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Es gibt überhaupt KEIN Fleisch im Fertigfutter für Hunde!

Galloways - in artgerechter Haltung und verzehrfertig für den Menschen

Den meisten Menschen, die Wert auf eine „artgerechte“ und „natürliche“ Ernährung des Hundes legen, ist das wichtigste Kriterium zur Futterauswahl der Fleischanteil. Es wird ja immer noch propagiert, der moderne Hund sei in seinem Inneren noch der steinzeitlich Mammut-reißende und -verzehrende Wolf, der sich höchstens drei Beeren und ein paar Kräuterblättchen in der Woche als Beilage gönnt und durch Getreide im Futter direkt in den Tod getrieben wird.

Dass der Hund in den letzten Jahrtausenden die Reste des Menschenfutters frisst und verdaut – hauptsächlich bestehend aus Getreideprodukten – wird dabei gerne mal ignoriert.

Der ganze Irrweg wird dann noch befeuert von „modernen“ Futterherstellern, die den Fleischanteil im Futter auf unglaubliche Prozente hochrechnen, indem bei Nassfutter „Prozesswasser“ und pures Fett dem Fleischanteil zugerechnet und pflanzliche Bestandteile getrocknet hinzugegeben werden, während bei Trockenfutter gerne erhebliche Frischfleischanteile beworben werden, von denen im Endprodukt nur noch ein Viertel übrigbleibt.

Dieser Artikel soll zur Abwechslung mal beleuchten, wie Fleisch aus lebensmittel- und futtermittelrechtlicher Sicht tatsächlich definiert ist und wie sinnfrei gesinnungs- und werbungsgetriebene Vokabelkriege darüber geführt werden.

Inhalt

  1. Fleisch im europäischen Futtermittelkatalog
  2. Fleisch im bundesdeutschen Lebensmittelbuch
  3. Fleisch im internationalen Futterhandel (AAFCO)
  4. Welche Tierteile dürfen in Hundefutter?

1. Fleisch im europäischen Futtermittelkatalog

Hättest Du es gewusst? Es gibt eine abschliessende und rechtsverbindliche Liste, was als Zutat in europäischem Tierfutter zulässig ist. Das ist der Futtermittelkatalog, er gilt für die Futterherstellung für Tiere aller Arten. Hunde sind auch „nur“ Tiere.

Nach Getreide, Ölsaaten, Hülsenfrüchten, Wurzelgemüse, sonstigen Saaten und Früchten, Grünfutter sowie anderen Pflanzen folgen tierische Produkte. Da werden Milchprodukte, Erzeugnisse von Landtieren und Fische gelistet. Zuletzt folgen noch Mineralstoffe, Fermentationsprodukte und sonstiges.

„Fleisch“ ist überhaupt nicht im Katalog gelistet – es ist lediglich in der Fußnote zu „tierischen Nebenprodukten“ als Bezeichnungsoption für Skelettmuskelfleisch in Handelspapieren erwähnt.

Da guckste, was?
Fleisch ist überhaupt gar kein Futtermittel für gar kein Tier in der EU!

Wo würdest Du Fleisch am ehesten verorten? Richtig! Bei den Erzeugnissen von Landtieren! Da gibt es (neben u.a. Fetten, Eiern, Häuten, Blut und Federn) nur zwei potentiell fleischhaltige zulässige Einzelfuttermittel:

NummerBezeichnungBeschreibung
9.1.1Tierische Nebenpro­dukte (1)Warmblütige Landtiere oder Teile davon, frisch, gefroren, gekocht, säurebehandelt oder getrock­net
9.4.1Verarbeitetes tieri­sches Protein (2)Erzeugnis, das durch Erhitzen, Trocknen und Mahlen von ganzen Landtieren oder Teilen von Landtieren […] gewonnen wird […] und aus dem das Fett teilweise extrahiert oder physi­kalisch entzogen worden sein kann. […]
Futtermittel, die potentiell Fleisch enthalten können

Die Einzelfuttermittel in diesem Kapitel müssen den Anforderungen der Verordnung (EG) Nr. 1069/2009 und der Verordnung (EU) Nr. 142/2011 genügen und ihre Verwendung kann Beschränkungen gemäß der Verordnung (EG) Nr. 999/2001 unterliegen.

Damit ist klargestellt, dass in Nassfutter ausschließlich tierische Nebenprodukte enthalten sein können – während vermehlte Tierteile generell verarbeites tierisches Protein aus eben diesen Nebenprodukten darstellen. Das sind die einzigen beiden Oberbegriffe, unter denen Fleisch im weitesten Sinne überhaupt in Hundefutter geraten kann. Übrigens sind Blut- und Federmehl, Kollagen- und Gelatineprodukte sowie Grieben eigene tierische Zutaten, die nicht in den oben genannten potentiellen Fleischquellen enthalten sind.

Weder der Begriff Nebenprodukt noch der des Proteins enthalten überhaupt irgendeine qualitative Wertung – aber dennoch wettern werbetreibende Futterhersteller (die den Sachverhalt allein wegen ihres Gewerbes kennen sollten) oder selbsternannte Futterexperten ohne jegliche sachliche Grundlage gegen Zutaten von Konkurrenten und befeuern Horror-Mythen, was alles gruseliges in Fertigfutter für Hunde drin sein dürfte, aber aus logischen Gründen nicht drin sein kann.

Die naturgemäß unkundigen zahlenden Hundemuttis saugen diesen Quatsch auf und fisseln quasi reflexartig jede Deklaration so auf, dass der Eindruck entsteht, Nebenerzeugnisse und Proteine stellen einen 100% zielsichereren Indikator für minderwertige Qualität dar.

Sie wollen lieber das Filet oder die Steaks verfüttern, was Menschen auch essen. Sie wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass diese Teile tatsächlich als Menschenfutter verkauft werden, denn diese Teile sind das eigentliche Produkt der Fleischerzeugung. Schlicht, weil diese Tiere überhaupt nur für den menschlichen Verzehr gezeugt, geboren, aufgezogen, gefüttert und geschlachtet – oder eben gejagt – werden.

Traditionell seit zigtausenden von Jahren bekommt Hund nur den Teil vom toten Tier, den Mensch nicht essen will. Diese Teile sind Nebenerzeugnisse der Fleischerzeugung und wenn sie dann noch getrocknet und gemahlen sind, dann sind es verarbeitete Proteine. Isso. Echt jetzt.

Nun steht es Produzenten frei, diese Nebenerzeugnisse und Proteine so allgemein zu deklarieren, wie der Katalog es bezeichnet oder Tierart und/oder Tierteile anzugeben. Entscheiden sie sich freiwillig dafür, Fleisch anzugeben, dann muss es sich um „Skelettmuskelfleisch“ handeln. So ist es in der Fußnote zu den tierischen Nebenprodukten als Futtermittel vermerkt.

Fleisch ist nur eine Fußnote im Futtermittelrecht!

2. Fleisch im bundesdeutschen Lebensmittelbuch

Das Deutsche Lebensmittelbuch (DLMB) enthält eine Reihe von Leitsätzen, die die allgemeine Verkehrsauffassung, also die Herstellung, Beschaffenheit oder sonstige Merkmale, von mehr als 2000 Lebensmitteln beschreiben. Diese werden von Fachkommissionen erarbeitet, bestehend aus Vertretern der Bereiche Lebensmittelüberwachung, Wissenschaft, Verbraucherschaft und Lebensmittelwirtschaft. Die Leitsätze des DLMB sind keine Rechtsnormen und damit nicht rechtsverbindlich. Für die Gerichte stehen sie im Streitfall jedoch als objektivierte antizipierte Sachverständigengutachten zur Verfügung und sind somit indirekt eben doch rechtsverbindlich. Unternehmen dürfen mit Ihren Lebensmitteln von den Leitsätzen abweichen, zur Vermeidung einer Irreführung oder Täuschung der Verbraucherinnen und Verbraucher müssen diese Abweichungen jedoch hinreichend kenntlich gemacht werden.

Warum ich das jetzt anführe? Hier ist die einzige verbindliche Definition von Fleisch und Skelettmuskelfleisch im bundesdeutschen Lebensmittel- und Futtermittelrecht erarbeitet worden:

Fleisch“ sind alle Teile von geschlachteten oder erlegten warmblütigen Tieren,
die zum Genuss für Menschen bestimmt sind.

Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse

Also noch einmal: Fleisch ist Menschenfutter! Ausschließlich. Exklusiv. Abschließend.

Wenn dasselbe Erzeugnis in Hundefutter landet, ist es automatisch per Definition ein Nebenerzeugnis! Und es können alle Teile von Tieren sein. Sogar das Filet. Theoretisch. Praktisch wäre das ökonomisches Harakiri.

Bei der gewerbsmäßigen Herstellung von Fleischerzeugnissen wird unter „Fleisch“ nur Skelettmuskulatur mit anhaftendem oder eingelagertem Fett- und Bindegewebe sowie eingelagerten Lymphknoten, Nerven, Gefäßen und Schweinespeicheldrüsen verstanden.

Höchstwerte der Fett- und Bindegewebeanteile für Zutaten, die mit dem Begriff ‚…fleisch‘ bezeichnet werden:

SpeziesFett (%)Kollagenanteil im Fleischeiweiß (%)
Säugetiere
(ausgenommen Kaninchen und Schweine)
2525
Schweine3025
Vögel und Kaninchen1510
Definition Skelettmuskelfleisch

Das Zwerchfell (gerne als „Kronfleisch“ betitelt) und die Kaumuskeln (gerne als „Kopffleisch“ umschrieben) gehören zu Fleisch, während das Herz, die Zunge, die Muskeln des Kopfes (außer den Kaumuskeln), des Karpal- und Tarsalgelenkes und des Schwanzes (gerne als Kängurufleisch deklariert) nicht darunter fallen. Ebenso ist „Separatorenfleisch“ kein Skelettmuskel.

Die Skelettmuskeln werden unterschieden in drei Kategorien:

  1. „Sehnen- und fettgewebsarmes …fleisch“: Skelettmuskulatur des Schlachtkörpers, die von Natur aus nur sehr wenig Bindegewebe und Fettgewebe enthält oder deren Gehalt an diesen Geweben durch Ausschneiden („Entsehnen“) entsprechend verringert worden ist. Z.B. Filet, Lende und Oberschale vom Rind oder Brustfilet ohne Haut von Geflügel. Also das, was wir Menschen vom geschlachteten Tier für uns reklamieren und garantiert nicht im Hundefutter landet.
  2. „Grob entsehntes/entfettetes …fleisch“: Fleisch mit Bindegewebe- und Fettgewebegehalten, wie sie bei Verarbeitung von nicht übermäßig muskelarmen Schlachtkörpern nach Entfernung der groben Sehnen und größeren Fettgewebeansammlungen zu erwarten sind. Fleisch mit höheren Bindegewebe- und Fettgewebegehalten wird entsprechend ausgeschnitten. Z.B. Rinderhälften ohne Filet, Lende und Oberschale vom Rind oder ganzes Geflügel ohne Brust nach Entfernung von groben Sehnen und der Flügel
  3. „Sehnenreiches …fleisch“: Fleisch mit einem Bindegewebegehalt, der höher ist als bei „grob entsehntem Fleisch“, jedoch niedriger als bei ausschließlicher Verwendung von Beinfleisch, „Knochenputz“ oder Kaumuskeln beim Rind sowie Fleisch mit Haut vom Geflügel.

Hühnerfleisch mit 20% Fett ist kein Skelettmuskelfleisch. Man findet das auch nicht an einem Huhn. Es wird speziell für Heimtierfutter aufgefettet: Es werden nämlich die Abschnitte aus der Fleischproduktion und die Haut mitsamt Unterhautfettgewebe (z.B. Bürzel) verwendet und keineswegs das Brustfilet. Es sei denn, es handelt sich um ausgezehrte Legehennen: Die werden ganz verarbeitet inklusive Brustfilet, falls sie nicht Suppenhühner als Menschenfutter werden. Damit das nicht so auffällt, wird es schön klein gewolft, nicht nur für BARFer, sondern auch im Fertigfutter.

Lammfleisch mit 30% Fett oder Rindfleisch mit 30% Bindegewebe im Protein sind kein Skelettmuskelfleisch. Auch hier werden die Abschnitte aus der Fleischproduktion verwendet, die eben genau nicht die Anforderungen an Skelettmuskelfleisch erfüllen. Oder eben zähe Milchkühe, stinkende Hammel, Wildschweineber oder steinalte Reitpferde.

Übrigens enthalten Mäuse und Ratten gar kein Fleisch, weil Menschen diese Tiere nicht essen. Das ist der Grund, warum es kein Katzen- oder Terrierfutter mit der Geschmacksrichtung „Maus“ gibt, obwohl sie naturgemäß und artgerecht auf dem Speiseplan unserer geliebten Vierbeiner stehen!

Innereien“ für die Herstellung von Fleischerzeugnissen als Menschenfutter sind Leber, Herz, Zunge. Darüber hinaus werden auch Lunge, Schweinemilz, Nieren, von Schleimhaut befreite Mägen und Vormägen sowie Geflügelmuskelmägen (ohne die reibende Keratinschicht) verwendet. Man höre und staune: Auch diese Teile landen bis heute in Menschenfutter, hauptsächlich in Wurst.

Möchte jemand jetzt noch ein Stück Wurst essen?

3. Fleisch im internationalen Futterhandel (AAFCO)

Deutschland und die EU sind ja nur kleine Flecken im Internationalen Handel der Futtermittel und Zutaten dafür. Hier bei mir um die Ecke in Bad Bramstedt sitzt so eine Dependance direkt am Schlachthof, wo aus den tierischen Nebenprodukten Futtermittelzutaten für u.a. Hundefutter hergestellt werden. Diese schönen, lokalen Produkte sind nur ein winziges Lego-Bausteinchen im Sortiment des weltumspannenden Konzerns.

Die werden ganz gewiss nicht nach Wohlfühl-Vokabeln bundesdeutscher alternativer Hundefutter-Startups in der Post-Grimms-Zieglers-THPs-Märchen-Ära deklariert, sondern nach internationalen faktenorientierten und gesetzestreuen Standards. Die gibt nun mal die FDA in den USA vor, denn das ist der größte und weitgehendste regulierte Hundefuttermarkt weltweit. So wie es in Deutschland den iVH und in Europa die FEDIAF gibt, gibt es in USA – und somit auch für „rest of world“ die Association of American Feed Control Officials oder kurz AAFCO.

Die AAFCO definiert Fleisch wie folgt (laut Google-Übersetzer):

Fleisch ist das schiere Fleisch, das von geschlachteten Säugetieren gewonnen wird und auf den Teil des Skelettmuskels beschränkt ist, oder auf den Teil, der sich in der Zunge, im Zwerchfell, im Herzen oder in der Speiseröhre befindet; mit oder ohne das begleitende und überliegende Fett und Teile der Haut

AAFCO-Definition „Fleisch“

Mit anderen Worten, „Fleisch“ ist in erster Linie das Muskelgewebe des Tieres, kann aber das Fett, die Innereien und andere Gewebe enthalten, die normalerweise den Muskel begleiten […]. Dies kann die weniger ansprechenden Fleischstücke umfassen, einschließlich des Herzmuskels und des Zwerchfells, aber es ist immer noch Muskelgewebe. Es enthält jedoch keinen Knochen. Fleisch für Tiernahrung wird oft „mechanisch getrennt“ [Separatorenfleisch][…]

BARFer, die felsenfest behaupten, Herz sei kein Muskelfleisch, hängen jetzt bestimmt reihernd überm Zaun,genauso die Menschen, die Separatorenfleisch für tödlich halten…

Um jedoch den Oberbegriff „Fleisch“ auf dem Etikett zu verwenden, kann es nur von Rindern, Schweinen, Schafen oder Ziegen stammen. […] Auch wenn der Muskel von Nicht-Säugerarten wie Geflügel oder Fisch stammt, kann er nicht als „Fleisch“ deklariert werden, sondern muss die entsprechenden identifizierenden Begriffe verwenden.

Und dann gibt es noch die weiteren tierischen Produkte im Hundefutter mit einer jeweils weit gefassten Definition:

Fleischnebenproduktedie nicht verarbeiteten, schieren Teile, außer Fleisch, die von geschlachteten Säugetieren gewonnen werden. Es umfasst, ist aber nicht beschränkt auf Lunge, Milz, Nieren, Gehirn, Leber, Blut, Knochen, teilweise entfettetes Fettgewebe bei niedrigen Temperaturen sowie Mägen und Därme, die von ihrem Inhalt befreit sind. Es enthält keine Haare, Hörner, Zähne und Hufe.
Geflügelist die schiere Kombination von Fleisch und Haut mit oder ohne begleitenden Knochen, die aus den Teilen oder ganzen Schlachtkörpern von Geflügel oder einer Kombination davon gewonnen wird, ausgenommen Federn, Köpfe, Füße und Eingeweide.
Geflügelnebenproduktemüssen aus nicht verarbeiteten, schieren Teilen von Schlachtkörpern von geschlachtetem Geflügel wie Köpfen, Füßen, Eingeweiden bestehen, die frei von Fäkalien und Fremdkörpern sind
Fleischmehlist das ausgeschmolzene Produkt aus Säugetiergewebe, ohne zugesetztes Blut, Haare, Huf, Horn, Hautbesatz, Gülle, Magen und Pansengehalt. […] Der Verabreitungsprozess wurde entwickelt, um krankheitserregende Bakterien zu zerstören und einen Proteingehalt zu hinterlassen, der zwar für die Menschen unappetitlich ist, aber den Gaumen des Fleischfressers anspricht. Im Gegensatz zu „Fleisch“ und „Fleischnebenprodukten“ kann dieser Inhaltsstoff ohne weitere Beschreibung von anderen Säugetieren als Rindern, Schweinen, Schafen oder Ziegen stammen.
Der Calciumgehalt (Ca) darf den tatsächlichen Phosphorgehalt nicht mehr als das 2,2-fache überschreiten. Es darf nicht mehr als 12% Pepsin unverdauliche Rückstände enthalten, und nicht mehr als 9% des Rohproteins im Produkt dürfen Pepsin unverdaulich sein. [siehe hier!]
Fleisch- und Knochenmehlist das verarbeitete Produkt aus Säugetiergewebe, einschließlich Knochen, ohne zugesetztes Blut, Haare, Huf, Horn, Hautbesatz, Gülle, Magen und Pansengehalt. […] Ähnlich wie „Fleischmehl“, kann aber zusätzlich zu dem, was normalerweise in ganzen Schlachtkörpern vorkommt, zusätzlichen Knochen enthalten.
Es muss mindestens 4% Phosphor (P) enthalten und der Calciumgehalt (Ca) darf nicht mehr als das 2,2-fache des tatsächlichen Phosphorgehalts (P) betragen. Es darf nicht mehr als 12% Pepsin unverdauliche Rückstände enthalten, und nicht mehr als 9% des Rohproteins im Produkt müssen Pepsin unverdaulich sein. [siehe hier]
Tier-Nebenproduktmehlist das verarbeitete Produkt aus Säugetiergewebe, ohne zugesetzte Haare, Huf, Horn, Hautbesätze, Dung, Magen- und Pansengehalt. […] Kann aus ganzen Schlachtkörpern bestehen, enthält aber oft Nebenprodukte, die über das hinausgehen, was normalerweise in „Fleischmehl“ und „Fleisch- und Knochenmehl“ zu finden wäre.
Geflügel-Nebenproduktmehlbesteht aus den gemahlenen, schieren Teilen der Schlachtkörper von geschlachtetem Geflügel wie Hälsen, Füßen, unentwickelten Eiern und Därmen, ausgenommen Federn. Im Wesentlichen dasselbe wie „Geflügelnebenprodukte“, aber in verarbeiteter Form, so dass der größte Teil des Wassers und Fettes entfernt wurde, um einen konzentrierten Protein/Mineralbestandteil herzustellen.
Geflügelmehldas trockene verarbeitete Produkt aus einer Kombination aus schierem Fleisch und Haut mit oder ohne begleitenden Knochen, das aus den Teilen oder ganzen Schlachtkörpern von Geflügel oder einer Kombination davon gewonnen wird, ausgenommen Federn, Köpfe, Füße und Eingeweide.
Grundsätzlich das gleiche wie „Geflügel“, aber in verarbeiteter Form, so dass der größte Teil des Wassers und Fettes entfernt wurde, um einen konzentrierten Protein/Mineralbestandteil herzustellen.
Internationale Definition tierischer Produkte gemäß AAFCO.

Und? Glaubt jetzt irgendwer noch, „Fleisch“ im Hundefutter sei Filet, Hühnerbrust, Roastbeef oder Lammlachs? Wo lebt Ihr eigentlich? Ihr findet da Schlund, Herz und alles übrige, was Ihr nicht essen wollt. National und international. Das ist Fakt. Egal, wie blumig die Hersteller das umschreiben: Es sind und bleiben die Tierteile, die IHR nicht essen wollt.

4. Welche Tierteile dürfen in Hundefutter?

Unabhängig davon, wie AAFCO und rest of world Hundefutter definieren, sagt das Europäische Recht ganz klar, was ins Hundefutter rein darf, und zwar in der Verordnung (EG) Nr. 1069/2009 Artikel 35:

Inverkehrbringen von Heimtierfutter

Die Unternehmer können Heimtierfutter in Verkehr bringen, sofern

  1. a)  die Produkte aus Folgendem gewonnen wurden:
    1. i)  aus Material der Kategorie 3, wenn es sich um anderes als das in Artikel 10 Buchstaben n, o und p genannte Material handelt;
    2. ii)  im Falle von eingeführtem Heimtierfutter oder Heimtier­futter aus eingeführten Materialien, aus Material der Kategorie 1 im Sinne von Artikel 8 Buchstabe c, vorbe­haltlich der Bedingungen gemäß Artikel 40 Absatz 1 Buchstabe a oder
    3. iii)  im Falle von rohem Heimtierfutter aus Material im Sinne von Artikel 10 Buchstaben a und b Ziffern i und ii; und
  2. b)  sie die Kontrolle der Gefahren für die Gesundheit von Mensch und Tier durch eine sichere Behandlung gemäß Artikel 38 sicherstellen, sofern die Herkunftssicherung gemäß Arti­kel 37 keine ausreichende Kontrolle bietet.

Also verboten sind somit schon mal:

n) andere als die unter Buchstabe b dieses Artikels genannten Häute und Felle, Hufe, Federn, Wolle, Hörner, Haare und Pelze von toten Tieren, die keine Anzeichen einer durch die­ses Produkt auf Mensch oder Tier übertragbaren Krankheit aufwiesen;

o) Fettgewebe von Tieren, die keine Anzeichen einer durch die­ es Material auf Mensch oder Tier übertragbaren Krankheit aufwiesen, die in einem Schlachthof geschlachtet wurden und die nach einer Schlachttieruntersuchung gemäß den Gemeinschaftsvorschriften als zum menschlichen Verzehr schlachttauglich eingestuft wurden;

p) andere Küchen- und Speiseabfälle als die in Artikel 8 Buch­stabe f genannten.

Was ist also „Kategorie 3„, was ja allgemein zur Hundefütterung erlaubt und Standard-Zutat ist? Ich spare mir selber die Aufzählung und verweise auf die bebilderte und abschließend beschriebene Darstellung eines Herstellers mit Ampelfunktion. So sieht in echt aus, was ins Futter für unsere Hunde überhaupt rein darf:

„Die Kategorie 3 umfasst unter anderem [für Menschen] genusstaugliche Schlachtkörperteile, die aber nicht für den menschlichen Verzehr genutzt werden“.

Ja, das muss man sich wirklich mal reinziehen: Mensch könnte das essen, wenn er wollte! Will der luxusverwöhnte Mensch heutzutage aber einfach nicht mehr. Dann kann das halt der Hund fressen: Bitte schaut Euch das an! Zwar nur vom Schwein und Rind – gilt aber analog auch für Geflügel und andere Wiederkäuer: https://www.sarval.de/.

Um es nochmal klipp und klar zu sagen: Ins Hundefutter darf alles, was Menschen nicht gefährdet, falls sie es essen wollten. Aber Menschen wollen es nicht essen. Hundefutter ist nix anderes als Resteverwertung aus der Menschenfutter-Produktion. Isso. Echt jetzt. Das ist aber alles andere als „Müll“ oder „Abfall“ oder was die Grimms, Zieglers oder THPs Märchen Euch glauben lassen wollen. Es enthält wertvolle Proteine und insbesondere in Innereien wertvolle Nährstoffe. Viel wertvoller als Filet oder reines Muskelfleisch. Wer das im Hundefutter nicht haben will, möge mal bitte einen Ernährungsberater kontaktieren, damit ihm erklärt wird, was Nährstoffe sind und wo sie originär herkommen.

Aber bitte:

  • Verschont mich mit Haarspalterei von Fleisch- und anderen Mehlen,
  • Hört auf, irgendwelche Massen von Federn und Klauen zu vermuten,
  • Glaubt den Influenza-ern nicht, dass „Nebenerzeugnisse“ minderwertig seien,
  • Nehmt ein Futter mit Zusatzstoffen – nur so kommen die Nährwerte ausreichend in den Hund,
  • Befasst Euch mit Nährstoffen und Nährwerten, statt Bullshit von Schwachmaten nachzuplappern.

Danke.

Veröffentlicht unter Zutaten

5 Kommentare

  1. Danilo

    Ich finde es echt schon unglaublich, Andersdenkende, Tierärzte, Züchter u.s.w. als Schwachmaten zu betiteln. Sie haben wahrscheinlich eine Professur in Ernährungswissenschaft?

    • Hannes Sein Frauchen

      In der Tat betitle ich Leute, die Bullshit absondern, als Schwachmaten. Interessant, dass Sie da herauslesen, ich würde Andersdenkende, Tierärzte, Züchter usw. als Schwachmaten betiteln. Die von Ihnen genannten Personengruppen werden in meinem Text nicht mal erwähnt. Wer lesen kann, ist im Vorteil – dafür braucht es keine Professur für irgendwas.

  2. Janine

    Hallo Bettina.

    Leider funktioniert der Link nicht.
    Konnte diese Abbildung auf der Webseite auch nicht finden.
    Schade, wäre interessant gewesen.

    Liebe Grüße Janine

  3. Theodor Droste

    Stark und Pflichtlektüre für alle, die den Traum vom puren Kobe-Fleisch in der Dose, gerade gut genug für den vierbeinigen Liebling, noch nicht ausgeträumt haben. Die Fixierung auf reines, gutes und edles Fleisch, sowieso und mit Recht nie enthalten in Hunde-Futter, muss aufhören! Die Rezeptur macht den Unterschied: Gutes Hundefutter muss dem FEDIAF-Standard entsprechen, fehlen Komponenten, nutzt auch bestes Fleisch nix. Die Mär von Altöl und Klärschlamm in den Dosen der Raffzähne verstellt den Blick für die vielleicht nicht immer appetitlichen, aber entscheidenden Aspekte gesunder Hundenahrung. Hier wird man fündig. Wenn man will…

    Ich habe lange gesucht, bis ich dieses Informationsjuwel voller granatenharter Fakten und kristallklarer Analysen im Meer der Halbwahrheiten über Hundeernährung gefunden habe. Jetzt stöbere ich schon seit Tagen fasziniert in diesen Informationsschätzen. Imponierend finde ich die Leichtigkeit der Sprache in den Artikeln und Blogs, an der jeder noch so böse Angriff so unnachahmlich abperlt, humorig, souverän, präzise und nie beleidigend. Die vielen Danilos (siehe oben) werden mit galantem Schwung zurück zu den Amateuren verwiesen. Herrlich!!!

    Mit ganz lieben Grüßen aus Bochum

    Ted Droste

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