Es ist keine Seltenheit, dass Ersthundebesitzer völlig uninformiert einen Welpen adoptieren. War bei mir auch so und es war in jeder Hinsicht eine weitaus größere Herausforderung als ich erwartet hatte. Die ersten Monate hatte ich immerhin einen „erfahrenen“ Hundeführer an meiner Seite und fühlte mich total sicher. Was sich als Unsinn herausstellte, so dass ich sehr viel lernen musste.
Was das Futter angeht, wurde Hannes mit ein wenig Bozita und einem Zettel ausgeliefert, wie viel wir ihm füttern sollten. Dass die Mengenangabe auf dem Zettel überhaupt nicht gepasst hat, stellte sich direkt beim zweiten Tierarztbesuch heraus: Er war viel zu dünn! Die TÄ erklärte mir geduldig, dass ich den Zettel gepflegt vergessen kann und wie ich die Fütterungsempfehlung auf der Packung interpretieren muss. Und so kamen wir schnell wieder ins Lot und er gedieh prächtig.
Wie Ihr ja wisst, wird Hannes nun bald 10 Jahre alt und bekommt von mir mittlerweile frisch zubereitetes Futter, das er gerne frisst, gut verträgt und von dem ich ganz sicher weiß, dass es bedarfsdeckend ist. Immerhin hat er jederzeit – außer in meiner BARF-Zeit – bedarfsdeckendes Futter bekommen.
Und nun schreibt mich eine Nutzerin an, ob Hannes sein Futterrechner für Kleinhunde nicht funktionieren würde: Sie solle laut Züchter und Futter-Hersteller 50g füttern und der Rechner wirft fast 170g aus, was ja gar nicht sein kann.
Der Welpe hat ein Ist-Gewicht von 1kg bei einem erwarteten Endgewicht von 2kg, da sind um die 50g Trockenfutter schon angemessen und bei Nassfutter braucht man wegen des hohen Wassergehalts so die 3-4fache Menge. Ich hab’s erklärt und dachte, damit sei es erledigt.
Doch was sie dann noch schrieb, hat mich wirklich empört! Daher schreibe ich hier an diesem Fallbeispiel auf, wie man Murks erkennt. Damit nicht noch mehr ahnungslose Menschen von ebenso ahnungslosen aber meinungs- und vertriebsstarken Menschen belabert, wenn nicht sogar belogen werden.
Inhalt
- Juno Hundefutter – das Konzept
- Sortimentsübersicht
- Fütterungsempfehlung
- Welpenfutter im Nachbau
- Fazit
1. Juno-Hundefutter – das Konzept
Juno hat seinen Sitz Jahre in der Nähe von München und produziert „Soulfood for Pets“ in Form von Bio-Hundefutter artgerecht, regional und ohne jegliche Zusätze und Bindemittel.
Man meint bei Juno, „gesundes Hundefutter ist so individuell wie die Tiere, welche je nach Rasse, Alter und Gesundheitszustand unterschiedliche Ansprüche haben“ und hat es sich „zur Aufgabe gemacht, genau diesen individuellen Ansprüchen gerecht zu werden und ein artgerechtes Futter mit gesunden und natürlichen Inhaltsstoffen anzubieten.“
Und man ist sich sicher, dass „Wer sowohl genussorientiert, als auch ethisch-moralisch konsumieren will, der weiß die Regionalität unseres Juno Hundefutters sehr zu schätzen.“ – auch wenn man nicht mal definiert, welchen Radius man denn so unter Regionalität versteht. Für mich im Herzen Schleswig-Holsteins wäre ein Futter aus Großbritannien oder Polen durchaus regionaler als eins aus dem tiefsten Süden der Republik.
…Und natürlich wird total nachhaltig produziert, indem man Wasser aus dem eigenen Brunnen nutzt, Abwärme zum Heizen, Verpackungsmüll in einer Behindertenwerkstatt aufarbeiten lässt, etc.
Immerhin, der Hersteller erhebt in seinem FAQ nicht den Anspruch, ein Alleinfutter im rechtlichen Sinn herzustellen – aber natürlich tut er so, als ob es das doch sei:
„Unser JUNO Futter ist ohne künstliche Zusatzstoffe und so abgestimmt, dass es innerhalb der Sorten abwechslungsreich gefüttert ausgewogen und bedarfsdeckend ist. Wir beschäftigen uns gemeinsam mit unserer Tierärztin und Ernährungsberaterin sehr genau damit, um auf natürlichem und gesundem Weg diese Bedarfsdeckung zu erzielen. […] Auf Grund der gesunden Balance aus Proteinen, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralien betrachten wir unser Futter auch nicht als Ergänzungsfuttermittel , sondern als Basismenü, da aus unserer Sicht eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung auch ganz ohne künstliche Zusätze möglich ist. Wir deklarieren allerdings unsere Produkte gesetzeskonform nicht als Alleinfutter sondern als Ergänzungsfuttermittel.“
Die Produktentwicklung ist recht schlank: „Als erstes ensteht die Idee, wie wir für unsere eigenen Hunde kochen würden. Die Rezepturen werden dann zusammen mit unserer Ernährungsberaterin entwickelt und auf die natürlichen Bedürfnisse der Hunde abgestimmt. Bei neuen Sorten testen wir die Akzeptanz, Verdauung etc. bei den Hunden von Freunden, Bekannten und nahestehenden Kunden.“
Ebenso wie die Datenlage: „Es werden die gesetzlichen Werte nach der sog. Weender-Analyse ermittelt, Nährstoffe gehören da üblicherweise nicht dazu. Nachdem keine künstlichen Nahrungsergänzungen gezielt dem Futter zugesetzt werden, sondern nur Bio-Lebensmittel und bestes Fleisch in Bio-Qualität bzw. aus artgerechter Haltung verwendet werden, können die Werte schwanken.“
Professionelle Futterhersteller mit Sachkenntnis machen das anders. Aus guten Gründen. Aber die produzieren halt nicht trendy Bio, regional und zusatzstoffbefreit – vor allem wissen sie, dass Bedarfsdeckung ein Fakt und keine Betrachtungsweise ist. Sie wenden einfach die wissenschaftlich untermauerte Lehrmeinung an.
2. Sortimentsübersicht
Juno bietet 8 Nassfuttersorten an, davon 2 für Welpen. Im Internetauftritt ist dazu an keiner Stelle ein Verwendungszweck angegeben. Also weder ob es sich um Allein- oder Ergänzungsfutter handelt, noch irgendeine Lebensphase – alle Sorten, nicht nur die für Welpen, sind angeblich geeignet ab dem 2. Monat.
Nachfolgend eine Übersicht über die Zusammensetzung der Produkte nebst Mengenangabe, die ein erwachsener durchschnittlicher 15kg-Hund (3,2MJ), ein Welpe mit 10kg und einem erwarteten Endgewicht von 15kg bräuchte (4,1MJ) sowie unser Beispielfall, ein Welpe noch im frühen Wachstum mit einem Kilo von erwarteten zwei (0,73MJ):
Produkt | Zusammensetzung | Menge 15kg Adult | Menge 10/15kg Welpe | Menge 1/2kg Welpe |
Bio-Ente | 50 % Ente* (Brustfleisch, Hälse, Herzen, Leber, Karkasse), 10 % Pastinake*, 5 % Fenchel*, 2 % Brombeeren*, 2 % Hanfpresskuchen*, 1 % Hagebutte*, 0,50 % Sonnenblumenöl*, 0,50 % Lebertran, 0,50 % Bierhefe, 0,50 % Knotentang* *aus kontrolliert biologischer Erzeugung | 633 | 833 | 148 |
Bio-Huhn | 50% Huhn* (80% Brustfleisch, 5% Hälse, 5% Herz, 5% Leber, 5% Karkasse), 10% Reis*, 10% Karotte*, 1% Hanföl*, 0,10% Knotentang* *aus kontrolliert biologischer Erzeugung | 689 | 907 | 161 |
Bio-Huhn Welpe | 60% Huhn* (80% Brustfleisch, 5% Hälse, 5% Herz, 5% Leber, 5% Karkasse), 10% Reis*, 5% Karotte*, 5% Fenchel*, 2,5% Früchte Beeren Mix*, 1% Bierhefe, 1% Sonnenblumenöl*, 0,5% Lebertran, 0,5% Kokosflocken*, 0,5% Leinsamen*, 0,1% Knotentang* (*aus kontrolliert biologischer Erzeugung) | 474 | 624 | 111 |
Bio-Rind | 50% Rind* (60% Muskelfleisch, 25% Herz, 10% Lunge, 5% Leber), 8% Haferflocken*, 8% Zucchini*, 5% Apfel*, 1% Rapsöl*, 0,50% Kokosflocken*, 0,50% Algenkalk, 0,10% Knotentang* *aus kontrolliert biologischer Erzeugung | 686 | 903 | 161 |
Bio-Rind Welpe | 60% Rind* (60% Muskelfleisch, 25% Herz, 10% Lunge, 5% Leber), 10% Amaranth*, 5% Süßkartoffel*, 4% Apfel*, 1% Hagebutte*, 1% Hanföl* , 0,50% Eierschalenpulver*, 0,50% Kokosflocken*, 0,50% Lebertran, 0,7% Bierhefe, 0,10% Knotentang* (*aus kontrolliert biologischer Erzeugung) | 561 | 739 | 131 |
Fasan | 50% Fasan (80% Brustfleisch, 5% Hälse, 5% Herzen, 5% Leber, 5% Karkasse), 8% Karotte*, 6% Apfel*, 5% Rote Bete*, 1% Hanföl*, 0,10% Knotentang* *aus kontrolliert biologischer Erzeugung — davon Gesamtanteil 20,1 % | 859 | 1131 | 201 |
Pferd | 50% Pferd (60% Muskelfleisch, 25% Herz, 10% Lunge, 5% Leber), 8% Quinoa*, 8% Kürbis*, 4% Früchte* (Beeren-Mix), 1,50% Flohsamen*, 1% Hanföl*, 0,50% Algenkalk, 0,10% Knotentang* *aus kontrolliert biologischer Erzeugung, davon Gesamtanteil 22,6 % | 818 | 1078 | 192 |
Ziege | 50% Ziege (60% Muskelfleisch, 25% Herz, 10% Lunge, 5% Leber), 8% Zucchini*, 6% Süßkartoffel*, 3% Aprikose*, 1% Topinamburextrakt*, 1% Hanföl*, 0,40% Algenkalk, 0,10% Knotentang* *aus kontrolliert biologischer Erzeugung — davon Gesamtanteil 19,1 % | 838 | 1104 | 196 |
Wie regional Amaranth, Quinoa, Süßkartoffel, Lebertran, Algenkalk und Knotentang von Bayern oder dem Kunden aus sind, sei mal dahingestellt.
Ich würde dringend davon abraten, einem Welpen oder später dem gesunden Hund Fasan, Pferd oder Ziege zu füttern. Nicht etwa, weil diese Tierarten nicht gut wären – sondern es handelt sich hierbei um Proteine, die gerne für Ausschluss-Diäten (ASD) verwendet werden. Füttert man das also als „Allerwelt-Futter“, sind diese Proteine „verbrannt“, sollte man einmal eine ASD wegen später entstehenden Futter-Unverträglichkeiten durchführen müssen. Dann hat man nur noch sehr wenige, sehr teure und sehr seltene Fleischsorten mit unklarer Dauer-Lieferbarkeit zur Verfügung.
3. Fütterungsempfehlung
Es gibt also acht Sorten, die von Juno für Hunde ab dem 2. Monat bis zum Lebensende empfohlen werden. Zwei davon sind extra für Welpen konzipiert und enthalten mehr tierische Zutaten, Lebertran als Vitamin-D-Quelle und weniger Wasser als die anderen.
Der Rechner ermittelt aus den Weender-Analysen, die Juno ja immerhin angibt, die notwendige Menge, die für die Energiebedarfsdeckung erforderlich ist. Energie kommt aus Protein, Fett und Kohlenhydraten, Wasser liefert nix und Faser- sowie Mineralstoffe reduzieren die Energie. Wie man den nicht angegebenen Kohlenhydrat-Anteil ausrechnet und Futter vergleichen kann, kann man hier nachlesen.
Da die Zusammensetzung aus Makronährstoffen in jeder Futtersorte unterschiedlich ist, kann es eigentlich keine „one-fits-all“-Empfehlung geben. Unser Beispielfall braucht z.B. nur 111g Bio-Huhn Welpe – aber immerhin 201g Fasan, um 732kJ täglich einzuwerfen.
Was empfiehlt Juno? 2%-5% des Körpergewichts. Für alle Dosen!
Die Detail-Werte für die Gewichtsklassen gehen von 3-4% aus und engen die General-Empfehlung deutlich ein. Eine Empfehlung für den 1kg-Welpen gibt es nicht.
Besagte Nutzerin kontaktierte den Hersteller und erhielt mehrfach persönlich versichert, dass der spezifische 1kg-Welpe maximal 5% seines Körpergewichts von diesen Dosen erhalten sollte. Das passte ja hervorragend zu der 50g-Züchterempfehlung für Reico-Trockenfutter – ergo funktioniert Hannes sein Futterrechner bei Zwerghunden nicht…
Ich bin mehr als entsetzt!
- Juno beschäftigt eine Ernährungsberaterin und eine Tierärztin zur Produktentwicklung und die geben solchen Unsinn vor?
- Körpergewichts-Prozente als Richtwert in dieser Größenordnung kennt man sonst nur von BARF, was ohne Extra-Wasser in Dosen und weitgehend kohlenhydratfrei mit sehr hohem Fettgehalt berechnet wird. Das Futter hier ist verwässert und mit reichlich Kohlenhydraten drin deutlich energieärmer als BARF.
- Unser 15kg-Adult-Hund braucht je nach Sorte ca. 474 bis 859g, was nicht mal vollständig in der ausgewiesenen Futterbandbreite von 300-800g liegt.
- Unser 10/15kg-Welpe braucht zwischen 624 und 1131g, was weitgehend außerhalb der Empfehlung liegt.
- Unser 1/2kg-Welpe braucht wie erwähnt 111 bis 201g, wofür nicht mal eine Detail-Empfehlung vorliegt.
Das ist völlig inakzeptabel!
Ich finde es wirklich verantwortungslos, dass ein solches Futter mit so einer Futterempfehlung wirklich auf dem Markt sein darf und dass sogar die persönliche Futterberatung des Herstellers weiter so völlig daneben liegt. Die Mehrheit der Hundehalter kann das weder beurteilen noch berechnen und glaubt das einfach – was bleibt ihnen auch anderes übrig? Und jetzt sollen sie bei der Empfehlung einfach abwarten, bis Hund abmagert und der Tierarzt sie auf den Pott setzt?
4. Welpenfutter im Nachbau
Die ausreichende Nährstoffversorgung bei Welpen ist essentiell für ein langes gesundes Leben. FEDIAF, NRC und AAFCO geben wissenschaftlich anerkannte und weltweit weitgehend ähnliche wissenschaftsbasierte Empfehlungen heraus. Wir kennen die Mikronährstoffgehalte in dem Futter nicht und der Hersteller meint, er könne das auch nicht zuverlässig analysieren lassen, weil er ja keine Zusätze hinzufügt. (Finde den Fehler…!)
Jeder andere Hersteller oder Ernährunsgwissenschaftler schlägt das dann mal im Bundeslebensmittelschlüssel, den Feedtables oder Labor-Analysen für typische BARF-Produkte nach und kann das berechnen. Natürlich sind das nur Durchschnittswerte. Aber im Gegensatz zu landläufigen Gerüchten enthalten Bio-Produkte nicht mehr Nährstoffe sondern meist mehr Schadstoffe. Da der Hersteller das anscheinend nicht kann oder nicht für nötig hält, rechnen wir das einfach mal anhand der Deklaration nach.
4.1. Bio-Huhn Welpen
Ich interpretiere die Zutatenliste wie folgt:
Lebens-/Futtermittel | % | kJ/100g | Prot | Fett | KH | Faser | Asche |
Huhn,Brust mit Haut roh | 38 | 263,7 | 7,6 | 3,6 | 0 | 0 | 0,5 |
Wasser | 20,9 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Reis | 10,0 | 148,6 | 0,7 | 0,1 | 7,8 | 0,2 | 0,1 |
Fenchel frisch | 5,0 | 4,9 | 0,1 | 0 | 0,1 | 0,1 | 0,1 |
Mohrrübe frisch | 5,0 | 8,2 | 0 | 0 | 0,3 | 0,2 | 0 |
Huhn,Hals mit Kn, ohne Haut | 3,0 | 20,2 | 0,6 | 0,3 | 0 | 0 | 0,2 |
Huhn,Herz tiefgefroren | 3,0 | 15,7 | 0,5 | 0,2 | 0 | 0 | 0 |
Huhn,Karkasse RFK | 3,0 | 30,1 | 0,5 | 0,6 | 0 | 0 | 0,1 |
Huhn,Leber, tiefgefroren | 3,0 | 17,1 | 0,7 | 0,1 | 0 | 0 | 0,1 |
Huhn,Fett | 3,0 | 92,5 | 0 | 2,5 | 0 | 0 | 0 |
Himbeere tiefgefroren | 2,5 | 4,7 | 0 | 0 | 0,1 | 0,1 | 0 |
Bierhefe getrocknet | 1,0 | 15,7 | 0,5 | 0 | 0,3 | 0,1 | 0,1 |
Sonnenblumenöl | 1,0 | 36,7 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Kokos,Raspeln getrocknet | 0,5 | 14 | 0 | 0,3 | 0 | 0,1 | 0 |
Lebertran (BLS) | 0,5 | 18,4 | 0 | 0,5 | 0 | 0 | 0 |
Leinsamen | 0,5 | 10,2 | 0,1 | 0,2 | 0 | 0,1 | 0 |
Ascophyllum nodosum 560mg | 0,1 | 0,2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Summe | 100,0 | 735,5 | 11,3 | 10 | 8,8 | 0,9 | 1,2 |
Original | 100,0 | 11,26 | 9,9 | 8,04 | 0,93 | 2,13 | |
Abweichung | 0 | 0,04 | 0,1 | 0,76 | -0,03 | -0,93 |
Das Futter ist so fett, dass dies nur über die Zugabe von zusätzlichem Hühnerfett erreichbar ist – allerdings enthält es nur nur so wenig Protein, dass dies nur über mehr als das in der Deklaration ausgelassene Wasser realisierbar ist. Beides ist eine legale Beschönigung der Futterdeklaration.
Generell bestehen Unterschiede in den Analysewerten von Lebens- und Futtermitteln: (Roh-)Faser im Futter umfasst nur die unlöslichen Ballaststoffe und die löslichen sind Bestandteile der NFE-Werte (Kohlenhydrate), während bei Lebensmitteln lösliche und unlösliche Ballaststoffe unter „Faser“ gezählt werden. Bei Mineralstoffen ist in Futtermitteln der Ascherückstand beim Verbrennen des Futters gewogen, während bei Lebensmitteln nur die tatsächlich enthaltenen isolierten Mineralstoffe gezählt werden, so dass dies geringer ausfällt.
Nun verfüttern wir das an unseren 1kg-Welpen in zwei Varianten: Der 5%-Empfehlung des Herstellers (50g) und der errechneten Energiebedarfsmenge (111g):
Aus den unterschiedlichen Berechnungsmethoden für Lebens- und Futtermittel wird hier jetzt ein geringfügig höherer Energiegehalt ausgewiesen.
Dennoch sieht man mehr als deutlich, dass der kleine Welpe mit der Mengenempfehlung vom Hersteller garantiert kein Gewicht gewinnen wird und wahrscheinlich sogar abnimmt. Und bei gerade mal der Hälfte an zugeführten Proteinen fehlt einiges an essentiellen Aminosäuren, um Muskeln, Knochen, Enzyme, Hormone, Haare und so weiter aufzubauen.
Jetzt schauen wir uns das mal im Detail an, indem wir die Nährstoffmengen im Futternachbau mit dem Bedarf gemäß FEDIAF 2021 vergleichen:
Der Unterschied ist erheblich: Mit nur dem halben Proteinbedarf fehlen einige Aminosäuren oder sind ziemlich knapp bemessen, was garantiert zu Problemen in der innerhundlichen Proteinsynthese im frühen Wachstum führt und der Welpe einfach nicht wächst. Füttert man eine ausreichende Menge, dürfte das kein Problem sein.
Hier liegt das zentrale Desaster des nicht supplementierten Futters:
Schon bei den Makromineralien Calcium, Phosphor, Natrium und Chlorid kann Hund keine Knochen aufbauen und wird Probleme mit dem Flüssigkeitshaushalt bekommen, das Ca:P-Verhältnis ist invers. Anders sähe es aus, wenn die knöchernen Zutaten vor dem Wolfen wenigstens getrocknet wären oder ausreichend kalzifizierte Hühnerbeine verwendet würden: Dann hätte man ausreichend Ca+P drin – aber im FAQ wird herstellerseitig genau beschrieben, dass dies eben nicht getrocknet wird. Eine Prise Kochsalz wäre auch einfach und hilfreich für den Flüssigkeitshaushalt.
Kupfer, Eisen und Zink aus Hühnerleber und Herzen zu ziehen, ist Nonsens: Es ist im Huhn so einfach nicht drin. Der Jodbedarf wird wahrscheinlich nicht mal annähernd gedeckt, falls der verwendete Knotentang einfach aus der Nord- oder Ostsee gefischt wird – lediglich die spezielle Alge Ascophyllum Nodosum aus fernöstlichen Gebieten kann zu bestimmten Jahreszeiten mit hohen Jodgehalten gefischt werden – das Gegenteil von „regional“ – was da genau als Alge drin ist, wissen wir nicht.
Nur für’s Protokoll: Zu Selen enthält der Bundeslebensmittelschlüssel keine Informationen, das ist nicht gleichbedeutend mit fehlendem Selen. Kokos gilt zusätzlich als Selenquelle.
Bei der Vitaminlage ist positiv hervorzuheben, dass Lebertran für Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren drin ist – selbst wenn die Vitamin-D-Konzentration saisonal geringer ausfällt, dürfte es dennoch ausreichend sein bei 111g-Fütterung. Auch ein hoher Vitamin-A-Gehalt ist nichts Schlimmes – der Hund kann das gut ab. Vitamin E fehlt nahezu gänzlich. Das ist nicht nur nötig, damit der Hund „konserviert“ wird – auch die Omega-3-Fettsäuren im Lebertran neigen zum innerhundlichen Oxidieren und bedürfen zusätzlicher Stabilisierung durch Vitamin E. Somit ist nur die Hälfte der Wohlfahrt durch Lebertran wirklich erreicht.
Bei den B-Vitaminen kommt es wirklich auf die Gartemperatur an. Vitamin B1 wird z.B. ab 120°C zersetzt. Ebenso sind Folsäure und Biotin recht hitzeempfindlich, während B5 sich nicht groß um Hitze schert. B2 und B12 sind recht knapp bemessen.
4.2. Bio-Rind Welpen
Diese Deklaration interpretiere ich wie folgt:
Lebens-/Futtermittel | % | kJ/100g | Prot | Fett | KH | Faser | Asche |
Rind,Fleisch 08% Fett | 32,1 | 209 | 6,3 | 2,8 | 0 | 0 | 0,3 |
Wasser | 20,4 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Rind,Herz tiefgefrorem | 15,0 | 77,7 | 2,5 | 0,9 | 0,1 | 0 | 0,2 |
Amaranth roh | 10,0 | 155,4 | 1,4 | 0,7 | 6,5 | 0,7 | 0,3 |
Rind,Lunge roh | 6,0 | 24,9 | 1,1 | 0,2 | 0 | 0 | 0,1 |
Süßkartoffel frisch | 5,0 | 24,5 | 0,1 | 0 | 1,2 | 0,2 | 0,1 |
Apfel | 4,0 | 10,9 | 0 | 0 | 0,6 | 0,1 | 0 |
Rind,Leber frisch | 3,0 | 16,6 | 0,6 | 0,1 | 0,2 | 0 | 0 |
Hagebutte frisch | 1,0 | 5,9 | 0 | 0 | 0,2 | 0,2 | 0 |
Hanföl | 1,0 | 36,7 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Bierhefe getrocknet | 0,7 | 11 | 0,3 | 0 | 0,2 | 0,1 | 0,1 |
Eierschale | 0,5 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0,2 |
Kokos, Raspeln getrocknet | 0,5 | 14 | 0 | 0,3 | 0 | 0,1 | 0 |
Lebertran (BLS) | 0,5 | 18,4 | 0 | 0,5 | 0 | 0 | 0 |
Rind,Fett (Talg) | 0,2 | 6,9 | 0 | 0,2 | 0 | 0 | 0 |
Ascophyllum nodosum 560mg | 0,1 | 0,2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Summe | 100,0 | 612 | 12,3 | 6,7 | 9,0 | 1,3 | 1,3 |
Original | 100,0 | 12,34 | 6,69 | 8,96 | 2,13 | 1,5 | |
Abweichung | 0,0 | -0,04 | 0,01 | 0,04 | -0,83 | -0,2 |
Nun verfüttern wir das wieder an unseren 1kg-Welpen in zwei Varianten: Der 5%-Empfehlung des Herstellers (50g) und der errechneten Energiebedarfsmenge (131g):
Wir haben hier durch den geringeren Fettanteil noch weniger Energie für den Welpen aber etwas mehr Protein.
Erstaunlicherweise ist mit wenig mehr Protein bereits der Bedarf fast aller Aminosäuren (außer Tryptophan und Cystein) bei der 50g-Dosis weitgehend gedeckt. Das erstaunt mich, weil für ausgewachsene Hunde das Protein vom Huhn weitaus höherwertiger ist als das vom Rind. Ehrlich gesagt, schaue ich mir erstmalig einen Welpen im frühen Wachstum im Detail an. Aber das nur am Rande.
Hier haben wir immerhin ein fast ideales Ca:P-Verhältnis von 1,21 – aber auch mit der ausreichenden Futtermenge nicht genug Kalzium und Phosphor drin. Natrium und Chlorid sind ebenfalls schwer defizitär. Kupfer aus Rinderleber, Eisen aus Rinderherz sowie Zink aus Rind an sich fallen schon erheblich besser aus als beim Huhn. Der hohe Magnesiumgehalt aus dem Amaranth wäre für den erwachsenen Hund völlig im Rahmen – der Welpe benötigt davon nur ein Drittel. Ein Zuviel ist nicht schädlich, kann aber weichen Kot bis Durchfall verursachen. Was wir hier an Mg finden, ist durchaus im Rahmen des „üblichen Welpenfutters“, das sich hier meist nicht von Adult-Futter unterscheidet. Dies kann aber eine Erklärung sein, warum Welpen häufig weichen Kot absetzen.
Wie man sieht, liefert die Rinderleber nicht so absurde (aber harmlose) Mengen an Vitamin A wie die Hühnerleber in der ersten Dose. Wir finden hier einen hohen Deckungsgrad an Vitamin D. Sollte der Lebertran wirklich so vitaminreich sein, geraten wir hier bereits in einen bedenklichen Bereich angesichts des Kalziummangels. Vitamin E ist weiterhin defizitär. Bei den B-Vitaminen könnte ausreichend viel enthalten sein, um den Garvorgang zu überstehen – für eine abschließende Beurteilung fehlt mir hier Sachkenntnis bei der industriellen Fertigung.
5. Fazit
Bio und Regional ist ethisch-moralisch bestimmt ein feines Marketing-Instrument, hat aber keine Nährstoff-Vorteile und definitiv Preisnachteile.
Ohne Zusatzstoffe wird der Welpe im frühen Wachstum allerdings garantiert erhebliche Defizite haben. Das ist die dümmste Art der Futterherstellung an sich.
Systemisch fehlende Nährstoffe wie Vitamine D+E, Zink, Kupfer und Mangan lassen sich auch nicht durch abwechslungsreiche Fütterung mit denselben fehlenden Nährstoffen kompensieren. Hersteller, die sowas behaupten, sind wahlweise ahnungslos oder betrügerisch unterwegs – aber ganz sicher nicht ernährungswissenschaftlich fundiert.
Wer Zutaten wie knöcherne Bestandteile lediglich nach „gängigen Empfehlungen“ (ich vermute aus der BARF-Szene) dosiert und weder analysiert noch rechnet, handelt fahrlässig.
Zusatzstoffe liefern die Nährstoffe, die in den Zutaten nicht nativ enthalten sind. Es ist unbedingt besser, alle essentiellen Nährstoffe in angemessener Menge auf synthetischem Weg ins Futter zu bringen als sie wegzulassen und Mangelerscheinungen in Kauf zu nehmen, die im frühen Wachstum späte Auswirkungen haben. Zusätzlich haben Zusatzstoffe garantierte Nährstoffmengen, die in natürlichen Zutaten recht stark schwanken können und enthalten weniger unerwünschte Nebeneffekte als im natürlichen Umfeld. So enthält z.B. Calciumphosphat Kalzium und Phosphor wie in Knochen – aber ohne schwer verdauliches Kollagen und unerwünschtes Fett aus Tierknochen, was dann zu unnötigen Blähungen und Durchfall führen kann.
Und wenn ein Hersteller von Fertigfutter dann noch die Mengenempfehlungen in Prozenten des Körpergewichts angibt, dann ist er völlig neben der Spur und gehört ignoriert, weil BARF und Dose wirklich GAR NICHTS miteinander zu tun haben.
Was kannst Du als Welpenbesitzer genauso wie als Hundebesitzer also tun, um ein gutes Futter für Deinen Hund im Wachstum oder später zu finden?
- Prüfe als erstes die Empfehlungen, die der Züchter (oder Vermehrer oder Retter) absondert anhand der nachfolgenden Punkte. Fällt da was durch, dann ignoriere die Empfehlung.
- Kaufe kein Futter im Direktvertrieb, denn die Vertreter betiteln sich gerne als „Ernährungsberater“, haben aber keine Ahnung von Ernährung. Meist sind die Produkte nicht bedarfsdeckend und die Empfehlungen von diesen Beratern schlecht.
- Ziehe kein einziges Futter überhaupt in Erwägung, das nicht deutlich sichtbar als Alleinfuttermittel deklariert ist! Wenn diese Aussage in der Produktbeschreibung oder -beschriftung fehlt, dann fehlt auch was im Futter. Immer! Und irgendwelche Einzelmeinungen von verpeilten Herstellern sind wirklich unerheblich.
- Nutze den Schnell-Check für potentiell in Frage kommende Futtersorten, um ein Gefühl für Bedarfsdeckung zu erhalten und die „Alleinfutter“-Aussage zu prüfen. Es wird nach den Quellen der typischerweise mangelhaften Nährstoffbedarfsdeckung aus der Deklaration gefragt und wenn da Mängel rauskommen, lass die Finger davon! (Das kann noch so Bio und nachhaltig sein – wenn es nicht bedarfsdeckend ist, solltest Du das nicht kaufen)
- Nutze den Fertigfutter-Rechnner, um die erforderliche Menge zu bestimmen. Weicht diese stark von der Hersteller-Empfehlung ab, lass die Finger davon, denn der Hersteller hat keine Ahnung. Findest Du das aus irgendeinem Grund trotzdem toll und hat es den Schnell-Check bestanden, orientiere Dich am Futterrechner und nicht an der Hersteller-Menge.
- Wiege die zu verfütternde Menge ab, denn gerade bei sehr kleinen Hunden verschätzt man sich leicht, wenn man Becher oder Löffel zum Dosieren benutzt.
- Nutze im Wachstum Welpenkurven, wiege Deinen Hund in den ersten 5 Monaten wöchentlich, danach monatlich und passe die Futtermenge entsprechend an.
- Kaufe kein Welpenfutter, das keine garantierten Werte zu Kalzium und Phosphor ausweist und achte darauf, dass mindestens 100% und maximal 250% Bedarfsdeckung und kein Ca:P-Verhältnis kleiner 1 oder größer 1,6 bei der ermittelten Futtermenge herauskommt – sonst nimmst Du (besonders bei größeren Rassen) von Anfang an Gelenkprobleme in Kauf, die auch nicht mit Grünlipp-Murks und anderem populärem Zeugs zuverlässig behandelt oder verhindert werden können.
Danke!
Das Ganze gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Mit denen hier habe ich mich auch schon angelegt: https://fidelis.dog/products/gekochtes-menu-hahnchen?variant=43939535192328 – Sanadog steckt dahinter. Und die gleichen schwurbeligen Behauptungen einer Tierärztin. Welch Zufall – oder ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Was man dagegen unternehmen kann weiß ich nicht – denn natürlich schmeckts den Hunden. Und Ottonormalverbraucher erkennt den Rest schlicht nicht…. 🙁
Was man tun kann? Nur anzeigen beim zuständigen Veterinär-Amt. Dann müssen sie prüfen und können das Futter aus dem Verkehr ziehen. Das Problem ist das Herausfinden des zuständigen Vet-Amtes. Kann je Bundesland oder Landkreis des Herstellers bestimmbar sein – eine zentrale Meldestelle gibt es nicht. Oder halt die Verbraucherzentrale informieren – die müssen aber nicht handeln.
Hm, ich wollte das schon fast in Erwägung ziehen. Aber bitte welches Welpenfutter&post_type kann man mit Ruhigen Gewissen f7ttern?
Eins mit ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen und Verwendungszweck für Hunde im Wachstum.
Unser Fibs ist 15 Jahre alt und schleppt einige Krankheiten mit sich rum. Wir haben auch schon einige Ausschlussdiäten hinter uns. Aktuell haben wir das Juno Futter mit Fasan und er verträgt es gut. Leider nimmt er nicht zu und durch seine erkrankte Pankreas hat er abgenommen. Wir wollen eigentlich vermeiden, nochmal umzustellen, reicht es Nährstoffe ins Futter zu mischen und evtl. Kohlenhydrate dazuzugeben oder sollte man von JUNO dann besser ganz die Finger lassen? Würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Synthetische Vitamine und Mineralstoffe sind schädlich, nicht nur für Menschen, sondern auch für Hunde. „Bedarfsdeckend“ ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe. Kein Lebewesen dieser Welt rechnet die Nährstoffe seiner Nahrung aus.
Mir scheint, Du hast viel Meinung aber keine Ahnung. Troll Dich gerne woanders durch.