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Der Weg durch den Futter-Dschungel

Futtertempel

Don’t judge a book by the cover? Bei Hundefutter hat man keine andere Wahl!

Inhalt
Regel #1: Schau niemals auf die Vorderseite der Verpackung!
Regel #2: Achte auf den Verwendungszweck!
Regel #3: Lass Dich mit kryptischen Zutatenlisten nicht abspeisen!
Regel #4: Nicht alle Zusatzstoffe bringen den Hund um!
Regel #5: Vertraue den analytischen Bestandteilen nicht blind!
Regel #6: Vergleiche die Tageskosten für das Futter!

Wer stand noch nicht in einem Futtertempel mit den Ausmaßen eines Fußballfeldes auf der Suche nach dem einzig wahren Fertigfutter für den Hund? Wer war noch nicht erschlagen von der unendlichen Auswahl, den allumfassenden Werbeversprechen und den foodporn-artig aufgemachten Packungen? 

Hier kommt die ultimative Anleitung für die erfolgreiche Suche nach der Nadel im Heuhaufen!

Regel #1: Schau niemals auf die Vorderseite der Verpackung!

Hier finden sich nur Werbebotschaften, die Herz & Bauch ansprechen und Hirn benebeln sollen. Es gibt keinen vernünftigen Grund, sich durchzulesen, was alles nicht im Futter enthalten ist. Genauso wenig sollte man den mehr oder weniger schönen Weide-, Tier- oder Menübildern irgendwelche Beachtung schenken, denn sie haben null komma null mit dem Inhalt der Packung zu tun. Bekanntheitsgrad oder Sortimentsgröße einer Marke sagen überhaupt nichts über die Qualität des Futters aus. Selbst kreative Marken- oder Produktnamen streuen selten mehr als Sand in die Augen.

Regel #2: Achte auf den Verwendungszweck!

Wenn auf der Verpackung nicht “Alleinfutter” oder “Vollnahrung” draufsteht, wirst Du noch etwas zufüttern müssen. Falls Du nicht weißt, was fehlt oder falls Du nicht bereit bist, Dich ständig selbst darum zu kümmern – nimm ein Alleinfuttermittel, das als solches deklariert ist! Mit dieser Deklaration kannst Du von Gesetzes wegen davon ausgehen, dass alles drin ist, was Hund braucht.

Wähle ein altersgerechtes Futter. Es macht keinen Sinn, dem Senior ein Welpenfutter zu geben oder dem heranwachsenden Jungspund eins für ausgewachsene Hunde – die Bedarfe einiger Nährstoffe verändern sich mit zunehmendem Hundealter in Relation zum Kalorienbedarf. 

Besondere Ernährungszwecke sollten mit Bedacht und nur bei Bedarf gewählt werden. Hypoallergenes Futter sollte genau wie Nieren- oder Bauchspeicheldrüsenfutter nur bei tierärztlich abgeklärter Notwendigkeit gegeben werden. Und nur weil der Hund samstags nachmittags eine Agility-Runde dreht oder zweimal die Woche drei Kilometer am Fahrrad läuft, braucht er kein Sportlerfutter für Schlittenhunde. Ebenso braucht kein übergewichtiger Hund Spezialfutter zur Gewichtsreduktion – weniger Futter / weniger Leckerlis / mehr Bewegung leisten dasselbe.

Regel #3: Lass Dich mit kryptischen Zutatenlisten nicht abspeisen!

Das Wichtigste, was Du auf einer Futterpackung gründlich lesen solltest, ist die Zutatenliste. 

Wenn Du ein Kochbuch durchblätterst – würdest Du ein Rezept nachkochen, das Dir nur sagt: “Nimm irgendwas vom Tier und mische es mit irgendwas aus Pflanzen”? Gewiss nicht.

Der Inhalt einer Packung mit einer derartigen geschlossenen Deklaration kann durchaus sehr hochwertig sein – muss es aber nicht. Die gesetzlichen Vorgaben zur Deklaration hindern niemanden daran, genau zu beschreiben, was und wie viel im Futter drin ist. Wer Gutes ins Futter rein tut, schreibt das auch gerne voller Stolz in die Zutatenliste. Die Auswahl ist groß genug, um Packungen mit geschlossener Deklaration einfach links liegen zu lassen.

Frage Dich bei einer offenen Deklaration die folgenden Fragen und leg die Packung bei der ersten Antwort mit “Nein” beiseite und nimm die nächste:

  1. Kann ich mir bei jedem Bestandteil vorstellen, was das ursprünglich war?
  2. Kann ich mir bei jedem Bestandteil vorstellen, welche Bearbeitung notwendig war, bis es in die Packung kam?
  3. Verstehe ich, warum der Bestandteil zum Futter für den Hund (!) hinzugefügt wurde?
  4. Könnte (nicht: wollte!) ich jeden Bestandteil selber essen?
  5. Sind keine exotischen, teuer eingeflogenen Bestandteile enthalten?
  6. Ist kein Bestandteil enthalten, den mein Hund bekanntermaßen nicht verträgt?
  7. Sind die Mischungsverhältnisse der Bestandteile für meinen Hund angemessen?

Regel #4: Nicht alle Zusatzstoffe bringen den Hund um!

Ohne Frage: Ein Abschnitt “Sensorische Zusatzstoffe” sollte auf der Packung nicht aufgeführt sein, wenn Mensch den Hund gut ernähren will. Solche Packungen direkt weglegen und die nächste anschauen.

Technologische Zusatzstoffe in Nassfutter wie “Cassia Gum” sind entbehrlich. Sie dienen als Bindemittel für das enthaltene Wasser und gaukeln dem Menschen eine feste Futter-Konsistenz vor – dem Hund wäre es wurscht, wenn etwas wässriges Wasser im Futter ist. Es gilt dennoch als unbedenklich. Ein Löffel Stärke oder Pektin in Äpfeln/Möhren leisten dasselbe und gelten nicht als Zusatzstoff. Weitere technologische Zusatzstoffe zur Haltbarmachung sind in Dosenfutter auch nicht erforderlich.

Alles, was nicht im Gebinde gegart und zügig geleert wird, muss auch im (angebrochenen) Beutel mindestens ein Jahr haltbar sein. Das geht schlichtweg nicht ohne Antioxidationsmittel. Häufig wird Vitamin E (stark tocopherolhaltige Substanzen…) zugesetzt. Vitamin E hilft auch dem Hund, länger frisch zu bleiben – also seinem Immunstatus. Antioxidationsmittel muss man einfach in Kauf nehmen, wenn man kein Dosenfutter füttern und auch nicht selber frisch zubereiten will.

Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe wandern als “Mineralstoffe” häufig von der Zusatzstoff- auf die Zutatenliste. Hund braucht sie einfach in größeren Mengen als Mensch und in üblichen Lebensmitteln sind sie halt selten bedarfsdeckend vorhanden. Auch wenn die wenigsten Konsumenten die als Zusatzstoff gelisteten Mengen an Jod, Kupfer, Zink, Mangan etc. in komplizierten chemischen Verbindungsbezeichnungen verstehen oder gar nachrechnen, zeugt es doch zumindest von überlegtem Handeln und Transparenz des Herstellers und ermöglicht einigen versierten Menschen tatsächlich eine Beurteilung der Zusätze. 

Manche Vitamine wie D oder Jod kommen in natürlichen Lebensmitteln nur selten und begrenzt vor und können, wenn kein Fisch oder keine Algen in den Zutaten sind, auf natürlichem Weg auch nicht ins Futter gelangen. Andere, wie viele B-Vitamine, überstehen eine längere Lagerung nicht – auch nicht in frischem Gemüse, das zwei Wochen lang erst im Supermarkt und dann im heimischem Kühlschrank vor sich hin oxidiert. Da sollte man sich als Hundehalter schon fragen, ob man nicht die bösen chemischen Zusätze doch lieber in Kauf nimmt als Mangelerscheinungen im Hund.

Regel #5: Vertraue den analytischen Bestandteilen nicht blind!

Wie bei Menschenfutter muss auch für kommerzielle Hundefutter der Gehalt an Makronährstoffen angegeben werden. Das bedeutet: Das Futter wird im Labor untersucht oder aus den Zutaten berechnet. Die Gehalte an Protein, Fett, Asche und unverdaulichen Faserstoffen müssen angegeben werden. Sofern der Wassergehalt 14% übersteigt, muss der auch angegeben werden. Da 100% des Futters analysiert wird, muss als Summe der Angaben am Ende 100% rauskommen. Da reines totes Tier keine Faserstoffe (Pflanzenzellgerüste) und maximal Spuren von Kohlenhydraten in der Leber enthält, muss die Summe aus Protein, Fett, Asche und Wasser (oder nicht angegebener Rest von Maximal 14%) genau 100% betragen. 

Manchmal, besonders häufig bei Knabber-Trocken-Tier oder BARF-Mischungen von rohem Fleisch, kommt nicht 100% sondern nur 67% oder gar 119% raus. Ein überschlägiger Check der Werte kann Vertrauen in das Produkt/den Hersteller stärken oder zerstören. Nachrechnen lohnt! Kommt Quatsch heraus – Futter beiseite legen.

Im Fall, dass das Futter auch Pflanzenteile enthält, sind immer nicht nur Fasermengen angegeben, sondern die Summe der Komponenten liegt unter 100%. Die Lücke besteht aus “Stickstofffreien Extrakten” oder halt aus Kohlenhydrate.

Zudem wird aus den analytischen Komponenten die Energiedichte des Futters und daraus der Futterbedarf errechnet (siehe unten). Je mehr Wasser und je mehr Faserstoffe im Produkt sind, desto weniger Nährstoffe sind in der Nahrung enthalten. Je mehr Fett hingegen enthalten ist, desto größer ist die Energiedichte.

Was nützen die schönsten Futterbestandteile und die kürzeste Zusatzstoffliste, wenn für den einen Hund zu viel Fett und für den anderen zu viel Protein drin ist? Gar nix! Und deshalb gibt es die Analysewerte.

Die Analysewerte sind wichtige Orientierungswerte bei der Futterauswahl – besonders, wenn man es mit gesundheitlich angeschlagenen Hunden zu tun hat, die einen bestimmten Anteil an Fett, Protein oder Kohlenhydrate im Interesse der Leber, Niere oder Bauchspeicheldrüse nicht überschreiten sollten. 

Leider ist es aufgrund der extrem unterschiedlichen Wassergehalte sehr schwierig, Futterprodukte im Laden direkt zu vergleichen. Wer ein Smartphone mit mobilem Internet dabei hat, kann mit Hannes seinem Fertigfutter-Rechner mit dem Smartphone vor Ort die analytischen Bestandteile in die Trockensubstanz umrechnen und hat somit die direkte Vergleichsmöglichkeit und den Plausicheck nebst Futtermengenberechnung und Tageskosten gleich inklusive.

Futter mit besonderem Verwendungszweck müssen es – aber auch einige sehr gute Marken geben neben den Pflichtangaben freiwillig auch die Gehalte einiger anderer Nährstoffe wie Mineralien (Calcium, Phosphor, Natrium, Magnesium) oder Fettsäuren (Omega 3 und 6, EPA, DHA) an. Die Angabe an sich ist bereits ein Indikator für eine sorgfältige Erstellung der Rezeptur! Sie muss dann jedoch auch zum Hund passen.

Regel #6: Vergleiche die Tageskosten für das Futter!

Wenn Du nicht nur beim Lesen dieses Artikels sondern auch im Futtermarkt bis zu dieser Stelle gekommen bist und tatsächlich mehr als ein Produkt in der Auswahl ist, kann ein Vergleich der erforderlichen Futtermenge und der täglichen Kosten die Entscheidung beschleunigen.

Der Energiegehalt von 100g Futter kann überschlägig berechnet werden als

Energiegehalt/100g
in kcal = 4 x (Protein% + Kohlenhydrate%) + 9 x Fett%
in kJ = 16,7 x (Protein% + Kohlenhydrate%) + 37,6 x Fett%

So ganz grob berechnet man den Energiebedarf des Hundes als 

Energiebedarf/Tag = ([ideales] Körpergewicht hoch 0,75) × (95 kcal oder 398 kJ)

wobei die Konstanten 95kcal bzw. 398kJ je nach Alter, Aktivität, Kastrationsstatus, Fellbeschaffenheit und Rasse nach individuell oben und unten abweichen können.

Der Futterbedarf ergibt sich somit als 

Futtermenge/Tag = Energiebedarf / Energiegehalt * 100

Und daraus lassen sich die Tageskosten errechnen als

Tageskosten = Packungspreis / Packungsinhalt x Futtermenge/Tag

Natürlich wird niemand von Euch sich jetzt mit Taschenrechner und Zettel im Futtermarkt hinsetzen und rechnen. Braucht Ihr auch nicht. Dafür gibt es Hannes seinen Fertigfutter-Rechner, der das mit dem Smartphone direkt vor Ort ausrechnet.

Fazit

Das ideale Fertigfutter gibt es nicht. Auf diesem Weg kann man aber durchaus das Futter mit dem größten Potential zum Dauerfutter finden. Am Ende wird die Frage am Futternapf und nachfolgend in der Verdauung, beim “hundlichen Lösen” und im “hundlichen Erscheinungsbild” entschieden.

Disclaimer

Dies ist kein Werbebeitrag für Fertigfutter. Es soll nur den Menschen bei der Entscheidungsfindung helfen, die ihren Hunden das Futter nicht selber zubereiten wollen. 

Ich persönlich bevorzuge seit meinem ersten halbtägigen Aufenthalt in einem Futtermarkt vor mehr als fünf Jahren immer noch selbst bereitete Rationen. Das würde ich aber nur denjenigen empfehlen, die bereit sind, sich wirklich mit der Fütterung des Hundes auseinander zu setzen.

Veröffentlicht unter Blog, Grundlagen

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