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Kupfer in den Hund

Kupfer

Ein paar unfertige Überlegungen zu Cashews und Hagebutten als Kupferquelle in der Hundeernährung mit der Bitte um sachdienliche Hinweise.

Worum geht’s?

Kupfer ist ein Metall, das Mensch und Hund in Spuren, also geringen Mengen, unbedingt in Enzymen benötigt für die zelluläre Sauerstoffverwertung (Atmungskette), Neutralisation von freien Radikalen, für den Eisenstoffwechsel und die Blutbildung, Synthese von Bindegewebe, des Pigments Melanin und neuroaktiven Peptidhormonen.

Der Hund braucht relativ zum Energiebedarf ungefähr die dreifache Menge Kupfer, die ein Mensch braucht. Das kriegt man über Leitungswasser aus Kupferrohren oder Spuren in Milch nicht gedeckt. 

Die Fertig-Futterhersteller lösen diese Aufgabe durch Zugabe von Kupfer als Carbonat- oder Gluconat- Verbindung. Die BARFer oder Selberkocher lösen dies üblicherweise über Verfütterung von Leber, wobei die vom Lamm mit 7mg/100g die höchste Konzentration aufweist und die vom Huhn mit nur 0,3mg/100g daherkommt – meist wird wohl gut verfügbare Rinderleber mit gut 3mg/100g verfüttert. 

Hannes bekommt kein Fertigfutter und mit kupferbedarfsdeckenden Lebermengen geht immer ein absurd hoher Vitamin-A Anteil einher, den ich gerne auf ein Normalmaß reduzieren würde. Zudem finden sich in der Leber möglicherweise auch erhöhte Konzentrationen von Schadstoffen, die das zu verfütternde Tier über sein Leben so zu sich genommen hat. Die sollen auch nicht übermäßig in den Hund.

Cashews

Kürzlich habe ich Cashews nicht nur für mich, sondern auch für Hannes als lecker entdeckt. 100g enthalten 2,1mg Kupfer. Das ist mehr als in Rinderleber und deckt beinahe 90% Tagesbedarf eines 30kg-Hundes wie Hannes. Seitdem bekommt er täglich etwa 30g gemahlene Cashews. Zusätzlich wöchentlich noch etwas Leber – so dürfte sein Kupferbedarf wohl gedeckt sein und damit die Vitamin-A- und Schadstoff-Menge reduziert sein.

Phytinsäure in Lebensmittelgruppen
Bildquelle: https://blog.paleosophie.de

Dachte ich – bis zu einer Phytat-Diskussion in einer Facebook-Gruppe. Danach forschte ich mal nach, ob denn auch Cashews Phytinsäure enthalten und womöglich die Kupfernutzung für den Hund unmöglich macht. Ich fand: Nüsse haben den höchsten Phytinsäuregehalt innerhalb der verschiedenen Samen. Und anders als beim Getreide findet die sich nicht in den entfernbaren Schalen, sondern mitten im Samen, also dem Cashew-Kern (streng genommen sind das gar keine Nüsse). Da nützen Wässern, Keimen oder Fermentieren gar nix zum Entschärfen.

Und ja, Cashews enthalten ungewöhnlich viel Phytinsäure, auch unter den Nüssen:

Phytinsäure in Nüssen
Bildquelle: https://blog.paleosophie.de

Was macht jetzt Phytinsäure genau?

Phytinsäure bindet Mineralien und macht sie unverfügbar für den menschlichen wie tierischen Organismus. Neben Kupfer ist u.a. auch Eisen, Magnesium, Kalzium, Zink betroffen. Das ist ziemlich blöd, denn gerade Samen enthalten hohe Konzentrationen dieser wichtigen Nährstoffe. 

Körnerpicker wie Vögel oder Nagetiere haben dagegen spezielle Enzyme, nämlich Phytasen, die diese Bindung knacken können. Menschen und Hunde produzieren diese Enzyme nicht. Viele Samen wie Getreide liefern hingegen die Phytase direkt mit – sie werden wirksam bei der Keimung: Nach Wasserzufuhr werden sie aktiv, deaktivieren die Phytinsäure und machen die gebundenen Nährstoffe auch den Nicht-Körnerpickern zugänglich. Briten machen sich diesen Mechanismus beispielsweise im Porridge zu Nutze.

Welche Stoffe beeinflussen die Kupferaufnahme?

Proteine und bestimmte Präbiotika, wie z. B. kurzkettige Frukto-Oligosaccharide und Inulin, fördern die Kupferresorption. Ascorbinsäure, Zink, Phytat, NaFeEDTA und Polyphenole dagegen scheinen die Kupferresorption nicht zu beeinflussen. Ob Eisen einen negativen Einfluss auf die Kupferresorption hat, ist noch unklar. Diese Aussage gilt zunächst für den Menschen, lässt sich aber durchaus auf den Hund als Monogastrier übertragen. Also eine gute Nachricht.

Können Cashews verdaut und kann Kupfer aus Cashews vom Hund resorbiert werden?

Gemeinhin wird angenommen, pflanzliche Stoffe könnten vom Hund schlecht verwertet werden, besonders schlecht kommen dabei Stoffe aus Samen weg. 

Unterstellen wir, dass die Pflanzenverdauung des Hundes sich im wesentlichen von der Menschenverdauung nur dadurch unterscheidet, dass der Hund (nicht nur) Samen beim Kauen weder mahlt noch beim Einspeicheln mit Amylase durchsetzt, so kann einfaches Mahlen vor der Verfütterung von Cashews schon den ersten Unterschied auflösen. 

Gehen wir ferner davon aus, dass die meisten Hunde – insbesondere ursprünglich aus agrarlastigen Gegenden wie Europa stammende Rassen – die Amylase zwar später in der Verdauung, aber durchaus ausreichend einsetzen. Somit ist die Pflanzenverdauung der Hunde nicht viel anders als die des Menschen.

Konkret wurde die Kupferresorption aus Cashews in vitro mit einer Löslichkeit von 90% und einer Aufnahme von 83% ermittelt, so dass davon ausgegangen werden kann, dass 75% des in Cashews enthaltenen Kupfers gastrointestinal aufgenommen werden kann. Ich gehe jetzt erst mal davon aus, dass Hund Kupfer aus Cashews resorbieren kann.

Hagebutten

Hannes ist den Sommer über auf unseren Spaziergängen zum Selbstversorger geworden. Nun ist es so, dass nach der Beerensaison mit Johannisbeeren, Himbeeren, Blaubeeren und Brombeeren nichts mehr kommt, außer Hagebutten. Er suchte immer noch die Büsche ab. Da kam ich auf die Idee, ihm mal eine Hagebutte zu pflücken. Er hat sie begeistert gefuttert und begonnen, sie selbst zu ernten. Und ich wollte wissen, was drin ist.

Hagebutten wachsen am Wegesrand – sind also umsonst verfügbar. Und sie bleiben den ganzen Winter am Strauch hängen, so dass sie uns noch lange Spaß machen.

Sie sind nach der Acerola-Kirsche das Vitamin C-reichste Obst überhaupt: 100g Hagebutten enthalten 1,25g Vitamin C. Darüber hinaus findet sich auch 1,8mg Kupfer darin. Theoretisch können also etwa fünf große Hagebutten (ca. 30g) bereits 20% des Kupferbedarfs eines 30kg-Hundes decken. 

Als Ergänzung oder gesundes Leckerli zwischendurch durchaus eine Überlegung wert. Allerdings kommen die Kerne unverdaut hinten aus dem Hund wieder raus und die Hinterlassenschaften sind lustig weiß getupft. Wenn ich die Hagebutten zusammen mit Hannes seinem Gemüse im Mixer schreddere, bleiben die Kerne auch ganz. Was, wenn das ganze gute Kupfer in den Kernen steckt, wie bei den Cashews?

Hagebutte
Quelle: de.wikipedia.org

Google war bei der Suche nach einer plausiblen Antwort auf diese Frage leider nicht mein Freund. Immerhin gibt es Hinweise, dass in den Kernen gute Stoffe u.a. zur Behandlung von Steinleiden, Harnwegserkrankungen sowie rheumatischen Beschwerden stecken und im Fruchtmark das Vitamin C. 

Das mit den Steinleiden ist schon mal nicht verkehrt für uns, hatte Hannes doch schon Struvit- und Cystinsteine. Wie viel da an der Volksheilkunde dran ist, werde ich nie erfahren, denn ich werde jetzt nicht anfangen die Kerne aus dem Mark zu lösen, um sie dann noch zu mahlen. So weit geht die Liebe doch nicht.

Und dann fand ich doch endlich die Lösung auf diese Frage: Im Nährwertrechner gibt es nicht nur die Hagebutte an sich, sondern auch die Hagebutte mit Küchenabfall. Da sind 100g abzüglich des “Küchenabfalls” nur noch 63g analytische Bestandteile. 

Ich folgere daraus: der Küchenabfall besteht aus den Kernen. Die verbleibenden 63g Fruchtmark und Schale enthalten noch 1,17mg Kupfer, was etwa 63% des Kupfers in 100g Hagebutte ohne Küchenabfall entspricht. Also steckt das Kupfer im Hagebuttenmark.

Natürlich will ich den Hund nicht mit Vitamin C schwemmen – aber ich werde ihn weiter ermutigen, im Vorbeigehen Hagebutten zu ernten und gelegentlich auch welche in seine Gemüsepampe schreddern. Dann allerdings eher als Antioxidans bei entzündlichen Prozessen denn als Kupferquelle.

Veröffentlicht unter Nährstoffe

3 Kommentare

  1. Saskia

    Huhu,

    Vielen Dank für den tollen Artikel. Vor der Kupfer-Frage stehe ich momentan auch, da die Kupferzusätze und Innereien nicht vertragen werden.

    Habe ich Sie richtig verstanden, dass es ausreicht, wenn man die Cashew Kerne in einer Kaffeemühle schreddert, um die Resorption zu gewährleisten? Oder sollte man sie zusätzlich noch wässern?

    Die große Suchmaschine begründet beide Richtungen.

    Viele Grüße von der Nordsee,

    Saskia

    • Hannes Sein Frauchen

      Hallo Saskia und Sam,

      ich kann die Frage nicht wirklich zuverlässig beantworten. Wenn die üblichen Zutaten/Zusätze nicht vertragen werden, ist es zumindest einen Versuch wert.

      Die Erfahrung mit Hannes hat gezeigt, dass nach 1 Jahr teilweiser Cashew-Fütterung das schwarze Fell einen leichten Rotstich aufwies. Für mich ein Zeichen, dass er nicht genügend Kupfer aufgenommen hat.

      Ob es nun daran lag, dass weniger Kupfer als angenommen in den Kernen war – oder ob die Phytinsäure die Aufnahme verhindert hat, kann ich nicht beurteilen. Das Wässern der Cashews kann zumindest helfen, die Phytinsäure abzubauen – ob eine Keimung möglich ist, weiß ich auch nicht, aber das wäre die zuverlässigste Methode.

      Die Hagebutten hingegen futtert er immer noch hingebungsvoll den ganzen Herbst und ich rechne die saisonal in den Futterplan ein.

      Wegen Verträglichkeit der üblichen Zusätze eine Idee meinerseits ins Blaue: Napfcheck hat ein Komplett-Pulver namens Novomineral Organics im Programm, das Spurenelemente in organischer (Chelat-)Form enthält. Möglicherweise verträgt Sam das? Damit hätte man zumindest eine gesicherte Zufuhr der Nährstoffe. Einfach mal bei Napfcheck nachfragen!

      Beste Grüße, Bettina.

  2. Alicia

    Hallo!
    Julia Fritz schreibt auf Seite 48 in ihrem Buch Hunde barfen zum Thema Phytinsäure … „Ein entscheidender Einfluss von in pflanzlichen Futtermitteln enthaltener Phytinsäure auf die Fütterung unserer Hunde lässt sich ausschlie­ßen. … ein etwaiger Gehalt an Phytinsäure im Futter ist somit nicht von praktischer Relevanz.“

    Wie ist das zu beurteilen?

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