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Der Elch als Futter für die Datenbank

Elch

Immer mehr Hunde haben immer mehr Unverträglichkeiten, so dass immer exotischere Tierarten um den ganzen Globus geschickt werden, um an diese Hunde verfüttert zu werden. Davon kann man halten, was man will. Nun betreibe ich Hannes Seinen Futterrechner und es finden sich immer mehr Nutzer, die wissen wollen, ob ihr Hund alle Nährstoffe bekommt, die er braucht. Und wer befasst sich intensiver mit der Ernährung des Hundes? Genau! Der Besitzer des kranken Hundes.

Heute versuche ich mangels Verfügbarkeit, plausible Rechenwerte für Elch-Fleisch zum Rechnen herzuleiten. Mit diesen angenommenen Werten kann dann weiter gerechnet werden. 

Natürlich kann ich nicht verifizieren, ob die Annahmen und daraus abgeleiteten Zahlen korrekt sind. Ich bitte dies bei der Nutzung dieses Lebensmittels zu beachten!

Inhalt

1. Marktüberblick Elch von BARF-Versendern
2. Datenüberblick Elch in Lebensmitteldatenbanken
3. Konstruktion von Elchfleisch für Hannes Seinen Futterrechner
4. Analyse und finale Korrekturen des konstruierten Elchs

1. Marktüberblick Elch von BARF-Versendern

Ausgangspunkt ist der Elch von BARFers Wellfood, der wegen seines besonders geringen Proteinanteils verfüttert wird. Alle anderen BARF-Versender deklarieren Elch-Fleisch sehr anders, so dass ich dieser Deklaration nicht traue. Siehe auch meinen Artikel zu Beinscheiben.

Google liefert etliche Angebote, wenn man Elch und BARF sucht. Hier mal eine unverbindliche Übersicht von der ersten Ergebnisseite plus das fragliche Barfers-Wellfood:

Versenderkg-PreisProteinFettWasserAscheSumme Anteile
Barfers Wellfood6,7812,118,570,2100,8
Haustierkost5,96181671105
B.A.R.F. me5,51816721,2107,2
Petman4,3822,37,863,14,297,4

Keine einzige Quersumme der analytischen Bestandteile kommt auf 100% und somit sind sie durchgängig nicht vertrauenswürdig. Dies deckt sich mit meinen früheren Erkenntnissen.

Die meisten Anbieter geben 18% Protein und 16% Fett bei 71-72% Wasser an. Einen derartigen Fettgehalt findet man bei Wildtieren eher selten – bestenfalls im Herbst, falls sie sich etwas Winterspeck anfuttern konnten. Und dann bestenfalls am Bauchfleisch und vielleicht aufgelagert auf Herz und Leber.

Kann man nun als Verbraucher irgendwie erkennen, welche Protein- und Fettanteile tatsächlich in der Packung sind? Wohl kaum: Wer hat schon mal Elchfleisch am Stück in der Metzgertheke gesehen? Wer kennt die Fleischfarbe? Wer kennt die unterschiedlichen Teile des Tieres? Hier wird alles schön zur Unkenntlichkeit gewolft und ein Etikett aufgeklebt, das irgendwas behauptet.

2. Datenüberblick Elch in Lebensmitteldatenbanken

Aus dem Grund der völligen Unsicherheit bei BARF-Etiketten wird in Hannes Seinem Futterrechner rohes oder gekochtes Fleisch mit Daten aus dem Bundeslebensmittelschlüssel gerechnet. Der enthält, wie weltweit alle Lebensmitteldatenbanken, Analysen der üblicherweise von Menschen verzehrten Lebensmittel. Elch steht nicht wirklich auf dem bundesdeutschen Speiseplan und ist somit auch nicht zu finden.

Barfers Wellfood gibt an, den Elch aus Norwegen zu beziehen. 

Also befragen wir mal die norwegische Datenbank nach Elch. Wir finden ein rohes Fleischprodukt, was vielleicht dem Roastbeef vom Rind entspricht. Es enthält 74% Wasser, 1,3% Fett und 22,1% Protein. An Mikronährstoffen sind Fettsäuren, Mineralien, Spurenelemente und Vitamine ausgewiesen – Aminosäuren Fehlanzeige.

Die Norweger sind so freundlich, für jede Zahlenangabe die Quelle zu benennen. Hier beziehen sie sich auf die schwedische und amerikanische Datenbank mit Daten von 2013 und 2012 – lediglich den Jodgehalt von 2µg/100g Fleisch haben sie in 2017/18 selbst ermittelt.

Dann schauen wir uns mal die schwedischen Daten an. Wir finden gefrorene dünne Scheiben, Hackfleisch, Keule und Roastbeef vom Bullen. Durchgängig fettarm und proteinreich:

Rohes Fleisch vom Elch in der schwedischen Lebensmitteldatenbank
Rohes Fleisch vom Elch in der schwedischen Lebensmitteldatenbank

Die dünnen Scheiben mit dem höchsten Fettgehalt interessieren uns am Ehesten. Auch hier wissen wir nicht, um welchen Teil vom Elch es sich handelt. Auch in dieser Datenbank fehlen die Aminosäuren gänzlich. Immerhin kann man bei den Werten nachschlagen, dass sie vor 1986 in Schweden ermittelt und nicht anderswo abgeschrieben wurden – lediglich der Jod-Wert wurde 2017 ohne Quellenangabe aktualisiert. Ich vermute, von den Norwegern abgeschrieben.

Nun, dann haben wir eine Basis, die immerhin aus Europa stammt, sogar aus Skandinavien, wo der fragliche Elch herkommt. Jetzt müssen wir nur noch Aminosäuren finden.

Dann schauen wir mal in Amerikas FoodData Central. Wir finden 2 rohe Elchfleisch-Ausprägungen, eins als Native Alaskan ohne Aminosäuren und eins mit Aminosäuren, einem Fettgehalt von 0,74% bei 22,24% Protein und 75,55% Wasser. Die Daten stammen von 1989 oder früher und die Aminosäuren Cystein und Tryptophan fehlen, dafür gibt es Kupfer- und Mangan-Werte.

Rohes Fleisch vom Elch in der amerikanischen Lebensmitteldatenbank
Rohes Fleisch vom Elch in der amerikanischen Lebensmitteldatenbank

Kann man das Aminosäurenprofil von Kontinent zu Kontinent übertragen? Laut Wikipedia ist der Elch „in der Neuen Welt besonders artenreich vertreten“. Da wir auch nicht wissen, ob es signifikante Unterschiede zwischen den Arten gibt, gehe ich einfach mal davon aus, dass die Aminosäurenmuster schon ähnlich sind. Andere Daten haben wir auch nicht.

3. Konstruktion von Elchfleisch für Hannes Seinen Futterrechner

So, wie kommen wir nun zu barfgerechten Elchfleischdaten? Wir treffen Annahmen:

  • Wahrscheinlich essen die norwegischen Jäger die zarten und fettarmen Stücke wie das Filet und das Roastbeef selber und überlassen die fetten und sehnigen Stücke den Hunden. Da der BARFer ja fettes Muskelfleisch bevorzugt und dieses anscheinend auch im BARF-Markt gehandelt wird, könnte Bauchfleisch Verwendung finden.
  • So ein Elch kann bis über 500kg wiegen. Das ist schon mit dem Rind zu vergleichen. Da sind die Fleisch-Teile recht unterschiedlich. Kann man rechnerisch den Fettgehalt einfach hochschrauben oder gibt es nennenswerte Unterschiede in den Mikronährstoffen?
  • Ein Vergleich zwischen Roastbeef und Bauchfleisch beim Rind hinsichtlich Aminosäuren- und Fettsäurenprofil könnte uns einen Hinweis geben, ob man rechnerisch einfach den Fettanteil hochschrauben kann. Der Vergleich zeigt: Das Aminosäurenprofil bei beiden Rinderteilen ist fast identisch, während beim Fettsäurenprofil der Linolsäuregehalt im Roastbeef etwas höher ausfällt und der O3-gehalt etwa gleich ist. Allerdings ist bei unter 5% Fett im Roastbeef schon auch von Rundungsfehlern auszugehen. Ich halte das für zulässig.
  • Welcher Fettgehalt soll’s werden? Während Roastbeef beim Rind mit 22%Protein und 4% Fett daherkommt, ist es beim schwedischen Elch 24% und 1%. Also wildtypisch magerer als gemästetes Tier. Das Bauchfleisch vom Rind enthält nur 17% Protein und 20% Fett, während die Mehrheit der BARF-Elche auf 18% Protein und 16% Fett kommt. Ich halte die BARF-Mehrheits-Aufteilung für denkbar.

Für Hannes Seinen Futterrechner wird der Elch wie folgt konstruiert:

  1. Vorlage für die meisten Werte sind die schwedischen Tiefkühl-Elch-Scheibchen.
  2. Der Fett – Gehalt nebst ausgewiesener Fettsäuren wird auf 16% hochskaliert:
    Fett- und Fettsäuren werden berechnet als 16 / 4,8 = 3,33 x Schweden-Zahlen
  3. Alle anderen Makro- und Mikro – Nährstoffe werden entsprechend herunter skaliert:
    Übrige Schweden-Daten werden berechnet als (100-16) / (100-4,8) = 84 / 95,2 = 0,88 x Schweden-Zahlen
  4. Mangan und Kupfer werden aus der US – Datenbank hergeleitet, B5 ist in keinem von beiden gelistet:
    Die anzurechnende Menge beträgt 78,7% der 100g-Werte.
  5. Die verbleibende Proteinmenge wird mit dem Aminosäurenprofil des amerikanischen Elches unterfüttert, Cystein und Tryptophan fehlen:
    Die anzurechnende Menge beträgt 78,7% der 100g-Werte.
  6. Der Energiegehalt wird aus den berechneten Makronährstoffen berechnet:
    16.7 x % Protein + 37.6 x % Fett + 16.7 x % Kohlenhydrate.

4. Analyse und finale Korrekturen des konstruierten Elchs

Die Berechnung ergibt jetzt folgende Zusammensetzung bei 16% Fett und 17,5% Protein:

Wasser-/Inhaltsstoffgehalt Wasser65%Trockenmasse35%
Gewicht der Makronährstoffe Prot51%Fett47%Asche3% Energie der Makronährstoffe Prot33%Fett67%
Zusammensetzung des konstruierten Elch-Fleischs

Aminosäurenprofil des konstruierten Elchs

Verfütterte ich an Hannes 350g Elch, wäre sein Proteinbedarf genau gedeckt und sein Kalorienbedarf zu 2/3. Nun fehlen uns ja noch ein paar Werte. Da Elche in die Familie der Hirsche gehören, ziehen wir zum Vergleich gleich mal die Analyse von 297g normal-magerem Hirschfleisch hinzu, die ebenfalls genau seinen Proteinbedarf decken, aber nur 1/3 seines Energiebedarfs.

Aminosäuren Bedarfsdeckung in % 300g Elch 100 Prot 229 Arg 279 His 184 Ile 190 Leu 376 Lys 116 Met 61 MC 144 Phe 166 PT 162 Thr 0 Trp 169 Val 100% Aminosäuren Bedarfsdeckung in % 297g Hirsch 100 Prot 240 Arg 217 His 199 Ile 175 Leu 349 Lys 118 Met 91 MC 138 Phe 160 PT 161 Thr 115 Trp 158 Val 100%
Aminosäurenprofil des konstruierten Elchs im Vergleich zum normalfetten Hirsch

Man erkennt schön, dass der fehlende Cystein – Wert die Proteinqualität sehr mindert und das Fehlen von Tryptophan das Protein komplett entwertet. Man erkennt ferner, dass die Muster bis auf Arginin und Histidin recht ähnlich sind. Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass diese beiden Aminosäuren dem Elch tatsächlich komplett fehlen, erlaube ich mir, diese beiden Aminosäuren aus dem Verhältnis Methionin:Cystein im Hirsch-Protein abzuleiten und dem Elch hinzuzufügen.

Mineralisierung des konstruierten Elchs

Die höchste Mineralstoffdeckung liefert bei beiden Tierarten das Eisen. Fütterte ich Hannes 500g von unserem konstruierten Elch und 538g Hirsch, wäre jeweils sein Eisenbedarf komplett gedeckt. Uns fehlt Chlorid in den Daten. Für eine Schätzung könnte eine Herleitung aus dem Verhältnis Natrium:Chlorid im Hirsch herhalten:

Mineralstoffe Bedarfsdeckung in % 500g Elch 3 Ca 62 P 84 K 95 Na 0 Cl 40 Mg 10 Cu 0 J 100 Fe 3 Mn 17 Se* 89 Zn 100% Mineralstoffe Bedarfsdeckung in % 538g Hirsch 3 Ca 75 P 90 K 87 Na 44 Cl 43 Mg 44 Cu 0 J 100 Fe 0 Mn 0 Se* 70 Zn 100%
Mineralien und Spurenelemente des konstruierten Elchs im Vergleich zum normalfetten Hirsch

Vitamingehalt im Elch

Füttere ich Hannes 126g des konstruierten Elchs und 163g des normalfetten Hirschs, wäre jeweils sein Vitamin B6-Gehalt gedeckt. Leider ist bei den Vitaminen keinerlei gemeinsames Muster zu erkennen, aus dem ich einen plausiblen Wert für das fehlende Vitamin B5 ableiten könnte. Es erstaunt nicht, dass bei dem Fettgehalt ein paar mehr fettlösliche Vitamine im Elch als im Hirsch zu finden sind. Der derart geringe B1-Gehalt bei gleichzeitig doch deutlich höherem B12-Gehalt erstaunt mich schon sehr. Ich unterstelle hilfsweise einen Bedarfsdeckungsgrad des B5 wie beim B2.

Vitamine Bedarfsdeckung in % 126g Elch 1 A 8 D 7 E 12 B1 11 B2 0 B5 100 B6 62 B12 179 B3 8 B9 100% Vitamine Bedarfsdeckung in % 263g Hirsch 0 A 0 D 1 E 44 B1 16 B2 27 B5 100 B6 14 B12 115 B3 9 B9 100%
Vitamine des konstruierten Elchs im Vergleich zum normalfetten Hirsch

Das Elchfleisch in Hannes seinem Futterrechner ist so wie hier beschrieben abgeleitet. Es gibt keine einzelne öffentliche Datenbank zur Verifizierung. Ein Labor habe ich auch nicht. Ich bitte dies bei der Nutzung dieses Lebensmittels zu beachten!

Veröffentlicht unter Blog, Zutaten

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