PetFit produziert Nassfutter für Hunde als Alleinfutter ohne Zusatzstoffe und vertreibt es online oder über Berater. Die Zutatenlisten sind offen deklariert, lesen sich halbwegs plausibel und lecker – offenbaren jedoch dem versierten Kunden ganz klare Mängel an essenziellen Nährstoffen. Wie man sie herausfindet und was PetFit dazu meint, beschreibt dieser Artikel.
Inhalt
1. Das PetFit-Versprechen
2. Die PetFit Gourmet-Menüs
3. Das Pansen-Menü im Nachbau
4. Die Analyse-Werte des Herstellers
5. Der Menü-Mix im Nachbau
6. Fazit
7. Update 26.3.2021
1. Das PetFit-Versprechen
Seit 2006 produziert das Familienunternehmen etwas westlich von Bremen in der Lüneburger Heide Hundefutter, vorrangig mit regionalen frischen Zutaten. Das Unternehmen besteht aus etwa 26 Mitarbeitern plus zahllosen Teampartnern als Direktvertriebler. Das Angebot für Hunde umfasst neben den Menüs als Alleinfutter auch Reinfleischdosen sowie Flocken, Gemüse und Öle als Ergänzungsfutter. Zusätzlich gibt es Kauartikel aus Trockentier und gebackene Leckerlis. Dieser Artikel befasst sich mit den Gourmet-Menüs und die Ergebnisse sind in Hannes seinem Futterrechner mit den Hersteller-Angaben hinterlegt.
Die Firma schreibt auf Ihrer Webseite wie folgt:
„Hinsichtlich der Nähr- und Wirkstoffgehalte berücksichtigen wir bei den Rezepturzusammenstellungen die empfohlenen Bedarfswerte der veterinärmedizinischen Fachliteratur, der NRC Studie 2006 und der FEDIAF.“
1. 2. Die PetFit Gourmet-Menüs
Im Angebot befinden sich elf Menüs für ausgewachsene Hunde und eins für Hunde im Wachstum, davon kann das Straußenmenü nur über Beratung bezogen werden. Hier ein Überblick über die sehr offen deklarierten Zutaten:
Produkt | Zusammensetzung | Calcium | Phosphor |
---|---|---|---|
Biomenü | 28% Rinderherz* und Rindfleisch* — 17% Rinderlunge* — 12% Rindernieren* — 8% Rinderleber* — 5% Karotten* — 3,5% Reis-Nudeln* — 0,1% Leinöl* — Mineralstoffe — **aus kontrolliert biologischem Anbau; — Abcert AG: (DE-ÖKO-006) | 0,25% | 0,21% |
Entenmenü | 20% Entenfleisch und –hälse — 15% Hühnerfleisch — 15% Hühnermagen — 14% Hühnerherz — 5% Hühnerleber — 4% Zucchini — 3% Süßkartoffeln — 0,3% Leinöl — Mineralstoffe | 0,30% | 0,25% |
Geflügel-Rindermenü | 13% Hühnerfleisch — 9% Rinderlunge — 8% Hühnerhälse — 8% Hühnermagen — 8% Rinderherz — 8% Rindereuter — 7% Rinderkehlköpfe (ohne Schlund und Schilddrüse) — 4% Rindernieren — 5% Brokkoli — 3% Hirse — 0,2% Leinöl — Mineralstoffe | 0,25% | 0,21% |
Lammmenü | 22% Lammfleisch — 20% Lammpansen, — 18% Lammlunge, — 7% Lammleber, — 4% Reis — 0,2% Leinöl — Mineralstoffe | 0,29% | 0,24% |
Pansenmenü | 67% Rinderpansen — 4% Karotten — 4% Kartoffeln — 0,3% Fischöl — Mineralstoffe | 0,25% | 0,21% |
Powermenü | 22% Rindfleisch u. Kehlköpfe (ohne Schilddrüse), — 10% Hühnerfleisch — 10% Wildfleisch — 10% Lammlunge — 9% Rindereuter — 6% Rinderherz — 5% Hühnerleber — 0,8% Hüttenkäse — 0,2% Leinöl — Mineralstoffe | 0,27% | 0,23% |
Rindermenü | 27% Rindfleisch u. Kehlköpfe (ohne Schlund und Schilddrüse) — 12% Rinderlunge — 12% Rindereuter — 5% Rinderpansen — 5% Rindernieren — 4% Rinderleber — 3% Rinderherz — 4% Kartoffeln — 2% Pastinaken — 0,2% Leinöl — Mineralstoffe | 0,24% | 0,20% |
Spezialmenü | 18% Rindfleisch u. Kehlköpfe (ohne Schilddrüse) — 13% Rinderlunge — 10% Rinderherz — 10% Fisch — 6% Rinderpansen — 5% Rindereuter — 4% Rinderleber — 4% Haferflocken — 0,2% Rapsöl — Mineralstoffe | 0,28% | 0,24% |
Straußenmenü | 51% Straußenfleisch, -herz u. -leber — 6% Karotten — 6% Kartoffeln — 4% Amaranth — 0,2% Rapsöl — Mineralstoffe | 0,24% | 0,20% |
Vitalmenü | 32% Hühnerfleisch u. –hälse — 13% Hühnermagen — 12% Hühnerherz — 10% Hühnerleber — 4% Karotten — 4% Kartoffeln — 0,2% Leinöl — Mineralstoffe | 0,30% | 0,25% |
Welpenmenü | 27% Geflügelfleisch u. –Hälse — 12% Rinderherz und Rindfleisch — 12% Rinderlunge — 10% Rinderkehlköpfe (ohne Schilddrüse) — 4% Rinderleber — 4% Karotten — 4% Kartoffeln — 1% Hüttenkäse — 0,3% Bierhefe — 0,2% Rapsöl — Mineralstoffe | 0,45% | 0,30% |
Wildmenü | 25% Wildfleisch — 12% Rindfleisch u. Kehlköpfe (ohne Schilddrüse) — 12% Rinderlunge — 9% Hühnerfleisch u. -hälse — 5% Rinderherz — 4% Rinderleber — 4% Karotten — 3% Nudeln — Mineralstoffe | 0,28% | 0,23% |
Wie man leicht erkennt, bestehen die Dosen hauptsächlich, also zu etwa 2/3, aus Fleisch und tierischen Nebenprodukten. Ob man nun Kehlköpfe oder Euter verfüttern sollte, möchte ich jetzt nicht diskutieren – sie sind nur in kleinen Mengen enthalten. In jedem Fall ist beim Wild nicht ersichtlich, um welche Tierart es sich handelt.
Der zweitwichtigste Bestandteil ist – wie in der Mehrheit aller Dosenfutter, nicht nur hier: Wasser. Der zugesetzte Anteil ergibt sich aus der Differenz der gelisteten Zutaten zu 100% und liegt zwischen 23 und 29%. Es handelt sich hierbei nicht, wie PetFit behauptet, um „wertvolles, natürlich gebundenes Zellwasser“ – sondern eher um Wasser, das die Dose voll macht.
Dann werden meist je etwa 4% einer Gemüsesorte und einer Stärkequelle hinzugefügt sowie 0,2% Leinöl. Wenige Sorten erhalten Rapsöl, beim Pansenmenü ist es Fischöl.
Die einzig nicht näher definierte Zutat sind Mineralstoffe. Aufgrund der Deklarationslogik als mengenanteilsmäßig absteigende Reihung der Zutenliste dürfen sie keinen größeren Mengenanteil haben als die davor stehende Zutat, also maximal 0,2% oder 2g pro kg Futter. In jeder Beschreibung heißt es dazu: „Durch die Mineralstoffzugabe wird für ein ausgewogenes Calcium : Phosphorverhältnis (1,2 : 1) gesorgt.“ Bei den Sorten Lammmenü, Geflügel-Rindermenü, Vitalmenü und Welpenmenü werden die Mineralstoffe als Calcium(carbonat) deklariert. Ich gehe davon aus, dass dies die abschließende Beschreibung der Mineralstoffe ist und keine weiteren Mineralien, Spurenelemente oder Vitamine zugesetzt werden.
Und spätestens das macht stutzig:
Wie soll denn bitte ein Hund mit beispielsweise 67% Rinderpansen, 4% Karotten, 4% Kartoffeln, 0,3% Fischöl und maximal 0,3% Calcium-Carbonat etliche Monate oder gar Jahre ohne Mangelerscheinungen überleben?
3. Das Pansen-Menü im Nachbau
Wie immer werfe ich in solchen Fällen Hannes Seinen Futterrechner an und baue das Rezept nach mit frischen Zutaten. Es können also noch Garverluste eintreten, die ich hier erst mal außen vor lasse. Es werden Nährstoffgehalte aus dem Bundeslebensmittelschlüssel via ÖNWT gegen den Nährstoffmindestgehalt gemäß FEDIAF (Seite 58) gerechnet. Beide Quellen kann man als Goldstandard der Bedarfsdeckungsrechnung betrachten.
Ich stelle fest, dass der Dosenpansen offenbar fetter ist, als der Küchenpansen und füge einen Teil des Pansens in Form von Rinder-Fett hinzu, bis der Original-Fettanteil erreicht ist – heraus kommt etwas weniger Protein als in der Deklaration.
Ich stelle ferner fest, dass die Kartoffeln und Möhren weniger Kohlenhydrate mitbringen als das Original-Rezept. In der getrockneten Variante bringen sie hingegen mehr als das Doppelte an Kohlenhydrate mit, was noch weiter vom Originalwert entfernt ist und belasse es bei den „Feucht-Ausgaben“.
Als Fischöl nehme ich Heringsöl und füge so viel Eierschale hinzu, bis die deklarierten 240mg Kalzium in 100g herauskommen. Dann fülle ich die Mischung mit Wasser auf 100g auf.
Das Ergebnis liest sich so:
Lebensmittel | Gramm | kJ | Prot | Fett | KH | Faser | Asche |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Rind, Magen frisch | 62,6 | 246.5 | 9.1 | 2.5 | 0 | 0 | 0.3 |
Rind, Fett (Talg) | 4,4 | 152.9 | 0 | 4.2 | 0 | 0 | 0 |
Mohrrübe frisch | 4,0 | 6.5 | 0 | 0 | 0.3 | 0.1 | 0 |
Kartoffeln geschält gegart | 4,0 | 12.2 | 0.1 | 0 | 0.6 | 0 | 0 |
Heringsöl | 0,3 | 11 | 0 | 0.3 | 0 | 0 | 0 |
Eierschale | 0,6 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0.2 |
Wasser | 24,1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Summe | 100.0 | 429.1 | 9.3 | 7.1 | 0.9 | 0.2 | 0.6 |
Originaldeklaration | 100.0 | 460.0 | 10.0 | 7.0 | 2.2 | 0.4 | 2.4 |
Abweichung | 0 | -30.9 | -0.7 | +0.1 | -1.3 | -0.2 | -1.8 |
Ich finde den Faseranteil sehr gering. Bei Lebensmitteln sind nämlich nicht Rohfaser-Werte angegeben, sondern die Ballaststoffe. Selbst bei den getrockneten Möhren und Kartoffeln kam ich der Originaldeklaration nicht wirklich nahe. Auch der ausgewiesene Mineralstoffgehalt ist nicht erreichbar. Insgesamt ist der Energiegehalt geringer als vorgegeben wegen des etwas geringeren Protein- und Kohlenhydratgehalts.
Nun verfüttere ich diese Mischung rechnerisch an einen Durchschnittshund: Ausgewachsen, 15kg schwer, normal aktiv mit einem Energiebedarf von 3,1MJ pro Tag. Dazu skaliere ich die Mischung auf 728.5g und schaue mir die Bedarfsdeckung an.
Es erstaunt überhaupt nicht, dass alle Aminosäurenbedarfe mehr als gedeckt sind, wenn fast die doppelte empfohlene Proteinmenge gereicht wird. Offensichtlich liefert Pansen ein nicht gerade hochwertiges Protein, da der Gehalt an Methionin & Cystein (MC) mit 20% über Soll liegt, während das Protein um 80% darüber liegt.
Auf der übrigen Mikronährstoff-Seite sieht es übel aus!
Das krasse Missverhältnis von 4,24:1 bei Calcium:Phosphor ist nicht verwunderlich, da Pansen eben kaum Phosphor enthält und der 15kg-Hund schon mit gut 3g Eierschale genügend Calcium erhält. Lediglich Natrium, Chlorid und Eisen sind gedeckt – Phosphor, Kalium, Magnesium, Kupfer, Jod, Mangan und Zink sind es nicht – zu Selen gibt es keine Angaben im Bundeslebensmittelschlüssel. An Vitaminen kommt lediglich ausreichend ß-Carotin aus den Karotten, das zu Retinoläquivalenten in Vitamin A umgerechnet ist, sowie gigantische Niacinmengen (Vitamin B3) aus dem Pansen – alle übrigen Vitamine sind praktisch nicht enthalten. Im Bild nicht dargestellt: Linolsäure – vorrangig erforderlich für die Hautgesundheit – ist zu gerade mal 20% gedeckt.
4. Die Analyse-Werte des Herstellers
Auf meine Bitte, Analysewerte zu den Gourmet-Dosen zu erhalten, bekam ich vom Vertriebsleiter diese Antwort:
„Pet-Fit ist ein Naturprodukt. Bei natürlichen Produkten beim Metzger oder in einem Obst und Gemüseladen werden Sie keine Analyse finden, weil das bei einer Abwechslungsreichen Ernährung nicht notwendig ist. Auch wir empfehlen unbedingt nicht einseitig nur ein Produkt zu reichen, sondern 3 bis 5 unterschiedliche Menus., damit Ihr Hund oder Katze alles notwendige erhält. Das ist unsere Philosophie.“
In der Tat bekomme ich beim Metzger oder am Gemüsestand keine Analysedaten. Das ist auch nicht erforderlich, weil mir weder der Metzger noch der Gemüsehöker sein Produkt als Vollnahrung verkauft und ich mich selber darum kümmern muss, meinem Körper alle Nährstoffe zuzuführen, was er so braucht. Zusätzlich sind die Rechengrundlagen für küchengängige Lebensmittel bis hin zu Industriefutter für Menschen öffentlich zugänglich, so dass jeder Mensch seine eigene Ernährung nachrechnen könnte, wenn er wollte. Z.B. mit dem Nährwertrechner
Hier wird mit der Deklaration Alleinfutter hingegen rechtsverbindlich versprochen, dass ich meinem Hund lebenslang außer dieser einen Dose nichts weiteres füttern muss und Hund trotzdem keinen Mangel leidet.
Das ist der wesentliche Vorteil von Fertig-Alleinfutter gegenüber selbst zubereiteter Nahrung: Man darf sich mit Fug und Recht darauf verlassen, dass ein Alleinfutter-Hersteller genau die Zutaten in das Futter mischt, die erforderlich sind, um alle Nährstoffbedarfe zu decken. Man darf die Verantwortung abgeben.
Falls es keine Vollanalyse des Herstellers gibt, kann man selber eine machen lassen (wofür ich als Privatperson kein Geld ausgeben würde) – oder eben den Nährstoffgehalt auf der Grundlage veröffentlichter Werte für die Inhaltsstoffe selber berechnen. Dies ist die ganz offizielle Empfehlung des Standardwerkes Klinische Diätetik für Kleintiere – der rechnerische Nachbau ist eine valide Evaluierung des Nährwerts eines Fertigfutters.
Fatal, wenn der Nachbau des als Alleinfutter deklarierten Futters dann so krass versagt, wie das Gourmet-Pansenmenü von PetFit.
Erstaunlich ist allerdings, dass die Firma PetFit, wie eingangs erwähnt, Wert legt auf tierärztliche Beratung und wissenschaftliche Erkenntnisse und darüber hinaus offensichtlich den Unterschied zwischen Allein- und Ergänzungsfuttermitteln kennt und entsprechende Ergänzungsfutterlinien aus Reinfleischdosen, Gemüseflocken und Ölen anbietet. Und dennoch bieten sie diese Dose als Alleinfuttermittel an!
Prädikat #pseudoalleinfuttermittel redlich verdient!
5. Der Menü-Mix im Nachbau
Nun gut. Ich habe mir bewusst das offensichtlich ungeeignetste Produkt aus dem Angebot ausgesucht. Dann schauen wir mal, ob ein Bausatz aus sogar sechs PetFit-Gourmet-Sorten auf wundersame Art zum Alleinfutter taugen könnte.
Ich baue also zusätzlich die Sorten Bio, Ente, Lamm, Spezial und Vital nach, wie in Kapitel 3 beschrieben. Aus Platzgründen spare ich die gesamte Herleitung und weise nur auf Hilfskonstrukte hin, der Rest kann von jedermann in Hannes seinem Futterrechner nachvollzogen werden:
- Die Hauptzutaten sind durchweg zu fettarm im BLS und wurden zu geringen Teilen durch Fett der jeweiligen Tierart ersetzt.
- Anstelle von Reisnudeln in der Sorte Bio habe ich Reis verwendet.
- Als Hühnerfleisch in den Sorten Ente und Vital und habe ich das von Hühnerschenkeln verwendet.
- Anstelle von Lunge und Pansen vom Lamm habe ich das vom Schaf verwendet.
- Als Fisch in der Sorte Spezial habe ich hälftig Kabeljau (für Jod) und Hering für Vitamin D unterstellt.
- Anstelle von Rinder-Kehlkopf in der Sorte Spezial habe ich Rinder-Knorpel verwendet
Diese Sorten verfüttere ich einzeln und als Mischung zu gleichen Teilen rechnerisch an den oben bereits beschriebenen 15-kg-Hund und schaue mir die Bedarfsdeckung an. Hier verkürzt die defizitären Nährstoff-Kandidaten im Ampel-Tableau:
PetFit-Gourmet-Menüs für 15kg Hund mit 3126kJ Energiebedarf
Nährstoff | Einheit | Bedarf | Bio | Ente | Lamm | Pansen | Spezial | Vital | Mittel |
Menge | 595 | 658 | 573 | 729 | 591 | 665 | 630 | ||
Phosphor | g | 0,84 | 0,89 | 1,45 | 0,57 | 0,44 | 1,18 | 1,66 | 1,03 |
Magnesium | g | 0,15 | 0,06 | 0,13 | 0,06 | 0,07 | 0,12 | 0,13 | 0,11 |
Kupfer | mg | 1,52 | 2,50 | 0,85 | 3,72 | 0,58 | 1,48 | 0,86 | 1,74 |
Jod | mg | 0,23 | 0,06 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,06 | 0,00 | 0,03 |
Mangan | mg | 1,22 | 0,48 | 0,39 | 0,46 | 0,51 | 1,30 | 0,53 | 0,62 |
Zink | mg | 15,24 | 9,76 | 8,09 | 10,02 | 11,58 | 8,63 | 10,37 | 9,71 |
Linolsäure | g | 2,74 | 1,07 | 7,23 | 1,55 | 0,58 | 1,42 | 7,64 | 3,16 |
Vitamin D | µg | 2,90 | 2,26 | 0,46 | 0,23 | 0,00 | 8,69 | 0,86 | 2,17 |
Vitamin E | mg | 7,60 | 1,78 | 2,63 | 1,72 | 1,17 | 2,36 | 1,99 | 1,91 |
Vitamin B1 | mg | 0,46 | 0,95 | 0,99 | 0,52 | 0,07 | 0,65 | 0,73 | 0,64 |
Tatsächlich ist in der Mischung genügend Phosphor enthalten – aufgrund des großzügigen Calcium-Zusatzes ist das CA:P-Verhältnis aber deutlich höher als 1:2. Ebenfalls ausgeglichenüber die Mischung wird die Linolsäure durch die Sorten, in denen anstelle von Leinöl das Rapsölzugegeben wird. Selbst Kupfer wird über die Lammleber vermutlich in der Mischung ausgeglichen, während Hühnerleber als Kupferquelle völlig unbrauchbar ist.
Die Nährstoffe Magnesium, Jod, Mangan, Zink, Vitamin D und Vitamin E kommen in der Mischung definitiv zu kurz. Dabei werden Jod, Vitamin E, Zink und Magnesium in keiner der sechs Dosen gedeckt. Immerhin wird in der Spezial-Dose Vitamin D durch den Hering und Mangan durch Haferflocken gedeckt – nicht ausreichend für die Gesamt-Mischung.
Hinsichtlich Mengen- und Spurenelementen sowie fettlöslicher Vitamine sind durch das Dosengaren keine Kochverluste zu erwarten, denn das reichlich zugefügte Wasser nimmt die ausgetretenen Substanzen auf und wird mit verfüttert. Anders ist das bei den wasserlöslichen B-Vitaminen: Hier gehen tatsächlich Vitamine kaputt. Bis zu 50% können effektiv verloren gehen (Siehe hier), daher sollte mindestens die doppelte Bedarfsmenge in den rohen Zutaten enthalten sein, um Bedarfsdeckung in der Dose gewährleisten zu können. Dies ist für Vitamin B1 nicht durchgängig der Fall – bei den übrigen B-Vitaminen ist der „Pansen-Fauxpax“ tatsächlich über die Mischung ausgleichbar.
6. Fazit
Wir haben gesehen, dass keine der betrachteten Gourmet-Menü-Nachbauten für sich alleine bedarfsdeckend gemäß der gängigen Literaturempfehlungen formuliert wurde. Wir haben auch gesehen, dass ungerichtete Abwechslung unausgewogener Menüs mitnichten zu einer ausgewogenen Ernährung führt. Selbst gezielte Abwechslung innerhalb der Gourmet-Menüs deckt das Gesamtspektrum der Nährstoffe nicht ab.
Generell ist bekannt, dass beim Hundefutter aus natürlichen Zutaten
- Vitamin D aus Lebertran oder Fettfisch – aber nicht aus Fleisch & Pflanzen – gedeckt werden kann.
- Vitamin E mit reichlich Weizenkeimöl, Hanföl, Süßkartoffeln o.ä. – aber nicht aus tierischen Zutaten – gedeckt werden kann.
- Linolsäure in vielen Tierfetten und in Leinöl defizitär ist – aber reichlich in Pflanzenölen wie Weizenkeim-, Sonnenblumenkern- oder Rapsöl, vorhanden ist.
- Jod mit Labor-analysierten Seealgen namens Ascophyllum Nodosum kontrolliert dosiert werden kann
- Mangan über Getreide oder Ölsamen – aber nicht aus Fleisch und Gemüse – gedeckt werden kann.
- Magnesium in vielen Samen enthalten – aber in vielen Tiersorten und -teilen defizitär ist.
- Kupfer über Lamm- oder Rinderleber – aber nicht über Hühnerleber – gedeckt werden kann.
- Zink in keinem Lebensmittel hinreichend vorkommt.
Nun dürfte man bei einem Hersteller, der über sich selbst schreibt, unter tierärztlicher Anleitung alle aus der Fachliteratur bekannten ernährungsphysiologischen Anforderungen an die Nahrung von Hunden zu berücksichtigen wirklich erwarten, dass diese Basics auch in jede einzelne Dose passen. Und ein Mini-Zusatz von Labor-grown-Zink könnte wirklich erwartet werden.
Basierend auf einer ausgewogenen Formulierung kann dann der Hundebesitzer fröhlich zwischen den Sorten wechseln und allerlei Tierarten und Gemüsesorten durchprobieren.
Ohne diese grundlegenden Komponenten kann Mensch noch so viel Abwechslung reinbringen: Mangels Vitamin E, Jod, Mangan und Zink sowie wahrscheinlich Vitamin D und Kupfer werden garantiert nach spätestens drei Jahren Probleme auftreten, die in einer Odyssee durch Tierarztpraxen endet. Aus diesem Grund ist die Deklaration „Alleinfuttermittel“ auf jeder dieser Dosen eine Verbrauchertäuschung.
Als Ergänzungsfuttermittel deklariert könnte der unkundige Verbraucher wenigstens erahnen, dass er sich selber um Bedarfsdeckung kümmern muss. Der Unterschied zwischen den Arten der Futtermittel ist der Firma bekannt – schliesslich produzieren sie ebenfalls Ergänzungsfuttermittel.
7. Update 26.3.2021
1,5 Jahre nach Erscheinen dieses Artikels wurde ich tatsächlich per Einschreiben mit Rückschein aufgefordert, die Screenshots von der Seite zu entfernen und die Inhalte über PetFit von meiner Seite zu entfernen.
Der Bitte nach Bildentfernung komme ich gerne nach – ansonsten beschreibt dieser Artikel begründete Zweifel an der Zweckeignung dieser Produkte als Alleinfuttermittel. Immerhin ist dieser Zweifel in diesem Artikel ausführlich begründet mit Daten aus dem Bundeslebensmittelschlüssel, der hinreichend genau ist, um den Ernährungsstatuts der bundesdeutschen Bevölkerung zu beurteilen.
Die Referenz FEDIAF wird nach eigener Darstellung von PETFit sogar anerkannt. Es werden keine Aussagen über den Nährstoffgehalt der Produkte getroffen sondern über den Nährstoffgehalt der Nachbauten aus den Herstellerangaben. Eine nachvollziehbare Erklärung des Herstellers, wie Bedarfsdeckung mit den Zutaten in diesen Produkten erzielt werden kann, liegt mir ebenso wenig vor wie eine Laboranalyse.
Zweifel kann man per Einschüchtigung übrigens eher verstärken als ausräumen!