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Kreative Analysen

Bont Produktsortiment

Von originellen Analysewerten auf Hundefutter-Packungen und der Geduld von Papier am Beispiel Bont

Ich rate dringend, bei der Auswahl von Hundefutter und Knabberzeugs die Analysewerte grob nachzurechnen und zu hinterfragen, denn manche Angaben sind entweder ausgewürfelt oder schlichtweg erfunden!

Inhalt
1. Worum geht’s?
2. Der reine Wels in Dosen
3. Der Wels in der Küche
4. Der Wels an Kartoffeln
5. Der Wels mit Huhn
6. Inhaltsstoffe oder Zusatzstoffe?
7. Getrockneter Wels als Kauprodukt
8. Andere trockene Tiere
9. Und was haben wir nun gelernt?

1. Worum geht’s?

Als Hannes bei mir einzog, wurde er praktisch mit Trockenfutter ausgeliefert. Das bekam er, bis er aus dem Welpenfutter rausgewachsen war. Dann begab ich mich auf die Suche nach einem Nachfolgefutter und verbrachte einen halben Tag im Fressnapf mit dem Studium von Deklarationen. Notgedrungen nahm ich einen Futtersack mit und beschloss, Hannes künftig mit frisch zubereitetem Futter aus echten Lebensmitteln zu ernähren – denn er sollte sich nicht hauptsächlich aus Mais, Soja, Getreide und Spuren von bis zur Unkenntlichkeit verarbeiteten tierischen Substanzen ernähren. 

Das wäre das Ende unserer Befassung mit Fertigfutter gewesen, wenn ich jetzt nicht Hannes seinen Futterrechner auch für die Mehrheit der Fertigfutter- und Mischfütterer sinnvoll nutzbar machen wollte. Also beschloss ich, auch Fertigfutter in die Datenbank aufzunehmen und begab mich in den örtlichen Landmarkt zur Marktanalyse. Nach einer Stunde hatte ich fast alle Hundefutterpackungen abfotografiert und schaute mir das zu Hause genauer an, um die Angaben in die Datenbank zu übertragen. Schon bei der ersten fotografierten Dose wurde ich stutzig. Das zog sich durch fast alle Angaben des Herstellers auf Dosen – aber auch auf allerhand Trockenzeug. 

Schaut selbst!

2. Der reine Wels in Dosen

Die erste Dose. Marke Bont, Linie “Bestes vom Land”, Produkt “Wels”. 

Bont Wels Superpremium-Monoprotein
Bont – Superpremium-Monoprotein Wels

Superpremium-Monoprotein – was auch immer “superpremium” sein soll – es ist reiner Fisch in Dosen, der wurde hier in Deutschland aufgezogen ohne Antibiotika. Deklariert als Ergänzungsfuttermittel. Liest sich erst mal so, als ob man das füttern kann, auch wenn man kein Freund von Fertigfutter ist.

Wels ist mir als Speisefisch nicht so geläufig, auch als Hundefutter nicht. Was nun genau “afrikanischer Wels” ist, erschließt sich mir auch nicht direkt, aber Wikipedia hilft weiter. 

Drin sind also Fleischabschnitte, Köpfe und Karkassen. Also das, was Hund zuhause auch von meinem Fisch kriegen würde.

81% Wasser. Ganz schön nass, denke ich. Proteingehalt, Fettgehalt – ist ziemlich (!) mau aber denkbar, denke ich. Ein Aschegehalt, der sich auf fast die Hälfte des Proteingehalts beläuft, ist schwer vorstellbar. Dann müsste der Fisch – oder die Teile von ihm, die in die Dose wandern – fast ausschließlich aus Knochen bestehen, denn Knochen an sich bestehen etwa zu 45% aus Wasser, 25% aus Protein, 10% aus Fett und bis zu 25% aus Asche. 

Da Fische keine tragenden Knochen brauchen (sie müssen ja nicht laufen), dürfte der Aschegehalt aufgrund geringerer Mineralisierung im Fischknochen deutlich geringer sein. Zusätzlich wird der Wels als “natürlich grätenfrei” angepriesen. Sehr seltsam. Und dann enthält der Fisch, ein Raubfisch (!), 0,2% Rohfaser. Rohfaser ist weitgehend nur das Zellgerüst von Pflanzenzellen. Wie sollen die in Fleisch, Köpfe und Karkassen von Raubfischen kommen?

Rechnet man diese abstrusen Angaben einmal mit Hannes seinem Fertigfutter-Rechner auf die Trockenmasse um, so sind mehr als 17% des Nicht-Wassergehalts in dem Fisch Mineralstoffe oder Asche und knapp 9% pflanzlicher Anteil in Form von Faser und Kohlenhydrate! Wollte man den Hund alleine damit ernähren (was unsinnig ist), bräuchte er täglich fast vier! von den 400g-Dosen:

Bont Wels-Dose Menge für Hannes im FeFu-Rechner
Der Wels in Dosen als Trockensubstanz und Mengenbedarf bei Alleinfütterung

3. Der Wels in der Küche

Dann schlagen wir mal den Wels im Bundeslebensmittelschlüssel nach:

Wels im Bundeslebensmittelschlüssel
Wels im Bundeslebensmittelschlüssel

Im rohen Zustand besteht er zu 72,4% aus Wasser, zu 15,3% aus Protein, zu 11,3% aus Fett und zu 1% aus Mineralstoffen bzw. Asche. Es sind gar keine Ballaststoffe und schon gar keine unlöslichen enthalten, nicht mal im Milligrammbereich. 

Beim Garen tritt Wasser aus, so dass die übrigen Bestandteile konzentriert werden. Das ist jetzt mal unerheblich, weil der Fisch ja in der Dose gegart wird und das Wasser somit nicht verdampft, sondern zur Brühe wird. Allerdings wird das Wasser dabei auch nicht mehr, so dass der Dosengehalt von 81% nur unter Zugabe von Wasser möglich ist. So viel zu “100% reiner Fisch”. Das bezieht sich auf das schiere Fleisch. 

Zusätzlich besteht der Fisch auch aus Haut, Knochen und Organen, die als “Küchenabfall” gelten. Zumindest Schädel, Hirn, Augen und das Gerippe sind definitiv in überproportionalem Anteil zum normalen Tiergehalt in der Dose drin. Vergleicht man nun den gegarten Wels im Fischzuschnitt mit dem “essbaren” Anteil aus dem ganzen gegarten Fisch mit Küchenabfall, kann man daraus ableiten, dass 48% des Wassers, 55% des Proteins, 55% des Fetts und 60% der Asche im Fleisch stecken. Einen Aschegehalt von über 3% in den mit Wasser verdünnten Fisch zu bekommen, ist nicht möglich. Auch nicht mit Karkassen und Köpfen. 

Skurril? Das war erst der Anfang!

4. Der Wels an Kartoffeln

Es geht noch besser weiter!

Die zweite Dose. Marke Bont, Linie “Bestes vom Land”, Produkt “Wels mit Kartoffel und Petersilie”. 

Direkt neben dem lustigen reinen Wels in der Dose stand dann der Wels mit Kartoffeln und Petersilie und Brühe:

Bont Wels mit Kartoffeln und Petersilie
Bont – Wels mit Kartoffel und Petersilie

Ist jetzt die Brühe als fertige Brühe mit hauptsächlich Salz und einigen Gewürzen und Gemüse hinzugegeben worden oder ist einfach 100g Wasser in die 400g-Dose gekippt worden, welches dann die beim Garen austretenden Bestandteile aufnimmt und somit Geschmack und Konsistenz von Brühe bekommt? Man weiß es nicht. Ich gehe von Leitungswasser aus.

Jetzt ist im Vergleich zur eben betrachteten Reinfischdose nur noch weniger als die Hälfte vom Wels drin und stattdessen 28% Pflanzen und 25% Wasser hinzugefügt worden. Dadurch ist nicht nur der Wassergehalt in der Dose gesunken, sondern auch der Rohfasergehalt ist geringer – während der Proteinanteil gestiegen ist. Darüber hinaus steigern das zugefügte Wasser und die Kartoffeln – oder ist es gar die Petersilie? – auch noch den ohnehin absurd hohen Aschegehalt!

Völlig logisch, oder? Ironie off!

Damit dieser Logikbruch nicht direkt erkennbar ist, werden die Prozentangaben gegen g/kg getauscht. Da wirken die Zahlen gleich viel größer!

5. Der Wels mit Huhn

Jetzt gackern die Hühner!

Die dritte Dose. Marke Bont, Linie “Bestes vom Land”, Produkt “Wels/Hähnchen mit Dinkelflocken, Pastinaken, Zucchini”. 
In der nächsten Dose ist nur noch 26% Wels drin, dafür 31% Hähnchen. Die 25% Wasser (Brühe) bleiben und der Gemüseanteil wird reduziert auf 18%:

Wels/Hähnchen mit Dinkelflocken, Pastinaken, Zucchini
Bont – Wels/Hähnchen mit Dinkelflocken, Pastinaken, Zucchini

Was passiert? Die Rohfaser aus dem Gemüse ist komplett weg. Der Aschegehalt sinkt, obwohl man doch mit Hühnerhälsen, -karkassen und -flügeln glaubwürdig und reichlich Mineralstoffe einbringen könnte!
An sich schätze ich ja offene Deklarationen – das ermöglicht es, nachzurechnen, ob alle Nährstoffbedarfe gedeckt sind. Hier tu ich es mal. Der Dose ist nicht zu entnehmen, ob der Inhalt als Allein- oder Ergänzungsfuttermittel anzusehen ist.
Bauen wir erst mal 1.000g von dem Futter mit Hannes seinem Futterrechner nach:

Lebensmittelg/TagkJ/TagProtFettKHFaserAsche
Dinkel ganzes Korn roh20291301220
Huhn, Hals mit Kn. o.Haut310208659310019
Pastinake frisch5013610611
Wasser250000000
Wels frisch26017634029003
Zucchini frisch11010520311
Summe100043811056021424

Wir finden die angegebenen 24g Asche (allerdings hauptsächlich im Hühnerhals, der zur Hälfte aus Knochen besteht) und die 60g Fett wieder. Der Proteingehalt fällt deutlich höher aus als angegeben und es finden sich 4g Ballaststoffe.

Bedarfsdeckung in % 83Energie167Protein316Fett100% Gewicht der Menükomponenten Fisch26%Fleisch31%Gemüse16%Samen2%Zusätze25% Gewicht der Makronährstoffe Prot49%Fett28%KH10%Faser2%Asche11% Energie der Makronährstoffe Prot40%Fett52%KH8%
Makronährstoffverteilung im Nachbau der Wels/Huhn-Dose

Mit 1.000g von dem Nachbau-Futter decken wir 83% von Hannes seinem täglichen Energiebedarf.

Im Rezept sind die Zutaten in roher Form enthalten, während sie in der Dose gegart vorliegen. Da aber der größte Teil des Nährstoff-“Schwunds” beim Garen in die reichlich vorhandene “Brühe” übertritt, finden wir im Rohzustand wahrscheinlichere Gehalte wieder als im Garzustand, der die Brühe nicht berücksichtigt.

Schauen wir uns die Mikronährstoffe an:

Aminosäuren Bedarfsdeckung in % 165Prot384Arg301His268Ile220Leu497Lys153Met113MC191Phe213PT218Thr125Trp234Val100% Mineralstoffe Bedarfsdeckung in % 303Ca282P127K345Na49Cl165Mg27Cu3J81Fe86Mn0Se*36Zn100%
Aminosären und Mineralstoffe im Nachbau der Wels/Huhn-Dose

Bei der anderthalbfachen Deckung des Proteinbedarfs sind auch die Bedarfe an essentiellen Aminosäuren locker gedeckt. Die meisten Mineralstoffe sind ebenfalls gedeckt oder werden es bei 1.600g/Tag von dem Futter im Rohzustand. Die Klassiker Jod, Kupfer und Zink sind nicht vorhanden oder stark defizitär. Erstaunlicherweise fehlt viel Chlorid, während die Hühnerhälse reichlich Natrium liefern.

Vitamine Bedarfsdeckung in % 11A27D18E55B125B288B5145B646B12370B3141B9100%
Vitamine im Nachbau der Wels/Huhn-Dose

Unter den Vitaminen fehlen insbesondere A und E, auch D ist längst nicht ausreichend. Einige B -Vitamine sind bereits im Rohzustand defizitär – gegart dürften wohl einige weitere zerstört worden sein.

Man kann erkennen, dass die Dose allein nicht bedarfsdeckend ist.

6. Inhaltsstoffe oder Zusatzstoffe?

Diese Angabe zu Vitaminen/Fettsäuren steht genau so auf jeder dieser Wels-Dosen, unabhängig vom Wels-Anteil darin. 

Bont Wels-Dosen Zusätze
Auf jeder Wels-Dosensorte

Mit ohne “s” in den Fettsäuren, aber das nur am Rande. 

Wichtig ist: Dort steht nicht, ob das zugesetzt wird oder ob das enthaltene Stoffe sind. Wer nur eine dieser Dosen in die Hand nimmt, wird das nicht direkt einordnen können. Erst wenn man mehrere dieser Dosen mit der identischen Beschriftung in die Hand nimmt, kann man sicher sein, dass dies Zusätze sind. Üblich ist die Überschrift “Zusatzstoffe”.

Also erst mal sind 16,3 mg Vitamin E auf 1.000g in der nachgebauten Dose nicht drin. Es sind bestenfalls 2,3mg von Natur aus drin und die stammen überwiegend aus dem Fisch. Benötigt werden etwa 12,8mg. Eine Zugabe von 16,3mg würde also den Bedarf mehr als decken.

Mit 66IE Vitamin A /kg können auch die wenigsten Verbraucher etwas anfangen. 1 IE entspricht 0,3µg Retinol. Also sind 66IE = 19,8µg Retinol oder Vitamin A. Das nachgebaute Futter im Rohzustand enthält bestenfalls 68µg Retinoläquivalent als Vitamin A. Der 30kg-Hund benötigt davon 642µg. Was bitte soll diese lächerliche Zugabe von Vitamin A bewirken?

Ungesättigte Fettsäuren sind wichtig. Das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 sollte 5:1 nicht überschreiten, um Entzündungsgeschehen im Hund vorzubeugen. 

Hier werden einfach mal zwei Zahlen in den Raum gestellt: 11,8 : 20,9 = 0,57. Ist deutlich kleiner als 5. Aber als Prozente von was? Als Prozente des Futters wären das 118+209= 327g/kg. Das scheidet aus, weil nur 60g Fett in Gänze drin sind. Als Prozente des Fettgehalts? Bei 60g Fett wären das 32,7%, also knapp 20g in Summe, davon etwa 7 g Omega-6. Der 30kg-Hannes braucht davon 4,62g. Das würde passen. Das würde sogar noch passen bei dem Fettgehalt von 4,16% in der Wels/Kartoffelmischung und erst recht in der Wels-Pur-Variante mit 6,5% Fettgehalt. Das würde aber voraussetzen, dass jede Wels-Dosen-Variante eine andere Dosis dieses Fettsäuren-Gemisches benötigt. Bei der nachlässigen Deklaration bisher gehe ich nicht davon aus, dass das so fein austariert ist.

Nun geht man ja allgemein davon aus, dass Fisch reich an Omega-3-Fettsäuren ist und von Natur aus in der Lage ist, das ungünstigere Fettsäurenprofil von Mastvieh auszugleichen. Auf der Wels-Reinfischdose steht das nach all den “ohne-Angaben” auch so drauf: “reich an wertvollen Omega-3-Fettsäuren”. Warum sollten jetzt noch Omega-Fettsäuren zugegeben werden?

Schauen wir uns mal an, was in 100g Wels drin ist (Bild gekürzt).

BLS Wels gegart mit Küchenabfall
Fettsäuren im Wels gemäß BLS via ÖNWT

7,2g Fett. Davon Omega-6-Fettsäuren: 1027mg (davon hauptsächlich 900mg der für den Hund einzigen essentiellen Fettsäure Linolsäure). Omega-3-Fettsäuren: 662mg (davon 100mg weniger gut verwertbare Linolensäure, 118mg gut verwertbare EPA und 309mg gut verwertbare DHA). Omega-6:Omega-3 = 1,551. Ist kleiner als 5. Alles paletti. Dürfte auch das Fettsäurenprofil im Hühnerhals ausgleichen. 

Ich verstehe einfach nicht, was an Omega-Fettsäuren hinzugefügt wurde und warum. Fettsäuren sind nun nicht mein Spezialthema (eigentlich habe ich davon gar keine Ahnung!) – aber die Angaben auf den Dosen verwirren mehr als dass sie erhellen.

Jod, Kupfer, Zink und B-Vitamine sind hingegen definitiv nicht hinzugefügt worden. Wenn man schon zusetzt: Warum nicht alle essentiellen und von Natur aus defizitären Stoffe?

7. Getrockneter Wels als Kauprodukt

Mit den Dosen von Bont wäre ich jetzt durch (gibt noch ein paar weitere lecker klingende Welsgemische). Die Trockenfutter der Marke sind zumindest nicht grob unlogisch deklariert und auch auf der Webseite gelistet und erklärt. Aber dann wird noch ein breites Spektrum an Kauartikeln angeboten. Natürlich auch alles vom Wels

Bont beschreibt den getrockneten Wels wie folgt:

“Wir bieten Ihnen hier getrocknete Produkte aus nachhaltiger, deutscher Zucht. Das Zuchtgebäude und die Becken selber werden durch eine regionale Biogasanlage beheizt. Der Wels fühlt sich bei Temperaturen um 27 Grad Celsius besonders wohl. Vorteil der Zucht ist, dass die Tiere als Gründler nicht mit belastetem Schlamm in Berührung kommen. Besonders wichtig ist, dass hier auf Antibiotika, Medikamente und leistungsfördernde Zusätze völlig verzichtet wird. Unser Wels verfügt deshalb über eine hervorragende Fleischqualität . Das rötliche Fleisch besitzt einen milden Eigengeschmack und ist von fester Konsistenz im Rohzustand. Welsfleisch selber hat einen besonders niedrigen Fettanteil von nur 6-7% und einen besonders hohen Anteil an wertvollen Omega-3 Fettsäuren”

Hannes hat schon Welsköpfe bekommen. Er hatte Knabberspaß und ich glaube, sowas vom Fisch ist schon nicht verkehrt. Geschadet hat’s ihm nicht (bevor die Themen Struvit und Cystinurie uns heimsuchten). 

Nun geht es mir hier um die Deklaration. Alle Wels-Trockenprodukte haben die identischen Analysewerte von:
Inhaltsstoffe: 100% Wels. Trockensubstanz: 87,6%, Rohprotein 46,4%, Rohfett 35,7%, Restfeuchte 12,4%. Summe: 94,5%. Und was sind die übrigen 5,5%?

Bont Wels Kauprodukte
Wels-Trockenprodukte – Labels im Landmarkt: Vorne unterschiedlich, hinten identisch

Und jetzt schauen wir uns mal an, was da mit identischem Profil angeboten wird: Nuggets aus reinem Fleisch, Karkassen mit hauptsächlich Gräten, Haut ohne Fleisch und Gräten, Flocken unbekannter Wels-Teile, Kaustangen unbekannter Wels-Teile, Köpfe mit Hirn und Augen, Medaillons mit Fleisch und Rückengräte.

Und alles das soll identische Protein- und Fettgehalte sowie nicht deklarationsbedürftige Aschegehalte aufweisen?

Produktbilder der Bont Wels Kauprodukte
Bont – Welsprodukte trocken

Ja, nee. Iiiis klar.

8. Andere trockene Tiere

Neben Wels gibt es von Bont fast alles von jeglichen Tieren, was man trocknen kann. Als Kauartikel. 32 verschiedene Trockenartikel allein von Bont sind im örtlichen Landmarkt im Sortiment. 

Die analytischen Bestandteile sind haarsträubend! 

Tierisches Gewebe besteht üblicherweise aus Protein, Fett, Wasser und Asche – Faserstoffe und Kohlenhydrate als rechnerischer Rest sind in Tier nicht enthalten. Die Summe der vollständig gelisteten analytischen Bestandteile müsste also 100% betragen. Bont listet freundlicherweise sogar den Feuchtegehalt, so dass alle möglichen und nicht bloß die verpflichtenden Analyse-Werte vorliegen. Sollten!

Bei Bont besteht das getrocknete Tier-Teil in Summe aus 67,7% (getrocknete Schafsbeine) bis 109,8% (getrocknete Lammohren). Getrockneter Rinderpansen besteht zu 10,6% aus Asche, also Mineralstoffen. Das ist das Doppelte vom angegebenen Fettgehalt! Und während getrocknete Rinderlunge zu 5,8% aus Mineralstoffen besteht, besteht getrocknete Rinderlunge Premium zu 22,7% gar nicht. Übrigens enthält trockenes Büffelfleisch 2% Rohfaser – zur Erinnerung: Das sind die Zellwände von Pflanzen.

Das glaubt kein Mensch! Hier der Foto-Beweis:

Bont Kauprodukte
Bont Kauartikel vom trockenen Tier – phantasievolle Analytische Bestandteile!

9. Und was haben wir nun gelernt?

Augen auf beim Futterkauf!

Gehirn einschalten und Taschenrechner zücken! Wer ein Smartphone hat, kann Hannes seinen Fertigfutter-Rechner direkt vor dem Regal zum Nachrechnen benutzen.

Hannes sein Futterrechner wird nun nach und nach um Fertigfutter ergänzt. Nicht nur um Bont. Das war nun zufällig die erste Marke. Was die anderen so ergeben, wird sich zeigen. Ich hoffe, die sind nicht alle so dämlich deklariert.

Veröffentlicht unter Nachbauten

2 Kommentare

  1. Andre

    Hallo Bettina,

    wirklich interessant zu lesen! 🙂

    Mit dem „Wels“ verrennst Du Dich aber total. Um dieses Futtermittel besser beurteilen zu können, musst Du tiefer in die Grundlagen der Aquakultur einsteigen.

    Zunächst ist „Wels“ nicht gleich „Wels“ und beim Clarias (wie auch bei anderen Fischarten) kommt es bei der Zusammensetzung sehr darauf an wie er gefüttert (und gehalten) wurde, sowohl Futterart, -Menge, -Zusammensetzung und -Zeiten spielen eine große Rolle.

    Deine Quellen sind hier auch nicht sehr aussagekräftig, da müsste man mindestens auch etwas tiefer zur Primärliteratur bohren und diese noch erheblich erweitern.

    Ansonsten gebe ich Dir gerne Recht, daß die Angaben der Futterhersteller zu oft, meist oder fast immer sehr fragwürdig, aber in einer gesunden, praxisnahen Abwägung für den Verbraucher meist gar nicht so relevant sind.

    Trotzdem weiter so, nur eben öfters mal die alten Themen neu hinterfragen.

    🙂

    • Hannes Sein Frauchen

      Hallo Andre,

      es geht mir überhaupt nicht um den Wels. Ist halt eine Protein- und Fettquelle im Hundefutter, die etwas exotisch anmutet. Mehr nicht. Und da es Fisch ist, könnten wertvolle Omega-3-Fettsäuren drin sein.

      Worum es in diesem Artikel geht, ist die Deklaration. Die ist einfach nur kompletter Murks und sowas ist nicht selten.

      Die Deklaration soll dem (kundigen) Verbraucher wichtige Informationen liefern. Hier ist das einfach komplett ausgewürfelt ohne jeglichen belastbaren Informationsgehalt. Das wollte ich zeigen, nicht den Wels.

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