Kaufe bitte niemals Welpenfutter ohne deklarierten Ca+P-Gehalt und prüfe, ob das überhaupt passt!
Zusätzlich sind Kupfer, Zink und Vitamin D häufig nicht nur mangelhaft in selbst zusammen gestellten Rationen – sie können tatsächlich leicht überdosiert werden.
Vitamin A habe ich mit Absicht hier nicht aufgelistet, weil bis zu 19.500% vermutlich nicht zu negativen Effekten führen und somit aus meiner Sicht echt schwer überdosierbar ist. Der hohe Grundausschlag verwirrt zwar viele Nutzer, weil die Grafik unausgewogen aussieht – ist aber nicht Besorgnis erregend. Auch Mangan habe ich hier nicht mit gelistet, weil Überdosierung praktisch unmöglich ist. Ebenfalls habe ich Selen hier weg gelassen, weil die Datenlage völlig intransparent ist, obwohl eine Überdosierung tatsächlich leicht erreichbar ist – man kann es nur weder berechnen noch einschätzen.
Die ganze vorstehende Abhandlung basiert auf den FEDIAF-Werten – möglicherweise haben NRC und AAFCO andere Grenzwerte – aber diese in derselben Akribie auszurechnen, zu erklären und aufzulisten ist eigentlich müßig.
Titelbild: Jerzy Górecki auf Pixabay
Hi laut deiner Aussage kann Vitamin A nicht überdosiert werden. Wie siegt es bei einem Leberkranken Hund aus?
Erfahrungsgemäß und nach reichlich Literatur kann zuviel Vitamin A Zellzerstörend in der Leber werden.
Auch in Bezug auf Kupfergehalt im Futter /Zusatz Kupferspeicherkrankheit bei Leberkranken Hunden bin ich als Ernährungsberaterin für Hunde vorsichtig.
LG J. Dorn
Hallo Jessica,
Es ist nicht meine Aussage – es ist die Aussage der FEDIAF basierend auf gesammelten wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Kannst Du samt einiger Quellenangaben nachlesen auf Seite 25 der Nutritional Guidelines.
Vitamin A in Überdosierung kann Menschen umbringen. Dies weiß man, weil die Ureinwohner in Sibirien und Alaska und Nordkanada es traditionell vermeiden, Eisbärenleber und Robbenleber zu essen: Sie enthalten astronomische Mengen Vitamin A. Interessanterweise enthalten Husky-Lebern so viel Vitamin A, dass der Verzehr von 3 Husky-Hundelebern innerhalb von 3 Wochen einen Menschen töten kann. Dies kannst Du im Bericht einer arktischen Expedition 1913 nachlesen.
Dieser Bericht ist die Basis der Hypervitaminose A in der Humanmedizin. Vereinfacht gesagt: Ist die Zufuhr von Vitamin A zu hoch, kann der Überschuss nicht mehr in der Leber gespeichert werden, gelangt übermäßig ins Blut und die Enzymmenge reicht nicht aus, um den Überschuss abzubauen. Mensch wird dann durch übermäßige Vitaminaktivität im Blut schwer krank und kann daran sterben. Dass dabei auch Leberzellen Schaden nehmen, ist nur ein Nebeneffekt im Gesamtbild.
Gleichzeitig erklärt dieser Bericht auch, warum bei Hunden bislang keine Hypervitaminose A beobachtet wurden: Sie haben eine astronomische Speicherkapazität für Vitamin A. Es wird in der Leber gespeichert und richtet dort genau keinen Schaden an. Ob nun alle Hunderassen und -individuen dieselbe Speicherkapazität haben wie sibirische Huskies darf bezweifelt werden – aber offenbar übersteigt sie im Allgemeinen beim Hund die des Menschen (in dem sie auch variabel ist: Einer starb – einer überlebte).
Wir sind uns beide einig, dass es keinen Nutzen hat, irgendwelche Nährstoffe in astronomischer Menge zu verfüttern. Wir sind uns ebenfalls einig, dass insbesondere bei kranken Hunden Vorsicht besser ist als Nachsicht. Es wird keinen Nachteil haben, beim leberkranken (oder auch gesunden) Hund die zugeführte Menge Vitamin A auf den Bedarf abzusenken.
Aber in der Veterinärmedizin der Caniden ist mir dazu tatsächlich nichts bekannt – außer extrem-Fütterung bzw. „Unfälle“ aus gefutterten Supplementen. Wann immer dies für den Hund geraten wird, ist dies stets mit Erkenntnissen aus der Humanmedizin begründet. Und selbst die Humanmedizin bezweifelt inzwischen berechtigt eine Hypervitaminose A als Grund für den Tod des Forschers, kannst Du hier nachlesen. Allerdings sind inzwischen die Symptome beim Menschen bekannt und immer noch unschön – aber reversibel.
Der „Leberkranke“ Hund ist ein Oberbegriff für allerhand verschiedene pathologische Zustände der Hundeleber. Der Hauptbeitrag zur Behandlung von Leberproblemen ist dabei tatsächlich meist die (sehr aufwendige) konkrete Diagnose inklusive Herausfinden der zugrundeliegenden Ursache. Und je nachdem sind teilweise sehr unterschiedliche Ernährungsstrategien sehr, sehr hilfreich und können von den Allgemeinempfehlungen für gesunde Hunde stark abweichen. Ja klar liegt bei der Kupferspeicherkrankheit Kupfer nebst Zink als Antagonist auf der Hand, anderswo geht es um Fette, Proteine, Verdaulichkeiten etc. – Nur Vitamin A taucht da bei Lebererkrankungen des Hundes nicht auf.